Review Lee Harvey & The Oswalds – Tombola

  • Label: Bacon Belt
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Rock

LEE HARVEY & THE OSWALDS gehören zweifelsohne zu den außergewöhnlicheren Bands, die die Münchner Metal-Szene zu bieten hat – und das nicht nur des Namens wegen, oder weil sich Sänger Manuel Leupold live gerne mal seiner Hosen entledigt und in Boxershorts rücklings auf der Bühne liegend den Marienkäfer macht.

Nein, auch musikalisch hat das Septett einiges zu bieten – zumindest all jenen, die einer so kruden wie sympathischen Mischung aus Rock, Metal, Blues und Funk nicht abgeneigt sind.Bereits der Opener und Titeltrack des Albums, „Tombola“ lässt erahnen, was die nächste knappe Stunde auf den Hörer wartet: Funkige Rhythmusgitarren, aufgeregte Bläser und chillige Soli an Pinao und Gitarre geben den Ton an.
Wer sich jetzt jedoch in Sicherheit wiegt und denkt, man hätte es hier mit easy listening oder gar „Entspannungsmusik“, um noch einen dieser ekelhaften Termini zu nutzen, zu tun, irrt gewaltig – und wird bereits vom darauf folgenden „Break Down“ zurück in die Realität geholt… knüppeln LEE HARVEY & THE OSWALDS hier doch munter drauf los, und neben dem sympathisch quäkenden Rock-Gesang wird auch mal kräftig gegrowlt.
Ist der Rahmen durch diese beiden Extrembeispiele erst einmal abgesteckt, musiziert sich’s gänzlich ungeniert, wie es scheint – musizieren, grooven und solieren sich LEE HARVEY im Folgenden doch extrem lässig durch gute 50 Minuten Spielzeit. Auffällig dabei immer wieder die Saxophon-Einlagen, wohl ob ihres Exotencharakters im Rock/Metal-Bereich – auch wenn sie sich in die Musik der Truppe aus Bayerns Landeshauptstadt perfekt eingliedern.
Vor Überraschungen ist man hier dennoch nicht gefeit – wie die Kombination aus dem funkig-stressigen „Project 52“ und der direkt im Anschluss folgenden Ambient-Space-Rock-Nummer „The Sky Remains In Silence“ zeigt. Doch genau hier liegt die Qualität von „Tombola“: Man weiß nie, was als nächstes kommt, und dennoch ergibt alles zusammen ein stimmiges Bild.
Dass es sich bei dem Werk, am Rande bemerkt, um eine Eigenproduktion handelt, merkt man beim besten Willen nicht. Denn auch, wenn der gerade in den harten Passagen etwas mumpfige Distortion-Gitarrensound Geschmackssache ist, klingt das Endergebnis auf alle Fälle in sich stimmig und weiß so zu überzeugen.

Mit „Tombola“ legen LEE HARVEY & THE OSWALDS über ihr selbstgegründetes Label Bacon Belt ein wirklich starkes Album vor, welches allen Fans gutgemachter, innovativer und vielseitiger Musik aus dem Rock/Metal-Bereich ans Herz gelegt werden kann. Es ist mal wieder Zeit für gelebten egoistischen Altruismus: Kaufen, sich daran erfreuen und nebenbei eine Newcomer-Undergroundband supporten. Was gibt es schöneres…

Anspieltipps: Wer das Duo Infernale „Tombola“ und „Break Down“ „übersteht“, dürfte gefeit sein, auch den Rest des Albums genießen zu können – wer bereits hier kapituliert, tut gut daran, nicht weiter zu hören – bei Zuwiderhandlung wird für physische oder psychische Schäden keine Haftung übernommen!

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert