Review Loth – Apocryphe

  • Label: Vendetta
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Black Metal

Black Metal findet man in Frankreich in nahezu all seinen Ausformungen. Wer ihn avantgardistisch, mit Industrial oder Post-Rock vermengt bevorzugt, kann sich an Alcest, Blut aus Nord oder Deathspell Omega halten, während Traditionalisten vermutlich nach wie vor die berühmt-berüchtigten Légions Noires verehren. In welchem dieser in Teilen doch schlimm verfeindeten Lager LOTH beheimatet sind, lässt sich nicht ganz leicht feststellen. Auf „Apocryphe“, dem zweiten Album der zweiköpfigen Jungband, die erst 2016 ihr selbstbetiteltes Debüt herausgebracht hat, wird man anfangs nämlich in gewisser Weise ein wenig an der Nase herumgeführt. Unabhängig davon, ob LOTH eher nostalgische oder vorausschauende Black-Metal-Hörer ansprechen, fragt sich natürlich auch noch, ob sie ihre Sache gut machen.

Der Grund für die anfängliche Verwirrung über das musikalische Selbstverständnis von LOTH liegt in der Art und Weise, auf die sie ihr Zweitwerk einläuten: „Douce Dame Jolie“ ist ein französisches Volkslied aus dem 14. Jahrhundert, das die Black-Metaller mit lieblichem Frauengesang, melancholischen Akustikgitarren und Streichern sowie dezenten Trommeln aufarbeiten. Auf diesen wirklich schönen, mittelalterlich-romantischen Einstieg folgt mit „Mourir à Metz“ jedoch das böse Erwachen oder genauer gesagt das im Titel verkündete Todesurteil.

Die restliche Spielzeit, die sich auf 36 Minuten – aufgeteilt auf drei Songs – beläuft, spielt sich im harschen Kontrast zum Intro fast ausschließlich im schwarzmetallischen Hier und Jetzt ab. Welcher Sinn sich hinter diesem unsanften und endgültigen Umbruch verbirgt, bleibt bis zuletzt ein ungelöstes Rätsel. Viel schwerer wiegt jedoch die Tatsache, dass LOTH dadurch den Blick auf sämtliche Unzulänglichkeiten ihres selbst erdachten Liedguts lenken. Diese bestehen im Wesentlichen darin, dass die beiden Akteure hinter der Band als Künstler offenbar rein gar nichts Interessantes zu sagen haben.

Die Gitarren mögen durchaus eine gewisse Trostlosigkeit zum Ausdruck bringen, ebenso wie die eher leise abgemischten, verzweifelten Screams, und das Drumming ist so wild und ungehemmt, wie es diese Form des Black Metal verlangt – dennoch ist „Apocryphe“ die meiste Zeit über einfach nur ermüdend. Nicht eine noch so kurze Passage bleibt auf Dauer hängen und dass LOTH auf „Mourir à Metz“ doch noch abrupt einen kleinen Akustik-Abschnitt (zusammen mit einem unsäglich künstlichen Gewitter-Sample) einbauen, wirkt völlig willkürlich. Die tristen Flöten, die LOTH an das Ende des abschließenden Titeltracks gesetzt haben, klingen gar derart eintönig, dass man meinen könnte, es handele sich um die Aufnahme einer hängengebliebenen Schallplatte.

Die Produktion ist dumpf und unsauber, die Musik selbst quälend monoton und absolut belanglos – LOTH vereinen in ihrer zweiten Platte gewissermaßen die beiden großen Problemfelder, mit denen man im Black-Metal-Underground unglücklicherweise viel zu oft konfrontiert wird. Wenn der einzige Höhepunkt eines Schwarzmetall-Werks in einem deplatzierten (wenn auch für sich genommen sehr schönen) Mittelalter-Folk-Intro liegt, muss man dieses wohl als misslungen ansehen. In diesem Fall kann man das Buch also nach seinem Einband beurteilen: Die Musik von LOTH ist leider ebenso frei von Ästhetik wie ihr Bandlogo – selbst für Extreme-Metal-Verhältnisse.

Wertung: 3.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert