Review North Atlantic Oscillation – Fog Electric

Puh, schwere Kost liefern dieser Tage die britischen Post-Rocker NORTH ATLANTIC OSCILLATION mit ihrem Album „Fog Electric“. Das Zwei-Mann-Projekt aus Edinburgh bedient sich einiger Sessionmusiker und hat jüngst das zweite Album der Bandgeschichte vorgelegt. Benannt hat man sich nach dem meteorologischen Begriff der nordatlantischen Oszillation, welche grob gesagt das Verhältnis zwischen Islandtief und Azorenhoch mit den jeweiligen Konsequenzen für das Wetter u.a. in Mitteleuropa angibt.

Klingt wissenschaftlich und so geraten Ben Martin und Sam Healy schnell in Verdacht, kopflastig und progressiv zu agieren – ein Verdacht, den man mit den 47 Minuten von „Fog Electric“ nicht ausräumen kann. Nicht nur die Songtitel schlagen in die gleiche Kerbe, da ist von Barometern und Tidenhub die Rede, sondern auch musikalisch bietet man alles andere als leicht verdauliche Kost – zumindest in meinen Ohren. Vom Stil her lehnt man sich schon an die wohlklingenden Namen im Post- bzw. progressiven Bereich an, diverse Breaks erinnern stark an die Landsmänner von Porcupine Tree und dass sie Steve Wilson sicher nicht für einen schlechten Sänger halten, zeigen sie mit der einen oder anderen Hommage an den Stachelschweinchenbaum-Fronter. Ein wenig verwunderlich ist es schon: Die Songs sind allesamt nicht übermäßig lang und das Riffing, ach, eigentlich das gesamte Songwriting ist nicht allzu kompliziert angelegt und dennoch dauert es gefühlte Ewigkeiten, bis mal was im Ohr hängen bleibt.
Eigentlich sind die meisten Stücke auch ganz nett durcharrangiert, der Spannungsbogen nimmt einen schönen Verlauf, der gesamte Aufbau der Lieder ist interessant ausgestaltet, die gewählten Sounds passen gut zueinander, bieten aber trotzdem genug Abwechslung, um Langeweile auf Dauer zu verhindern, am transparent-warmem Sound zu meckern verbietet sich ebenfalls. Der Preis scheint eine geringe Eingängigkeit zu sein, die vom Hörer einiges an Einsatz verlangt, man kann das Album sicher auch mal nebenbei hören, sollte sich dann aber nicht wundern, wenn man sich hinterher an nichts erinnert. Auch bei vollkommener Aufmerksamkeit muss man schon ein gewisses Durchhaltevermögen an den Tag legen.

Als Einstieg in die progressive Szene würde ich NORTH ATLANTIC OSCILLATION entsprechend nicht empfehlen, hier greifen alte Hasen zielsicherer zu und Anfänger probieren sich an genannten Genrevorreitern. Ein Ohr zu riskieren, kann aber gewiss nicht falsch sein, man hat gerade in diesem Bereich auch schon viel schlechteres in der letzten Zeit zu hören hekommen.<

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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