Review Panama Picture – Oh, Machine

Manche Bands machen es einem einfach, wenn man versucht zu ergründen, in welcher Tradition ihre Musik steht. Im Falle von PANAMA PICTURE steht am Ende des Booklets ein zentral gehaltenes „In Gedenken an Oceansize“, was bereits nach den ersten Tönen ihres Debüt-Albums „Oh, Machine“ einleuchtend erscheint. Nachdem sich Oceansize aus England letztes Jahr nach einigen von Kritikern hochgelobten Alben aufgelöst haben und eine nicht zu unterschätzende Lücke im Genre des intelligenten Alternative Rock zurückließen, versuchen sich nun also auch PANAMA PICTURE aus Hamburg daran, diesen Platz zu füllen. Und was soll man sagen: Das, was die junge Band auf ihrem Debüt-Album präsentiert, stellt mit ihrem intelligenten Songwriting mit Elementen aus Post-Hardcore, Emo und Alternative Rock ein enorm starkes Statement dar, welches mit eigenständigem Sound und einer melancholischen Atmosphäre zu begeistern weiß.

Mit sphärischen, oft verhallten Flächen wird „Oh, Machine“ eröffnet, um beispielsweise in „Paper City“ immer wieder perlende Gitarrenläufe vorzuführen, in fette Wall Of Sounds auszubrechen oder neben eingängigen Teilen auch immer wieder rhythmische und tonale Verschrobenheiten in das Klangbild einzuweben. Die komplexen Songstrukturen sind bis ins letzte Detail durchdacht und schaffen es immer wieder, mitreißende Momente zu erzeugen, den Übergang zwischen lauten und leisen Teilen niemals plump zu gestalten, sondern intelligent und schlüssig in den Aufbau der Songs zu integrieren. Sänger Robin Helm ruft über den Verlauf von „Oh, Machine“ sein gesamtes Klangspektrum ab und setzt neben hoffnungsvollem, lang gezogenem Gesang auch immer wieder Geschrei ein, welches durch verzerrte Effekte über seiner Stimme noch einmal weiter nach vorne getrieben wird. Dass er vor allem in den cleanen Teilen manchmal etwas zu dünn klingt, ist wohl auch der Produktion zuzuschreiben. Wenn nach fetten Gitarren und verträumten Flächen im abschließenden „If She Had Known / Epilogue“ schließlich auch noch elektronisches Geplucker überhand gewinnt, kommt der Soundkosmos von PANAMA PICTURE zu einem schlüssigen Ganzen.

Was tatsächlich unfassbar erscheint, ist, dass sich die fünf Musiker erst 2010 kennengelernt haben und es geschafft haben, innerhalb eines Jahres ein so großes Stück Musik zu schreiben und zu veröffentlichen, welches ihren Vorbildern in quasi nichts nachsteht und diese teilweise sogar noch zu übertreffen weiß. Eben auch, weil es ein Debüt-Album darstellt, sind die kleinen Mängel in der Produktion nicht so hoch anzurechnen. Dass der Gesang von Robin Helm an manchen Stellen noch an Eigenständigkeit vermissen lässt und sich ganz eindeutig auf die Vorbilder wie Oceansize oder Biffy Clyro bezieht, ist ein kleiner Makel, der mit kommenden Veröffentlichungen und der Weiterentwicklung des Bandsounds sicherlich behoben werden wird (darüber hinaus sind Mike Vennart und Simon Neil nicht die schlechtesten Vorbilder, die man nachahmen kann). Wenn die Entwicklung der jungen Band aus Hamburg so weitergeht, wird PANAMA PICTURE den Status als Geheimtipp sicher schnell verlieren und schnell in einem Atemzug mit ihren Idolen genannt werden.

Wertung: 8 / 10

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