Review Syrach – Days Of Wrath

  • Label: Napalm
  • Veröffentlicht: 2007
  • Spielart: Doom Metal

Eine Band, die in 14 Jahren Bandgeschichte gerademal ein Album und eine Handvoll Demos veröffentlicht hat – wenn das kein Doom ist! Vielleicht sagen sich die fünf Norweger von SYRACH aber auch: „Wer cool ist, lässt sich eben Zeit.“ Und warum auch nicht? Oftmals steht am Ende einer langen Produktionsphase ein hochwertiges Ergebnis, und zu viele Alben in zu kurzer Zeit sind häufig zu viel des Guten (ich verweise hier mal dezent auf Korpiklaani mit zwei Alben innerhalb weniger Monate). Zwölf Jahre haben SYRACH ihren Kreativprozess dauern lassen, tourten durch die Weltgeschichte, ließen das Wechselkarussell kreisen und stehen nun mit „Days of Wrath“ wieder auf der Matte.

Eine gute Stunde Musik beinhaltet der Silberling, man kann der Band daher zumindest nicht vorwerfen, sie hätte am Ende der ewigen Schaffensphase ein von der Spiellänge her mickriges Album abgeliefert. Auch das Cover weiß mit seinem Flammenmeer und den menschlichen Silhouetten zu gefallen. Was gibt es hier also zu hören? Nach dem experimentellen Progressive-Doom von Veni Domine war ich auf alles vorbereitet und hatte mir vorgenommen, nicht mehr so sehr auf die öffentlichen Genrebezeichnungen zu hören – „Im Wein liegt Wahrheit, der Schwindel steckt im Etikett“. Doch gleich beim Opener kommt Entspannung daher: SYRACH spielen ziemlich straight, verlieren sich nur ganz selten in etwas vertrackteren Rhythmen und Strukturen. Große Überraschung gleich zu Beginn: Der Herr Ripper lässt anstatt klarem Gesang ein rauhes Grunzen erklingen, das düster ist, aber nie zum kellertiefen Gerülpse wird, und das erste Mal leuchtet es mir bei einer Doom-Band ein, warum Doom Metal auch als „der kleine, dicke Bruder von Death Metal“ bezeichnet wird. Erfrischend!

Überhaupt legen sich SYRACH selten in der Wahl ihrer Mittel fest, sondern würzen ihre Songs frisch, fromm, fröhlich, frei mit allerlei Einsprengseln, die den Liedern mehr Charakter und Kontur verpassen. „Semper Ardens“ bietet sowohl den gewohnten rauhen Gesang als auch eine fast opernhafte männliche Stimme sowie orientalisch anmutende Zeilen von einer Dame, die mit einer brillanten, glasklaren Stimme gesegnet ist; der Frauengesang findet sich auch bei „The Twilight Enigma“ wieder und weiß wirklich sehr zu gefallen. Ruhige Zwischenspiele bieten Atempausen zwischen den bleischweren Passagen mit verzerrten Gitarren, beispielsweise in „Are you able to breathe Fire?“ oder „A Death Tear“.
Fundament des Ganzen ist die wuchtige Gitarrenarbeit. Die Herren 8-Ball und Reichborn haben ein ziemlich gutes Näschen für hervorragende Riffs mit Dampfwalzencharakter, bestes Beispiel hierfür ist sicherlich „Nine Fallen Men“, dessen Grundriff die Manifestation einer Abrissbirne sein könnte. Ein weiterer Nackenschmerzengarant ist der mitreißende Midtempo-Teil von „Stigma Diabolikum“, in dem die Sechssaiter mit tollen Melodien glänzen. Auffällig ist sowieso, dass SYRACH öfter mal das Gaspedal durchdrücken, so im eben erwähnten „Stigma Diabolikum“ oder auch „A Death Tear“, das ebenso wie „The Twilight Enigma“ sogar mit Doublebass-Einsätzen aufwartet. Natürlich wird auch die Doom-Keule richtig ausgepackt, hauptsächlich beim überlangen „The firm Grip of Death“.

Was soll ich sagen? SYRACH habens einfach ziemlich drauf, man bekommt hier abwechslungsreichen und erstaunlich kurzweiligen Doom Metal zu hören, und die Band scheut sich nicht, immer mal wieder etwas Neues oder Überraschendes einzustreuen. Die lange Schaffensphase hat sich offensichtlich wirklich gelohnt, denn mit „Days of Wrath“ liegt tatsächlich ein kurzweiliges, höchst unterhaltsames, aber auch atmosphärisches und mit viel Langzeitpotenzial ausgestattetes Album vor, das sich in fast allen Belangen sehen lassen kann. „Semper ardens“, „Stigma Diabolikum“ und „Nine fallen Men“ sind richtige Highlights, und auch der Rest macht richtig Spaß und lädt zum wiederholten Hören ein. Hoffentlich müssen wir diesmal nicht wieder zwölf Jahre bis zum nächsten Output warten!

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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