Review Thabu – Reborn

Auf der metallischen Weltkarte ist Südamerika schon lange kein unbebautes Gebiet mehr – das beweisen neben einigen wirklich großen Gruppen wie Angra oder Sepultura immer wieder auch kleinere Kapellen, zu denen sich dieser Tage die Argentinier von THABU gesellen. Nach dem noch in der Landessprache betitelten Erstlingswerk „La Opresión De Lo Inevitable “ folgt nun der Schritt in die lingua franca – „Reborn“ soll dem Quartett weltweit neue Hörer erschließen und nebenbei zeigen, dass es mit THABU nun auch eine Band aus Argentinien gibt, die klassischen Prog-Metal europäischer Couleur spielen.

Der Opener „A Game Of Lies“ versetzt den Hörer – in medias res – direkt in ein grooviges Stampfgewitter, über das sich altbewährte Arpeggioläufe legen, wie sie seit den Skaleneskapaden Malmsteens zum festen Inventar dieses Genres gehören. Völlig konträr zur Erwartung entwickelt sich der Song jedoch nicht zu einer glattgeschliffenen Prog-Perle im Stile von Dream Theater, sondern ist an allen Ecken und Enden kantig und sperrig. Eher Brocken als Perle. Damit ist letztlich ein Bild für das ganze Werk erschlossen – „Reborn“ ist ein teils recht sperriges Stück Musik geworden, das einige Durchläufe braucht, um zu zünden. Leider fällt einem gerade dann auf, dass längst nicht alle Stücke wie aus einem Guss klingen. Häufig stehen die einzelnen, für sich genommen interessanten Parts zusammenhangslos nebeneinander. Es soll niemand glauben, dass es ein Leichtes wäre, einen guten Prog-Song zu komponieren. Dass die vielleicht größte Schwierigkeit darin besteht, eine Vielzahl von Ideen zu einem homogenen Ganzen zusammenzubauen, hört man einigen der Stücke auf „Reborn“ leider nur zu deutlich an.

Dass der Zweitling der Argentinier aber auch auf einige Stärken verweisen kann, soll hier nicht verschwiegen werden – obwohl ich die technische Finesse der vier Musiker nur kurz erwähnen will (das gehört in diesem Genre nicht nur zum guten Ton, sondern ist vielmehr die Eintrittskarte per se). Der Grundtenor der Scheibe ist für Prog-Verhältnisse eher hart und aggressiv ausgefallen. Das liegt nicht nur an den walzenden Mid-Tempo-Riffs, sondern auch und vor allem an der rauen, kräftigen Stimme von Sänger James Robledo , der stark nach Russell Allen von Symphony X erinnert. Dem Mann gelingen zwar einige bemerkenswerte Gesangslinien (vor allem im Titelstück und dem darauffolgenden „Fictionating The Present“), aber das Arrangement der Gesangsspuren ist definitv ausbaufähig – viel zu oft werden die Töne viel zu lang gehalten, stellt man sich die Frage, wann der gute Mann mal wieder Luft holen möchte. Das ist schlicht zu viel des Guten.

Ansonsten gibt es noch recht berechnete ruhige Momente („Beyond The End“), hier und da heftigere Ausbrüche und zwei Instrumentalstücke, die ich – bezeichnenderweise – für die besten Songs der Platte halte (vor allem das abwechslungsreiche „Violentango“, das seinem Namen voll gerecht wird). Alles in allem eine solide Darbietung, der es an wirklich packenden Momenten mangelt. Wer auf technisch anspruchsvollen Metal steht, sollte dem Quartett eine Chance geben. Ich sehe hier noch deutliches Potential nach oben.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Manuel Förderer

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