Review This April Scenery – Liminality

„Die Energie von The Mars Volta trifft auf die Düsternis von The Cure.“ So wird das zweite Album „Liminality“ von THIS APRIL SCENERY zumindest auf der Facebook-Seite der Band angepriesen. Erkundigt man sich über die Genre-Kategorisierung, stößt man unter anderem auf Begriffe wie Post-Rock, Post-Hardcore und Progressive Rock. Hochgestochene Selbstdarstellungen wie diese sind leider allzu oft von herben Enttäuschungen gefolgt, sodass man erst mal mit einer eigentümlichen Mischung aus erwartungsvoller Neugier und vorsichtiger Skepsis an die Musik der Deutschen herangeht.

Schnell wird klar: Der Verweis auf The Mars Volta und The Cure hinkt schlimmer als ein einbeiniger Kriegsveteran. Davon abgesehen, dass man die Brücke von Düsternis zu The Cure eigentlich fast nur über „Pornography“ und „Disintegration“ schlagen kann, ist davon bei THIS APRIL SCENERY praktisch keine Spur zu sehen bzw. zu hören. The Mars Volta lassen sich da schon etwas besser mit der deutschen Ausnahmeband um Frontmann Nico Vetter vergleichen, aber ganz so progressiv gehen Letzte dann doch nicht zu Werke. Doch nun kommt das große Aber: Trotz des dürftigen Vergleichs hinterlassen THIS APRIL SCENERY einen wirklich guten Eindruck. Bereits das eröffnende „Mallory Bloom“ gehört mit seinen schnellen, energetischen und verspielten Gitarrenmelodien sowie unerwartet harten Drum-Beats zu den Highlights der Platte.
Generell sind die Gitarren das Beste an „Liminality“, seien es die ungewöhnliche und doch verdammt eingängige, lebensfrohe Hauptmelodie in „Shifty Eyes“, die schrägen Frickel-Einlagen in „Modern Hustle“ oder die sanften, atmosphärischen Post-Rock-Gitarren in „Myriads Of Future Plans“ und „Caught In Mediocrity“, in dem die Vocals dann tatsächlich sogar ein bisschen an The Cure denken lassen. Die Vocals sind gegenüber den Gitarren gar nicht mal so sehr im Vordergrund, was insofern vorteilhaft ist, als sie nicht ganz so außergewöhnlich klingen wie die Saiteninstrumente. Nico macht seinen Job zwar ganz gut und variiert seine eher hohen Cleans genug, um sie catchy zu machen, sticht damit aber nicht wirklich aus der Masse vergleichbarer Bands heraus.
Die spärlichen Shout-Ansätze sind eher schwach und als solche kaum zu erkennen. Die Härte einer Metal- oder Hardcore-Band sucht man bei THIS APRIL SCENERY also vergebens. Der Abschlusstrack „Windy Chill“, der mit fast sieben Minuten doppelt so lang ist wie der Durchschnitt der übrigen Nummern, bildet mit seinem heftigen Tremolo-Picking im Mittelteil diesbezüglich eine der wenigen Ausnahmen. Auch sonst ist ebenjener Song ein besonderer Höhepunkt des Albums, der sich durch seinen spannenden Aufbau und die schöne, luftig-leichtfüßige Hauptmelodie auszeichnet.

„Liminality“ ist jedenfalls ein Stück Musik, das vor allem von seinem Abwechslungsreichtum lebt. Die Atmosphäre ist so wechselhaft wie das namensgebende Monat: mal melancholisch oder entspannt, dann wieder fröhlich oder gehetzt, aber stets in sich stimmig. Von Zeit zu Zeit wirken die Kompositionen jedoch etwas zu ziellos bzw. zu kurz geraten, eine längere Spielzeit hätte den einzelnen Tracks oder dem Album als Ganzes sicherlich gutgetan. Nichtsdestotrotz ist THIS APRIL SCENERY mit ihrem zweiten Full-Length ein wirklich gutes Album gelungen, das sich in vielen Aspekten sehen bzw. hören lassen kann.

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Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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