Review Widow – Nightlife

  • Label: Cruz Del Sur
  • Veröffentlicht: 2007
  • Spielart: Heavy Metal

Mit einer Witwe assoziiert man doch oft eine alte Frau, die etwas verhutzelt aussieht und der etwas Wichtiges fehlt. Richtig, WIDOW fehlt auch gewaltig etwas: Die Daseinsberechtigung! Oha, harte Worte, so will ich sie mit Leben füllen…

Der Vierer hat sich dem klassischen Midtempo-Heavy Metal verschrieben, würzt diesen mit gelegentlichen Growls. Soweit, so unspannend, damit hätte man vor zwanzig Jahren bestimmt den Blumentopf für Kreativität gewonnen, heute nicht mehr. Dabei schaffen es die Herren auch noch ihrer geringen Eigenleistung durch absolutes 08/15-Geklampfe und Standard-Drumpatterns jegliche Spannung zu nehmen. „Nightlife“ ist flach, ja, das muss man so sagen. Nicht nur im Bezug auf die Instrumentalisierung: Auch der Gesang erinnet frappierend an einen gewissen Komiker namens Yankovic. Natürlich klingt John E. Wooten IV keineswegs so wandlungsfähig wie Weird Al, sondern eher so, wie wenn dieser versucht bewusst mies zu trällern. Oh je! Die Growls, die laut Myspace-Profil von den „Death Metal-Wurzeln“ der Band herrühren, sind ebenso kraftlos und ohne jede Energie.Soviel erstmal zur Musik, einen besonders fetter Minuspunkt offenbart aber der Blick ins Booklet: Wie bitte, wir haben es mit Muttersprachlern zu tun? Solche Reime hätte ich eher erwartet, wenn ein Englischlehrer an seine achte Klasse die Hausaufgabe stellt, einen Liedtext zu schreiben. Ich möchte gerne eine Kostprobe geben: „Bright lights always shining down // you’re the best around // living your big dream // my beauty queen“ So, warum „my beauty queen“ nun auch noch guttural gesungen wird, erschließt sich mir beim besten Willen nicht. Der Punkt ist, dass die Texte, die man sich viel besser auf einen Radio-R’n’B-Popsong vorstellen könnte, niemals in Relation zu der Musik stehen. Ich habe ja durchaus nichts gegen Metalballaden mit von mir aus auch schnulzigen Texten, aber dann bitte auch Gefühl in der Musik und nicht derart platter Heavy Metal.

Klar, hier und da ist ein gutes Riff dabei, das wird dann natürlich aber auch so endlos ausgekostet, dass einem jeder Spaß daran vergeht. Auch muss ich gestehen, dass der Anfang von „We Will Meet Again“ ganz gut mitreißt. Nur ziehen Widow dieses Riff und diesen Schlagzeugrhythmus fast den gesamten Song durch, wie will man da noch Freude dran haben? Näher will ich auch gar nicht auf die einzelnen Songs eingehen, denn die unterscheiden sich – wie man sich schon fast denken kann – eh kaum voneinander. Wenn man beim Hören plötzlich denkt: Huh, da kommt ja doch mal sowas wie ein gutes Lied, dann ist man schon bei den letzten beiden Tracks anbelangt, und das sind – Coverversionen von Van Halen und Kiss. Schade!

Ganz ehrlich, ich schreibe nicht oft und nicht gern Verrisse, aber manchmal geht es nicht anders. Dieses Album ist einfach der ganz große Griff ins Klo, ich spreche hiermit eine große Ignorierempfehlung aus.

Wertung: 2 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert