2023 – Rückblick der Redaktion

2023 ist Geschichte: Was bleibt aus zwölf Monaten Heavy Metal?

Es mag eine persönliche Sache sein, aber einen Jahresrückblick zu verfassen ist derzeit in etwa so erbaulich, wie eine Grabrede zu schreiben: Wohin man blickt, geht die Welt vor die Hunde. Auf die Pandemie – die längst nicht überstanden ist, nur weil wir uns gesamtgesellschaftlich dazu entschieden haben, sie zu ignorieren – und den andauernden Krieg in der Ukraine folgten mit immer verheerenderen Folgen des Klimawandels und einer abscheulichen Eskalation des Nahostkonfliktes immer weitere Katastrophen. Und blickt man auf die Wahlergebnisse in Teilen Deutschlands, eine mögliche weitere Präsidentschaft von Donald Trump in den USA und die immer weitere Spaltung der Gesellschaft – global wie lokal -, gibt es auch wenig Anlass zu fundiertem Optimismus.

Umso wichtiger ist es, sich auf die vielleicht kleinen, aber eben auch ermutigenden Dinge zu fokussieren: Dass wir mit unserer zweiten Charity-Tombola im Rahmen des DARK EASTER METAL MEETING 2023 das Ergebnis der ersten Spendenaktion noch mal deutlich übertreffen und dank EURER Unterstützung 1.500 € an UNICEF überweisen konnten, hat mich abermals sehr bewegt. Im Namen von Metal1.info und UNICEF möchte ich mich von ganzem Herzen für die Unterstützung bedanken und jeden, der es sich leisten kann, ermuntern, auch weiterhin für gute Zwecke zu spenden. Ob UNICEF, Aktion Deutschland hilft oder Ärzte ohne Grenzen, die im Ausland ihr Möglichstes tun, die UNO-Flüchtlingshilfe, die Tafel, Kältebusse oder was euch immer wichtig erscheint. Nichts ist in diesen nach wie vor für viele Menschen sehr schweren Zeiten wichtiger als sozialer Zusammenhalt.

An diesem musste man leider 2023 im Rahmen oft zweifeln. Ein erschreckendes Beispiel dafür aus unserer Szene war der Rammstein-Skandal. Wir haben auf Metal1.info nur einen Bruchteil der Kommentare zu unserer – aus meiner Sicht sehr objektiven und bemühnt nüchternen – Berichterstattung freigeschaltet. Vieles, was uns von echauffierten Über-Fans durch das Internet entgegengebrüllt wurde, konnten wir nicht dulden und wollten wir euch auch nicht antun. Und natürlich war Metal1.info hier nur eine Miniaturversion dessen, was im Großen passiert ist: Reporter wurden angegriffen, Leitmedien als Lügenpresse verunglimpft … Muster, die man sonst nur vom äußersten rechten Rand der Gesellschaft kennt, waren auf einmal „gesellschaftsfähig“. Nach der abgrundtiefen Enttäuschung über die Menschen in dieser Band, die ich als Journalist und Fan über viele Jahre hinweg sehr intensiv verfolgt habe, waren für mich die Blindheit vieler Menschen gegenüber Fakten und der Hass, der denen entgegenschlug, die sich um die Wahrheitsfindung bemühten, ein weiterer Schock. Die Band scheint den Skandal mit Ringelreien ja erfolgreich weggetanzt zu haben – aber ohne mich.

Umso schöner, dass wir in diesem Jahr auch einige schöne Geschichten aus der Musikwelt erzählen durften. Zu meinen persönlichen Highlights gehörte ein tiefgründiges Gespräch mit Sharon den Adel von Within Temptation, die mit ihrem aktuellen Album „Bleed Out“ so politisch wie nie zuvor ist – und doch den Glauben an das Gute nicht verloren hat. Darüber hinaus konnten wir mit einem umfassenden Special hoffentlich etwas Licht ins Dunkel um die Preisentwicklung beim Merchandise bringen und die deutsche Black-Metal-Institution Dark Fortress mit einem karriereumspannenden Abschieds-Interview würdig in den Ruhestand begleiten.

Während das Releasejahr 2023 nach der verstärkten Post-Lockdown-Release-Welle etwas schwächer – oder sagen wir: wieder normaler – ausgefallen ist, buhlen auf dem Konzertmarkt immer mehr Veranstaltungen um das Interesse (und das Geld) der Fans: Zumindest meinem Empfinden nach gab es 2023 mehr Konzerte als je zuvor. Dass die Eintrittspreise immer weiter steigen, scheint zumindest bei den großen Veranstaltungen niemanden vom Ticketkauf abzuhalten – aber auch kleinere Touren scheinen sich wieder zu lohnen. Wenn das – nach der existenzbedrohenden Corona-Krise – keine gute Nachricht ist! Auch für 2024 wäre mein Neujahrsvorsatz-Tipp deshalb: Support the Underground!

Von rund 100 Events haben wir euch in diesem Jahr in Wort und Bild berichtet. Die schönsten Fotos haben wir für euch in einer Best-of-2023-Galerie gesammelt und einen kleinen Überblick über unsere (Geheim-)Tipps in Sachen Festivals findet ihr im Festival-Rückblick 2023.

Unsere persönlichen Highlights im Hinblick auf Shows, Alben, Cover und vieles mehr haben wir für euch wie gewohnt im nun folgenden Rückblick der Redaktion zusammengefasst. Viel Freude beim Schmökern – vielleicht entdeckt ihr ja in unseren Highlights noch etwas, das euch 2023 durchgerutscht ist.

Wir hoffen, dass ihr auch künftig regelmäßig auf Metal1.info vorbeischaut und mit uns über Musik diskutiert – eure Treue ist unser Lohn. Im Gegenzug werden wir für euch auch 2024 wieder vor und hinter den Bühnen auf die Jagd nach Storys, Interviews und Konzertfotos gehen und die relevantesten Releases des Jahres für euch probehören!

Einen guten Start ins Jahr 2024 wünscht euch das Team von METAL1.info!

Publiziert am von und

2 Kommentare zu “2023 – Rückblick der Redaktion

  1. Ok Harald, und was genau möchtest du uns jetzt damit sagen (ernstgemeinte Frage)? Vielleicht liegt’s an mir aber ich lese sehr viel Text ohne wirkliche Aussage.

    Du schreibst schon im ersten Satz etwas von eingefärbter Grabrede aber schwadronierst dann nicht all zu viel später, dass nur eine Meinungsrichtung zählen dürfe (weil es nicht deine Meinung ist?) und gleichzeitig wird auch gleich noch der Abgesang auf die Metal-Szene eingeleitet.

    Ich war letztes Jahr auf so einigen Konzerten wenn ich Festivals mit einrechne und konnte da keine großen Unterscheide feststellen was das Publikum angeht. Vielleicht liegt so was auch immer mit am eigenen Verhalten aber das ist nur so ein Gedanke.

    Allerdings treffe ich in den letzter Zeit immer mehr Menschen, die sich darüber beklagen, man dürfe ja keine eigene Meinung mehr haben wenn sie etwas Gegenwind bekommen weil man ihre Meinung nicht teilt…

  2. Puuuh ganz schön eingefärbte Grabrede auf 2023! Da scheint der Gegner bekannt und der Tag hat somit Struktur. Allerdings finde ich es schade, dass hier aberkannt wird, was während Corona alles vollzogen wurde und suggeriert wird, dass man von „Wahlergebnissen in Teilen Deutschlands“ oder einer Wiederwahl Trumps noch mehr Angst vor Spaltung haben müsse. Die Spaltung ist längst passiert und das sind nur die absehbaren Folgen davon. Das Problem liegt weiter oben, anstatt an der kleinen Bevölkerung! Schade, dass es geschafft wurde einen Keil in Familien zu pressen und dies auch in der Metalwelt so weiter geht. Bei früheren Negativ-Entwicklungen hat man hier noch auf die Szene zählen können, Bands haben noch sozialkritisch texten können und das Lager war nicht so einfach einnehmbar. Für Nicht-Mettler vielleicht etwas auf Abstand aber nach kurzem Beschnuppern doch herzlich. Leider ist die Entwicklung stark rückläufig (und der Zeitgeist so gewollt; man soll wohl keine Bande schmieden dürfen und nur eine Meinungsrichtung darf zählen) Man trifft Leute auf Konzerten, die eigentlich verkleidete Vögel sind, manchmal einem Mittelaltermarkt gleichend oder die Typen, die einen anquatschen, dass das ihr Platz sei, wie bei einem Theater mit Sitz und das bei einem nicht einmal voll gefüllten Raum und freier Platzwahl, weil man es wagt noch vor Beginn der Band mit fünf Bierbechern nach vorne zu gehen, um zu seinen Kumpels zu kommen. Da kann man echt nur auf Besserung hoffen und das gewisse politische Ansichten hier keinen Fuß fassen! Weder die eine noch die andere Seite! Dann sollte sich aber eine Metal-Redaktion auch etwas in Zurückhaltung üben!
    PS: vielleicht ist das alles auch nur subjektiv und früher war die Auswahl der Möglichkeiten „einfacher“ – und somit auch der provozierte Ärger.

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