Review Flares – Allegorhythms

Vor elf Jahren in Saarbrücken gegründet, leben die Mitglieder der Post-Rock-Band FLARES inzwischen über die gesamte Republik verstreut – was die kreative Zusammenarbeit aber nicht behindern muss, wie das neue Album „Allegorhythms“ beweisen möchte. Funktioniert das Bandgefüge nach einer längeren Zeit ohne Release noch einwandfrei?

Vier Jahre hat es gedauert, bis Keyboarder Mike Balzer und seine musikalischen Mitstreiter den Nachfolger ihrer Debüt-LP „Solar Empire an den Start bringen konnten. Das Warten hat sich jedoch gelohnt: „Allegorhythms“ ist ein tolles, eigenständiges Post-Rock-Album mit gehöriger Prog-Schlagseite geworden, für die sich vor allem Balzer, der die Platte auch produziert hat, verantwortlich zeigt und dessen Tastenspiel einer der Hauptstützpfeiler der ausgeklügelten Kompositionen der FLARES ist. Schon der Opener „Amusement Rides“ zeugt vom Einfallsreichtum des Quintetts: Das Piano zu Beginn weckt beinahe Western-Assoziationen, die Vocal- und Orgelpassage nach etwas über anderthalb Minuten erinnert an Mike Pattons Solo-Arbeiten und im letzten Drittel des Songs wird das Gitarrenbrett ausgepackt und durch gruselig-schöne Orgelklänge und mystisch-sphärisch-verhallte Stimmen ergänzt. Ziemlich großes Kino, aber kann die Band dieses Level auf Albumlänge halten?

„Savannah“ kommt etwas weniger schräg und somit zugänglicher daher, handelt es sich doch erst einmal um einen klassischen Post-Rock-Song mit durchaus auch jazzigen Rhythmus- und Gitarrenstrukturen. Im weiteren Verlauf liegt dem Song eine spacig-sphärische Atmosphäre zugrunde, die den progressiven Charakter weiter unterstreicht. Ursächlich sind auch hier die dominanten Keyboardflächen und der ausgiebige Einsatz von Hall- und Modulationseffekten auf so ziemlich allem außer Drums und Bass. Apropos Drums und Bass: Die Rhythmusgruppe der FLARES spielt ausgezeichnet zusammen und manches Mal kommen einem die Tiny Finges in den Sinn, wenn man die ausgefuchsten Arrangements im Detail hört. „Panta Rhei“ verschiebt schließlich den Fokus wieder mehr Richtung Prog und erinnert auch harmonietechnisch sehr an Steven Wilsons Soloplatten. Um die zwei Minuten kurze Interludes, „Sonde“ genannt, sorgen für Auflockerung zwischen den Stücken und den verstärken den Soundtrack-Charakter von „Allegorythms“ massiv.

Quasi aus dem Nichts haben die FLARES einen Post-Rock-Progressive-Rock-Hybriden aus dem Boden gestampft, der sich mehr als sehen lassen kann. Kurzweilig sowie musikalisch und technisch durchdacht (inklusive einem gelungenen Mastering von Cult-Of-Luna-Haus-und-Hof-Tontechniker Magnus Lindberg) weiß „Allegorhythms“ auf ganzer Linie zu überzeugen und avanciert somit zu einem der Geheimtipps des Jahres, wenn es um anspruchsvolle, atmosphärische Musik geht. Chapeu!

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Wertung: 8 / 10

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