Interview mit Thorsten Hirsch von Agrypnie

Interviews werden in der Regel in der Promophase zu einem Album oder einer Tour geführt – und dann über diese Themen. Doch Alben und Shows gäbe es nicht, wären die Gesprächspartner nicht so begeisterte Instrumentalisten. In unserer Serie „Saitengespräche“ wollen wir dem Rechnung tragen – mit Interviews, die sich ganz um Instrumente, Verstärker, Effekte und andere Technik drehen. Von Gear-Nerds für Gear-Nerds – und solche, die es werden wollen.

In Teil 11 der Serie unterhalten wir uns mit Torsten Hirsch, Gitarrist von AGRYPNIE und ANOMALIE (sowie Sänger von NOCTE OBDUCTA).

Wann hast du angefangen, Gitarre zu spielen?
Das müsste mit 15 Jahren gewesen sein. Ich hatte aber schon als Kind eine kleine Akustikgitarre, die ich allerdings mehr zum Unsinnmachen als zum wirklichen Spielen verwendet habe.

Was hat dich damals dazu gebracht, dass du Gitarre lernen willst?
Ich glaube, am Anfang wollte ich einfach nur die Songs nachspielen können, die ich rauf und runter gehört habe. Mit der Zeit kam dann der Drang, auch eigene Songs schreiben und spielen zu wollen.

Hast du vorher schon ein anderes Instrument erlernt (oder erlernen müssen)?
Nein.

© Stefanie Mohlfeld

Weißt du noch, welches Modell deine erste Gitarre war?
Die Kinderakustikgitarre war sicherlich ein No-Name-Modell. (lacht) Meine erste richtige E-Gitarre war eine Strat der Marke „Vester“. Damals war es extrem schwierig, eine E-Gitarre für Linkshänder zu bekommen, weshalb ich sehr viele Jahre dieses Modell gespielt habe.

Wie viele Gitarren/Bässe besitzt du?
Ich besitze acht Gitarren und einen Bass.

Haben die Instrumente für dich unterschiedliche Einsatzbereiche, also hast du etwa verschiedene für unterschiedliche Bands oder Anlässe, etwa Studio, Liveauftritte und den Urlaub?
Absolut! Meine Schecter Damien Elite verwende ich ausschließlich für Studioaufnahmen. Für ANOMALIE und AGRYPNIE besitze ich jeweils eine Hagstrom Ultra Swede, da wir mit unterschiedlichen Stimmungen spielen. Die Hagstrom, die bei AGRYPNIE auf der Bühne zum Einsatz kommt, verwende ich neben der Schecter ebenfalls für Studioaufnahmen. Die restlichen Gitarren sind bei AGRYPNIE auf der Bühne oder einfach zu Hause im Einsatz … oder wurden aus purer Sammelwut gekauft. (lacht)

Worauf legst du aus technischer Sicht besonderen Wert, welche Kriterien muss ein Instrument für dich erfüllen, damit du zufrieden bist?
Ich bin zugegeben nicht der große Techniker, wenn es um die Spezifikationen einer Gitarre geht. Sie muss sich gut spielen lassen, muss gut klingen, darf – bezogen auf den Liveeinsatz – nicht sackschwer sein und sich natürlich nicht ständig verstimmen. Ich bin kein Verfechter der Ansicht „Je teurer eine Gitarre, desto besser“. Ich würde darüber hinaus auch mit keiner 1000-Euro-Gitarre auf Tour gehen, da ich ständig die Befürchtung hätte, es könnte was drankommen.

© Afra Gethöffer

Man hört ja oft von Musikern, die eine spezielle Verbindung zu ihrem Instrument zu haben scheinen. Empfindest du das auch so? Hast du ein Lieblingsinstrument?
Nein, eine spezielle Verbindung zu meinen Gitarren habe ich nicht. Allerdings wäre ich natürlich auch ziemlich angepisst, würde eine davon wegkommen oder kaputtgehen. Ich bin ein Fan von Hagstrom-Gitarren und besitze verschiedene Modelle, die ich zum Teil nur aus Sammelwut gekauft habe. Bei mir kommt der Umstand mit dem Linkshänder hinzu, weshalb ich sehr empfänglich für gebrauchte Gitarren bin, die es sonst nicht mehr käuflich zu erwerben gibt, da etwa die Auflage im Vergleich zum Rechtshändermodell kleiner war. Meine zwei Hagstrom-Ultra-Swede-Gitarren sind meine beiden Faves.

Hast du daran spezielle Modifikationen vorgenommen oder ist es sowieso ein Custom-Modell? Kannst du uns hier die technischen Details nennen?
An einer Hagstrom Ultra Swede wurden die Standard-Tonabnehmer durch EMGs getauscht. An meiner Harley Benton TE-90FLT habe ich die Mechanik ausgetauscht. Darüber hinaus befindet sich meine Hagstrom F200P für einige Umbaumaßnahmen beim Gitarrenbauer. Alle anderen Gitarren sind ohne Modifikationen, ein Custom-Modell besitze ich nicht.

© Afra Gethöffer

Gibt es ein Modell, etwa das Instrument eines großen Vorbilds, das du gerne einmal spielen würdest?
Nein, nicht wirklich.

Und womit spielst du deine Gitarren – welche Plektren verwendest du und warum diese?
Ich spiele mit Dunlop Jazz III XL. Ich schneide mit ’nem Teppichmesser zusätzlich Rillen rein, damit mir das Plek beim Spielen nicht aus den Fingern rutschen kann. Und warum ich die spiele? Ich habe verschiedene Sorten, Stärken und Größen ausprobiert und finde die einfach am besten.

Für Touren werden Verstärker ja oft geleast – ist das für dich in Ordnung oder hast du deinen eigenen Amp dabei? Welches Modell spielst du?
Ich besitze einen Vox MV 50 Clean für Live und einen Vox VT 40+.

Neben dem Instrument und dem Verstärker haben Soundeffekte einen wichtigen Anteil am Klang. Setzt du auf einzelne Tretminen, ein Multieffektboard oder eine Kombination?
Ich habe phasenweise auf einzelne Tretminen gesetzt, aber mittlerweile Abstand davon genommen und verwende ein Multieffektgerät.

Lass uns ins Detail gehen: Erkläre uns doch bitte die Elemente deiner Effektschleife. Welche Geräte nutzt du, in welcher Reihenfolge geschaltet und warum?
Ich verwende eine Line 6 Relay G30 Funkanlage, da ich Gitarrenkabel auf der Bühne nicht ausstehen kann. Der Empfänger geht in meinen Line6 HX Stomp. Dieser geht in meinen Vox MV 50 Clean Verstärker, der in eine Gitarrenbox geht. Ein zweiter Ausgang meines Stomps geht per DI in die PA. Für das Umschalten zwischen den verschiedenen Sounds kommt ein Behringer MIDI-Fußschalter zum Einsatz. That’s it. Es hat lange gedauert und einige Fehlkäufe gekostet, bis ich zu dieser Lösung gefunden habe. Ich hatte keine Lust mehr auf einzelne Tretminen und große, schwere Verstärker. Ich muss mit dem Equipment in einen Flieger steigen können, ohne zusätzliches (Sperr-)Gepäck aufgeben zu müssen. Ein Kemper war mir zu teuer, viele andere digitale Verstärker/Multieffektgeräte taugen meiner Meinung nach nichts oder sind ebenfalls zu teuer oder zu groß … ich hasse Multieffektgeräte mit 125 verschiedenen Fußschaltern. Line 6 kenne ich seit deren Anfängen und der Stomp ist für mich die absolut perfekte Kombination aus Preis, Größe, Sound und Funktionalitäten. Klingt wie eine Werbeveranstaltung, aber ich bekomme leider keine Provision. (lacht)

© Christoph Emmrich

Gedankenspiel: Du darfst nur einen Einzel(!)effekt mit auf die Bühne nehmen – für welchen entscheidest du dich? Welches Effektpedal macht deinen Sound aus?
Da ich sowieso nur mit einem auf der Bühne stehe, wäre es dann wohl der Stomp. (lacht)

Benutzt du ein Noise-Gate – warum (nicht)?
Ja, verwende ich. Dieses ist aber so schwach eingestellt, dass ich die Gitarre auf der Bühne noch koppeln lassen kann.

Ist dein Effektboard „fertig“ oder in stetem Wandel?
Definitiv fertig. Sollte der Vox MV 50 Clean irgendwann mal abrauchen, was ich nicht hoffe, würde ich vielleicht einen anderen „Miniamp“ ausprobieren.

Hast du zum Abschluss noch einen Tipp für angehende Musiker?
Sucht euch ein kostengünstigeres Hobby. (lacht)


Im nächsten Teil der Serie kommt Adrian „Ady“ Vogel von DIE APOKALYPTISCHEN REITER zu Wort!


Die bisherigen Teile der Serie findest du hier:

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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