Interview mit Isabelle, Phil, Gio und Didier von The Breath Of Life

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Schon seit gut 30 Jahren kreieren THE BREATH OF LIFE aus dem Untergrund heraus eine stimmungsvolle und einfallsreiche Mischung aus Gothic Rock und Dark Wave. Ihr achtes Album „Under The Falling Stars“ zeugt erneut davon, dass die Belgier nichts von ihrem Schneid verloren haben und durchaus mit der Zeit gehen. Im Interview mit den Bandmitgliedern könnt ihr nun mehr darüber erfahren, welchen Bezug sie zum Metal haben, worin sich die neue Platte von den früheren unterscheidet und welche Rolle die Geige in ihren Kompositionen spielt.

Obwohl es THE BREATH OF LIFE schon seit Mitte der 80er Jahre gibt, werden euch wohl viele unserer Leser noch nicht kennen. Darum stellt zu Beginn euch und eure Band bitte kurz vor.
Isabelle: Wir sind vier Musiker und Freunde, denen es ein Vergnügen ist, einmal in der Woche irgendwo in Belgien in einem Proberaum zusammen Musik zu machen. Musik zu machen, gibt uns ein wundervolles Gefühl der Freiheit. Wir drücken uns einfach durch Emotion, Noten und Worte aus. Kürzlich haben wir unser achtes Studioalbum „Under The Falling Stars“ aufgenommen und wir hoffen, bald wieder live aufzutreten. Oh, und wir haben noch etwas gemeinsam: Wir alle kosten die verschiedensten Biere aus Belgien und dem Rest der Welt. (lacht)
THE BREATH OF LIFE sind: Isabelle (Gesang), Philippe (Gitarre, Programming), Gio (Violine) und Didier (Bass).

Eure Musik wird in erster Linie mit Gothic Rock und Dark Wave assoziiert, wobei ich meine, da auch noch andere Einflüsse wie Post-Rock herauszuhören. Was macht die Musik von THE BREATH OF LIFE für euch aus?
Isabelle: Ich denke, wir überschreiten die Grenzen zwischen der Welt des Gothic und des Dark Wave. Wir versuchen eigentlich nicht, zu einem bestimmten Genre zu gehören, wir spielen einfach, wonach uns der Sinn steht. Wir versuchen, alle zusammen Songs zu kreieren. Jeder in der Band bringt seine Einflüsse und Emotionen ein.

Mit Metal hat eure Musik eigentlich nichts zu tun. Habt ihr trotzdem irgendeine Form der Beziehung zu Metal und falls nein, was haltet ihr davon?
Ja, wir lieben einige Metal-Bands:
Didier mag Motörhead, Deep Purple, Iron Maiden und The Cult.
Gio: Alice Cooper, Van Der Graaf, King Crimson.
Phil: Ich höre sehr viele Metal-Bands, also hört man davon vielleicht sogar etwas in unserer Musik, wenn auch nicht so offensichtlich.
Isabelle: Ich bin ein großer Fan von Motörhead und so traurig, dass Lemmy fort ist. Mir gefiel auch das Konzert von Alice Cooper, auf dem ich 2012 in Deutschland war, wenn ich mich recht entsinne.

Von welchen Musikern und Bands seid ihr inspiriert? Auch von modernen Bands?
Didier: The Shadows, And Also The Trees, The Cult und Depeche Mode und all das, was meine Mutter zuhause hörte, als ich noch ein Kind war…
Phil: The Cure, Radiohead, Nick Cave And The Bad Seeds, Blondie, The Shadows…
Gio: Paganini, Vivaldi (Die vier Jahreszeiten), New Model Army, Killing Joke, Radiohead…
Isabelle: Dead Can Dance, Cocteau Twins, The Sound, The Cure, Siouxsie And The Banshees, Lene Lovitch…

Worauf basiert euer Songwriting und wie läuft das ab?
Isabelle: Alles kann mich inspirieren. Ein Song kann auf einem Bild, einem Gefühl, einem Buch, einem Film, einem Geräusch, den Nachrichten, etwas, das ich gehört, gelesen oder gefühlt habe, basieren.

Eines der Stilmittel, die euch von vielen anderen Bands abheben, ist der Einsatz von Streichern. Warum spielen die Streicher in euren Songs so eine tragende Rolle?
Isabelle: Ich denke, die Geige ist ein integraler Teil unserer Songs. Gio, unser Geiger, kreiert mit seinem Instrument verschiedenste Klanglandschaften, das ist mehr, als einfach nur ein paar Streicherparts in ein paar Songs.

Obwohl es euch schon seit gut 30 Jahren als Band gibt und ihr vor allem anfangs viel veröffentlicht habt, scheint ihr noch immer nicht allzu weitreichend bekannt zu sein. Wie erklärt ihr euch das und seht ihr das überhaupt als Problem?
Isabelle: In unseren Anfangstagen hatten wir einen ziemlich hohen Bekanntheitsgrad und viele Shows. Aber die öffentliche Aufmerksamkeit und die ganzen geschäftlichen Prozesse haben sich seitdem stark verändert. Es ist nicht mehr so leicht, in dieser Vielfalt von großartigen Bands gesehen zu werden.

Inwiefern hat sich euer Dasein als Musiker von damals zu heute verändert?
Isabelle: Eine der größten Veränderungen für Musiker ist, dass man wegen der technischen Fortschritte nun viel leichter in guter Qualität zuhause aufnehmen kann.

Gerade in den letzten Jahren habt ihr euch mit neuen Releases mehr Zeit gelassen. Woran liegt das?
Isabelle: Wir finden, dass es sehr wichtig ist, neue Sounds und Rhythmen auszuprobieren. Wir behalten einen Song für ein neues Album nur, wenn er uns wirklich gefällt. Für uns ist es essentiell, dass uns unsere eigene Musik nicht langweilt. Ein neues Album beschließen wir erst, wenn wir mit allen Songs vollauf zufrieden sind.

Sieben Jahre nach „Whispering Fields“ habt ihr nun mit „Under The Falling Stars“ wieder ein neues Album am Start. Wo seht ihr die größten Unterschiede zwischen eurer neuen Platte und eurem bisherigen Material?
Isabelle: Eigentlich haben wir „Whispering Fields“ vor fünf Jahren aufgenommen. Auf unserem neuen Album gibt es zwei Hauptunterschiede. Auf „Whispering Fields“ hatten wir noch Marc, unseren früheren Drummer, der das Schlagzeug eingespielt hat. Unsere neue Platte hingegen beinhaltet programmierte Drums. Zu unser aller Freude ist außerdem Phil, unser früherer Gitarrist, wieder mit von der Partie.

Welcher Song des Albums ist euer persönlicher Liebling und warum?
Isabelle: Das ist eine sehr schwere Frage. Ich würde sagen, „Crime Passionnel“, weil es uns zu unserem neuen Video inspiriert hat. Man kann es sich auf unserer Facebook-Seite ansehen.
Phil: Zu schwer, ich liebe sie alle, das hängt von meiner Stimmung ab.
Didier: „A Rainbow Is Fading“ (weil es mich an TC-Matic erinnert) und „A New Reality“ (weil es eine gewissermaßen angenehme Frustration ist, dass ich nicht ganz das aufgenommen habe, was ich wollte).
Gio: „A Rainbow Is Fading“ und „Higher“ (ich liebe die Melodie und den Rhythmus so sehr).

Die Texte wirken meist eskapistisch und verträumt, aber die Stimmung schwankt oft. Worum geht es denn konkret auf „Under The Falling Stars“?
Isabelle: Ein Stern ist ein Traum. Manche strahlen weiter, während andere verglimmen. Sterne bringen mich auch zum Träumen. Und Träume sind sehr wichtig.

Das Artwork und die Produktion wirken beide ziemlich modern. War das von euch beabsichtigt?
Isabelle: Wir haben ein Foto verwendet, das Xavier Marquis geschossen hat. Phil, unser Gitarrist, kreierte das Artwork für das Album. Wir mögen einfach keine „Klischees“ und ich denke, es passt sehr gut zu unserer Musik, weil die auch nicht in einem bestimmten Genre festsitzt. Was die Produktion angeht, da haben wir wieder mit Gilles Martin zusammengearbeitet, der für die Produktion der ersten fünf Platten von THE BREATH OF LIFE verantwortlich war. Vielleicht sieht und fühlt man deswegen einen Unterschied.

Was genau sieht man auf dem Cover und inwiefern passt es zur Musik und den Texten?
Isabelle: Ich sehe ein schönes, inspirierendes Bild. Was ist mit dem Schiff passiert? Was ist mit den Leuten geschehen? Was waren ihre Träume? Fliegen ihre Geister dort noch herum und necken sich noch gegenseitig?

Was sind eure nächsten Pläne für THE BREATH OF LIFE? Wird die nächste Platte wieder länger auf sich warten lassen?
Isabelle: Wir haben schon ein paar Shows geplant und kriegen hoffentlich bald noch mehr geplant. Wir halten auch Ausschau nach einer Booking-Agentur. Außerdem steht der Release unserer ersten Vinyl an.

Zum Abschluss dieses Interviews würde ich mit euch gerne noch unser traditionelles Metal1.info-Brainstorming durchgehen:
Disco: Public Image Ltd. – „Death Disco“
Politik: The Clash, The Durutti Column
Esoterik: Labyrinth
Bestes Gothic-Album: Didier: Sisters Of Mercy – „First And Last And Always“
Phil: The Cure – „Pornography“
Belgien: One Point, Franquin, wundervolle Biere, Fritten, Waffeln, lefantastiquenights.be, Humor und Selbstironie.
THE BREATH OF LIFE in zehn Jahren: Immer noch gesund und munter!

Wunderbar, dann nochmals herzlichen Dank für eure Antworten.

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