Konzertbericht: Exodus w/ Sacred Reich, Battlecreek

14.06.2025 München, Backstage (Werk)

Der Metal schreibt eben doch die schönsten Geschichten – etwa die von Rob Dukes: 2004 vom Guitar-Tech zum EXODUS-Sänger befördert, durchlebt er nun den American Dream erneut: Zehn Jahre nach seinem Rauswurf holen EXODUS Dukes aus seinem Leben als Autobauer und Schweißer zurück auf die Bühne. Und so tourt Dukes – für alle Parteien gänzlich unerwartet – wieder um die Welt. Mit der „European Summer Tour 2025“ werden die neu formierten EXODUS erstmalig in Europa vorstellig – begleitet von SACRED REICH und in Frankfurt sowie München von den bayerischen Nachwuchs-Thrashern BATTLECREEK.

Um kurz vor 20:00 Uhr liefern BATTLECREEK dann auch gleich einen angemessenen Einstieg in diesen Oldschool-Thrash-Metal-Abend: Mit einer ordentlichen Portion „Spielfreude“, wie es so schön heißt, ausgestattet, lassen BATTLECREEK das Publikum von der ersten Minute an spüren, wie sehr sie sich auf dieses Heimspiel gefreut haben. Im Publikum wiederum stehen genügend eigene Fans, um von Beginn an für gute Stimmung zu sorgen. Den Rest erledigt die Performance: Spielerisch fit, liefert das Quartett auch mit nur einer Gitarre ein massives Thrash-Metal-Brett ab. Für gute Laune sorgen dann noch ein paar Luftballons und zum Abschluss ein Mini-Medley legendärer Thrash-Hits. Mit „rocket science“ haben dabei zwar allenfalls die NASA-Socken von Bassist Nodeng etwas zu tun, aber zumindest rocken können BATTLECREEK ohne Zweifel.

Sind schon BATTLECREEK mit 20 Jahren Bandhistorie keine „Newcomer“ mehr, folgen mit SACRED REICH echte Szene-Urgesteine: Das Quartett aus Phoenix, Arizona, blickt (mit fünfjähriger Unterbrechung) auf das Doppelte an Jahren zurück. Die produktivsten waren SACRED REICH dabei allerdings nicht, sodass das Repertoire der Band nach wie vor nur vier Alben aus den 1990er-Jahren sowie das „Awakening“-Album von 2019 umfasst. Ein „Oldschool-Set“ ist also quasi unvermeidlich – aber eben auch genau das, was die Fans von SACRED REICH hören wollen. Und die sind heute zahlreich vertreten: Schon beim Thin-Lizzy-Song „The Boys Are Back In Town“ als Intro ist es vor der Bühne gesteckt voll, und mit dem ersten Song „The American Way“ kommt auch gleich Bewegung ins Publikum. Mit dem „American Way“ der Trump-Regierung sind die stets politischen, weltoffenen SACRED REICH erwartungsgemäß alles andere als einverstanden: Mit einer starken Ansage widmet Fronter Phil Rind den Menschen, die aktuell in Amerika gegen „Douchebag“ Trump auf die Straße gehen, den Song „Salvation“. An dieser Stelle wäre man gern Mäuschen im Backstage-Raum von EXODUS, die laut Gary Holt mehrere Trump-Anhänger in ihren Reihen haben. Musikalisch blicken SACRED REICH mit ihrem „War Pigs“-Cover von BLACK SABBATH etwas weiter über den Tellerrand als die anderen Bands des Abends – ehe das obligatorische „Surf Nicaragua“ die knapp 50-minütige Show gelungen abrundet.

  1. The American Way
  2. Divide & Conquer
  3. Death Squad
  4. Love…Hate
  5. Salvation
  6. One Nation
  7. Independent
  8. War Pigs
  9. Surf Nicaragua

Mit Queens „We Will Rock You“ haben EXODUS das deutlich abgedroschenere Intro gewählt – man muss der Band aber zugutehalten, dass sie diese vollmundige Ankündigung zumindest in jeder Hinsicht wahr machen: In bestem Sound feuert die Bay-Area-Legende Hit um Hit raus. Und um etwaige „Ängste“ gleich zu nehmen: EXODUS fokussieren sich dabei mitnichten auf die Dukes-Ära. Als kleines Gimmick für die Fans dieser Zeit ist zwar der „The Atrocity Exhibition: Exhibit A“-Hit „Children Of A Worthless God“ erstmalig seit 2019 wieder im Set – ansonsten liefern EXODUS aber eine rundum ausgewogene Songauswahl, in der das aktuelle Album „Persona Non Grata“ ebenso vertreten ist wie „Tempo Of The Damned“, „Fabulous Disaster“ und natürlich „Bonded By Blood“.

Dass Dukes diese Songs singen kann, ist aus seiner ersten Episode mit EXODUS bekannt – und doch ist es bemerkenswert, welchen Schub seine Power-Performance den Songs verleiht. Gesanglich liefert Dukes richtig ab – nicht zuletzt im erwähnten „Children Of A Worthless God“ mit seinen Klargesangs-Passagen – und hebt auch die Klassiker auf ein lange nicht gehörtes Energie-Level. Aber auch das sonstige Auftreten des mittlerweile graubärtigen Raubeins weiß zu begeistern: Während Steve Souza allzu oft in die Rolle des Pausenclowns abgerutscht war, gibt sich Dukes sympathisch und Fan-nah – letzteres sogar wortwörtlich, als er zum Schluss in den Graben kommt, um mit den Fans zu singen. Zum finalen „Toxic Waltz“ holt Lee dann noch einen kleinen Jungen auf die Bühne und hängt ihm die Gitarre um, ehe es nach schweißtreibenden 75 Minuten auch schon Zeit für das Abschlussfoto ist.

  1. Bonded By Blood
  2. Iconoclasm
  3. And Then There Were None
  4. Children Of A Worthless God
  5. Fabulous Disaster
  6. Brain Dead
  7. Deathamphetamine
  8. Blacklist
  9. Prescribing Horror
  10. The Beatings Will Continue (Until Morale Improves)
  11. A Lesson In Violence
  12. The Toxic Waltz
  13. Strike Of The Beast

Mit dieser Performance verpassen EXODUS allen Kritikern der Rückkehr von Rob Dukes einen Denkzettel: So spielfreudig, so aggressiv, so gut hat man die Bay-Area-Legende seit vielen Jahren nicht erlebt. Wenn EXODUS diese Energie ins Studio bringen können, darf man auf das neue Album wirklich gespannt sein. In der Kombination mit den ebenfalls starken Performances von SACRED REICH und BATTLECREEK zählt dieser Abend in Sachen Thrash Metal jedenfalls schon jetzt definitiv zu den Jahreshighlights.

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Fotos von: Moritz Grütz

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