Konzertbericht: Leprous (Livestream: Live Fra Urban Sound)

31.05.2020 Oslo, Urban Sound Studio (Stream-Show)

LEPROUS auf der Couch sitzend, lachend und sich unterhaltend – so kennt man die Norweger nicht nur von Konzerten, nachdem sie ihren Auftritt beendet und sich in die Nähe des Merch-Stands begeben haben, sondern so beginnt das Quintett um Sänger Einar Solberg nun auch seinen ersten Live-Stream aus den Urban Sound-Studio in Oslo.

Mit dem Opener „Stuck“ vom vorletzten Album „Malina“ beginnen LEPROUS ein Konzert, das für die Band so einmalig wie merkwürdig ist. Einar weiß zwar mit einer gewissen Redseligkeit von diesem Umstand abzulenken, aber dennoch: Sich Klatsch-Emojis in einem Chatfenster anzuschauen, anstatt das Klatschen einer Menge leibhaftig zu hören, bleibt schlicht und ergreifend komisch.

Screenshot der Live-Stream-Show, Foto-Credit: Vierlive

Nach „The Valley“ („Coal“) folgen mit „I Lose Hope“ und „Alleviate“ die ersten Songs vom aktuellen Album „Pitfalls“, dass LEPROUS seit November 2019 betourten. Im Anschluss zeigt Einar seine Entertainerqualitäten, die sich der zu Beginn eher zurückhaltende Sänger über die Jahre angeeignet hat. Mittlerweile zu einem unterhaltsamen Frontman gereift, gelingt es ihm heute Abend gut, die Fans vor den smarten Endgeräten daheim mit Fragen in die Show einzubinden.

Das gekürzte „Foe“ („Coal“) geht ohne Umschweife in „From The Flame“ („Mirage“) über; ein Umstand, der Schlagzeuger Baard so glücklich zu machen scheint, dass er doch glatt seinen Einsatz verpasst. Auf ein kurzes Schlagzeug-Intro folgt „Third Law“ („The Congregation“) und danach mit „Mb. Indifferentia“ ein Song vom zweiten Album „Bilateral“. Das kraftvolle Falsett des Sängers ist überragend; kein Zittern, vollends getroffene Höhen, kontrollierte Ausbrüchen treffen auf hochkonzentrierten Gesang.

Screenshot der Live-Stream-Show, Foto-Credit: Vierlive

Danach folgt mit einem groovigen Bass, einem völlig ungehaltenen Frontman in der Mitte des Raums und einem am Schlagzeug eskalierenden Baard der Opener von „Malina“, „Bonneville“. Im Anschluss leitet Einar mit einem längeren Piano in „The Cloak“ („Coal“) ein. Soundtechnisch hervorragend ausgearbeitet ist das stellenweise Duett von Einars Kopfstimme mit dem Hintergrundgesang von Bassist Simen und beiden Gitarristen, Tor und Robin. Kein Ton, kein Wort auf keiner der beiden Seiten geht hier verloren.

Screenshot der Live-Stream-Show, Foto-Credit: Vierlive

Nach einem Synth-Intro von Gitarrist Robin folgt „Below“, der Opener vom aktuellen Album sowie im Anschluss „The Price“ („The Congregation“). Die Tontechniker im Osloer Urban Sound-Studio sind schlichtweg bombastisch; der Sound ist durchweg klar, alle Instrumente und Stimmen differenziert.

Auf „Observe The Train“ („Pitfalls“) folgt „Distant Bells“ – ein Song, dessen sich auflösender Superlativ selbst auf der Couch zu Gänsehaut führt. Nach knapp 100 Minuten Spielzeit beendet Einar das Set, allerdings mit der Ankündigung, dass noch ein Song folgen wird: „The Sky Is Red“.

Nach 15 Songs von fünf ihrer sechs Alben beenden LEPROUS ein Set, welches nicht nur länger als erhofft ging, nämlich genau eine reguläre Konzertlänge, sondern neben einer brillanten Songauswahl auch noch auditiv viel mehr als nur gute Songs zu bieten hatte. Für nicht einmal 10€ ein Geschenk an LEPROUS-Fans im Speziellen und Prog-Fans im Allgemeinen!

>> Hier geht es zu Leprous: Livestream fra Urban Sound

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