Festivalbericht: Zabbaduschder Open Air 2008

25.07.2008 Urbach

Zabbaduschder Open Air 2008

Schürzen, Bademäntel und Blanke Haut. Genauso vielfältig wie die „Kleidung“ der Besucher ist das Musikangebot des „Zabbas“, das von Schwarzwurzel-Getön über Hardcore und Melo-Death bis hin zu astreinem Death und Thrash Gekloppe alles zu bieten hat.
Am letzten Juli-Wochenende fanden sich somit wieder Liebhaber der extremeren Ruprik auf den Feldern in dem kleinen Städtchen Urbach bei Stuttgart ein, um den Tönen zu frönen. Doch wer nur wegen der Musik auf das Zabbaduschder kommt, hat zwar auch ein gutes Los gezogen, doch auch viel zu verpassen. Seien es die familiäre Stimmung des kleines Open Airs, die gute Organisation oder das überschaubare Fleckchen Erde – Das ZOA besitzt Attribute, nach denen man sich auf den großen (und teuren!) Festivals so sehr sehnt.
Damit zieht das „Zabba“ jedes Jahr aufs Neue sein ganz persönliches Publikum an: Vor der Bühne steht der eingefleischte Metal-Fan neben Familie Meier aus dem Nachbarort und dem Frontmann der Band, die noch vor zehn Minuten auf der Bühne stand. Trotz des spürbaren Klimawandels, der sich in gleißendem Sonnenschein und 35 Grad Celcius am einen und einem Regen-Gefecht am nächsten Tag äußerte, war der Gemütszustand der Besucher gleichbleibend positiv (obwohl der Sturm einigen den Pavillon stibitzte). Auch die Organisation war gewohnt gut: Neben einer ausreichenden Anzahl von Ablaufplänen war auch genügend Information zu den stattfindenen Autogrammstunden angebracht, sodass niemand die Signatur seiner Lieblingsband verpassen konnte – vor allem, da die meisten zusätzlich angesagt wurden. Auch wurden die Zeiten der Running Order peinlich genau eingehalten. Einerseits natürlich super, da man immer drauf zählen konnte dass und wann eine Band begann, andererseits hätte man sich hier und dort noch ein paar Songs mehr gewünscht.
Auch die Bands waren in diesem Jahr wieder sehr spendierfreudig – obwohl das gekühlte und sehr preisgünstige Bier aus dem Zelt die Besucher vollstens zufriedenstellte. Das Urbacher Schwimmbad öffnete für laufbereite Festivalbesucher natürlich auch wieder seine kostenlosen Türen. Und die ersten 500 Besucher bekamen wieder eine Begrüßungstüte mit Nuclear Blast Katalog zum Zeitvertreib (oder Grill anzünden) und einer Dose Mixery, die zwar die übereifrigen Wespen anlockte, doch bei den hohen Temperaturen ihre erfrischende Wirkung nicht verfehlte. Lange Rede, kurzer Sinn: Insgesamt war es wieder ein tolles Zappenduster-Wochenende: Viel Freude beim kleinen Festival-Rückblick!

Freitag

SORE

Nachdem ich SPIRIT OF THE FUTURE SUN und LAMAGRA aufgrund meiner verspäteten Anreise leider verpasste wurden damit SORE die erste Band meines diesjährigen Zabbaduschders. Die leicht vulgär-veranlagten Jungs aus NRW betreiben „Gory Death Metal“ und setzen diesen Mix aus Death Metal und Grincore bewusst um, womit sie bei vielen Metalzines mit ihrem ersten Album „Gruesome Pillowbook Tales“, das im letzten Jahr erschien, gute Review-Ergebnisse erzielten. Sänger „Goreminister“ wirkte mit seiner „Hannibal Lector“-Maske zuallererst etwas abweisend, lockerte Stimmung und Publikum aber bald mit Scherzen über Gitarrist Swobo auf, der in der Autogrammstunde anscheinend für ein Schäferstündchen bereit stehe. Auch Bier wurde an die Zuhörer verteilt und damit zum gemeinsamen Trunk mit der Band eingeladen.

Zum „mitgrooven“ spielten SORE ihre Songs „Slaughtered Amish People“, „Remain Dead“, „The Ecorcist“ und „Feast Of Antimatter“, während im Publikum (vom Sänger hochgelobt) „Penis- und Titten-alarm!“ herrschte. Der Goreminister sprach daraufhin vom Zabbaduschder als einem „Happening“, worauf ihm das Publikum in Form von Zurufen Recht gab – auch wenn es sicherlich noch weitere Gründe als bloß die nackte Haut anderer Festivalbesucher zu nennen gibt.
Mit „Boneyard“ gab die Kapelle auch ein Impetigo-Cover zum Besten, mit dem sie ihren musikalische Richtung unterstrichen. Auch zwei neue Songs, die einem wohl auf ihrer kommenden Platte auflauern werden, wurden gespielt. Trotz den brutalen Growls wirkt die Musik teilweise fast harmlos, ist jedoch für Fans von schnellerem Death Metal genau das Richtige.

HACKNEYED

Die Jungspunde von HACKNEYED durfte ich schon auf dem diesjährigen Death Feast bewundern. Und auch dort überraschten sie mich; die Bandmitglieder, deren Altersdurchschnitt bei 16 Jahren liegt, rocken die Bühne als wären sie schon seit Jahren dabei. Pünktlich zum ZOA erschien auch ihr erstes Album, auf dem musikalische Song-Intros und viel Möglichkeiten zum Bangen vorhanden sind. Ganz „professionell“ wird zu früher Abendstunde ohne Ansage losgelegt. Nach Intro und dem 1. Song „Symphony of Death“ folgte jedoch die Begrüßung – uff schwäbisch, was man bei unseren Landleuten aus Aalen Bescheidenerweise auch erwarten darf. Daraufhin wurde mit „Kingdom of Fear“ auch ein neuer Song zum besten gegeben, der genau wie der Rest (in Form von „Worlds Collide“, „Gut Candy“ oder „Axe Splatter“) mit einem Wechsel von Blastbeats und groovenden Mid-Tempo-Passagen überzeugen konnte. Sänger Phil trieb der Auftritt eine leichte Röte ins Gesicht – äußerst verständlich, bei seiner massiven Dampfmaschinen-Manier und den Stimmbändern, die eher an einen 40-jährigen Raucher als an einen Teenager erinnern. Neben einiger ins Mikro gegrunzter Dankeslaute hielten sich die Ansagen in Grenzen, doch HACKNEYED schafften es trotzdem ihr Publikum einzunehmen und überraschten auch, indem sie es sich hin und wieder erlaubten die Pausen zwischen ihren Songs auszulassen. Ohne Frage: Die Auftritte der Schwaben flößen Respekt vor den fünf Nachwuchsmusikern ein, die ihre Sache mit erinnernswerten Riffs – wie zum Beispiel in ihrem Song „Neon Sun“ – zu meistern wissen. Ich bin sehr gespannt, in welcher Liga die Band in fünf Jahren spielen wird, wenn sie den Ruf einer Teenage-Band hinter sich lassen konnten. Mit dem knappen „Letztes Lied für heute!“ wurde man jedoch wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Und fand das Konzert viel zu kurz.

VARG

Mit dem folgenden Auftritt von VARG wurden nun auch Black Metal Gefilder betreten. Mit ihren Tönen auf Wikinger Art heizten die „Newcomer“ aus Coburg ihren Fans gehörig ein. Die „Wölfe“ wissen, wie sie Liebhaber des Nordens mit ihren Geschichten über skandinavische Helden für sich gewinnen. Man merkte an diesem Konzert mitunter sehr deutlich, welchen Wandel die Band in den letzten drei Jahren hinter sich gebracht hat: Von einer eher unerfahrenen, spaßigen Gemeinschaft, die mit Cover-Songs von Amon Amarth, Finntroll oder Ensiferum sowie abgefülltem Met das Publikum zu ködern versuchte zu einer Band mit eigenem Repertoire und individuellem Image. Mit den melodischen Stücken ihres Albums „Wolfszeit“ wussten sie daher die Viking Black Metal Gemeinde auf dem Zabbaduschder zu begeistern und deren Mähnen kreisen zu lassen..

DESTINITY

Nachdem ich den kostenlosen Internet-Zugang im Metaltribe.de-Zelt ausprobiert hatte (das zugegebenermaßen etwas langsam war, aber sonst vollkommen seinem Zweck genügte) ging es weiter mit DESTINITY aus dem schönen Lyon in Frankreich. Zu Anfang erinnerte Sänger Mick mit nacktem Oberkörper an die vergangenen Black Metal Zeiten der Band, doch nach einem Intro wurde in reinster Death Thrash Metal Manier mit „My Senseless Theory“ vom aktuellen Longplayer begonnen, von welchem später noch mehr Songs folgen sollten. Während er sowohl Growls als auch Shouts zum Besten gab, sprang der Frontmann ins Publikum und suchte die Nähe zur Fangemeinde, die sich im 12-jährigen Bestehen von DESTINITY und im Laufe ihrer sechs Alben zusammengefunden hatte. Trotz der sehr technisch beeinflussten Töne ist die Musik der Franzosen ideal zum Bangen geeignet, was natürlich auch viele in die Tat umsetzen. Songs gab es jedoch auch vom Vorgänger mit „Evolution: Devilution“ und „Synthetic Existence“. Mit einem Amon Amarth Cover Song wurden auch anderweitig Pluspunkte gesammelt, bevor das Konzert mit einem weiteren Song der aktuellen Scheibe abgerundet wurde.

Insgesamt kann die Band mit Technik und ausgereiften Melodic Death Metal trumpfen und erinnert dabei an neue HYPOCRISY und alte Melo Death Bands. Für die Black Metal Fans war es sicherlich ein kleiner Wermutstropfen, dass die Franzosen keine Songs ihrer frühen Alben spielten, doch andererseits waren die neuen Lieder mit ihrer Vielfalt und Raffinesse eine gute Wahl, um potentielle neue Fans zu beeindrucken..

TYR

Mit TYR betraten die Folker von den Färöer-Inseln die Bretter (aufgrund ihrer Texte über Heidentum & Konsorten werden sie auch als Pagan Metaller gehandelt, wobei die Band selbst die Bezeichnung „Progressive/Folk“ bevorzugt). Passend zur Musik erschienen auch die Jungs völlig in natura: Nackter Oberkörper gepaart mit langer Mähne und einer Licht- und Nebel-Show, die die kräftige, atmosphärische Musik gut zu unterstützen wusste, wobei die sehr melodiösen Songs schon beim ersten Ton in Form eines Intros erkennbar wurden. Trotzdem schafften es TYR nicht, jeden mitzureißen und wurden für Liebhaber des etwas härteren Metals bald langweilig. Gegen Ende streckte Sänger Heri jedoch passend zum Bandnamen und somit kriegsgottes-gleich die Arme in die Luft und sang, gemeinsam mit dem Bassisten, eine Nummer a Capella – ein weiteres Merkmal der Gruppe und ohne Frage beeindruckend, obwohl der massive Alkoholkonsum des Sänger vor allem in diesen Momenten nur schwer zu übersehen war. Anhand der darauffolgenden „Zugabe!“-Rufe wurde die Beliebtheit der Gruppe seitens ihrer (weiblichen) Fans deutlich – doch leider war hiermit die gut genutzte Zeit des Vize-Headliners vorbei. Tyr zu.

EVOCATION

Angst, Tod und Gewalt. Mit diesen Schlagworten sind die Songs der schwedischen Deather von EVOCATION wohl am besten zu beschreiben. Nachdem es mit „Blessed Upon The Altar“ losging, merkte man sehr schnell, dass EVOCATION sichtlich Spaß an ihrer Sache haben und Frontmann und Sänger Thomas „Tjompe“ Josefsson es ohne Frage versteht, das Publikum anzuheizen. Auch deshalb ist es schwer zu verstehen, weshalb die Band schon bald nach ihrer Gründung im Jahr 1991 in einen tiefen Schwedenschlaf fiel und erst in Form einer Compilation im Jahr 2004 wieder erwachte. Von dieser werden mit „Through the Darkened Peril“ und „The Ancient Gate“ zwei Stücke zum besten gegeben, die zusammen mit dem Angebot des einzigen Albums zu einer Einheit werden, die an Grave, Entombed, Dismember und Konsorten erinnert und der Frage des Sängers „Are you having a good time?“ ein eindeutiges Gebrüll seitens der Zuschauer entlockt. Darauf folgten mit „Chronic Hell“, „From Menace to Mayhem“ und „Feed the Fire“ weitere Parts der Tracklist der aktuellen Scheibe.Als erste Zugabe gab es mit „Silence Sleep“ einen kleinen Vorgeschmack aufs neue Album, das in diesem Herbst auf den Markt losgelassen wird; schwedischer Death Metal mit old-schooliger Note, der mit Blasts einerseits und Midtempo-Parts andererseits sowie der melodischen Ader Pluspunkte sammelt und alteingesessene Deather sowohl musikalisch als auch gesangstechnisch überzeugt. „Silence Sleep“ wurde auf dem Zabbaduschder zum ersten Mal live präsentiert – aus Sicht des Sängers „for seeping well this night“. Und das tat man danach ganz sicher.

Als weitere und endgültige Zugabe folgte „The More We Bleed“ – ein großartiger Song der aktuellen LP mit äußerst geilem Lead Riff. Als plötzlich aufgrund eines Stromausfalls das Licht ausging, ließen sich EVOCATION trotzdem nicht aus der Ruhe bringen und spielten, nachdem der nötige Strom wieder vorhanden war, das Lied nochmal von Anfang an – ganz im Sinne des Publikums. Nach Ende bedankte sich Sänger Tjompe ausgiebig bei den Zuschauern, womit er neben der großartigen musikalischen Leistung noch einen mehr als sympathischen Eindruck hinterließ.

Samstag

MAY THE SILENCE FAIL

Viele Besucher waren vor der Bühne anzutreffen, als MAY THE SILENCE FAIL aus dem Nachbarort Reutlingen begannen. Die beiden weiblichen Sängerinnen, die einerseits Growls und Shouts, andererseits klaren Gesang unter Beweis stellten, weckten allein durch diesen Fakt bei vielen Besuchern Interesse. Darum ließen viele durch die bangtaugliche, Death Metal mit Metalcore kombinierende Musik trotz sengender Hitze ihre Köpfe rotieren. Die singenden Frontfrauen mit ihren langen schwarzen Mähnen sammelten deshalb sicherlich nicht nur bei den männlichen Zuschauern Bonuspunkte, sondern zeigten durch das gute Zusammenspiel der Gesangsstile, dass sie es mit einiger Übung zu etwas bringen können. Musikalisch werden Einflüsse von Heaven Shall Burn und In Flames verarbeitet, die gekonnt in präzise Drum-Parts und schnelle Bassläufe umgesetzt werden, was an den präsentierten Songs „The Reckoning“, „Killer of Emotion“ oder „Unworthiness of Words“ gut aufgezeigt werden konnte. Trotzdem bleibt der leichte Eindruck nicht verborgen, dass die Töne etwas schleppend vorankommen und die Musik aufgrund des Gesangs – trotz dessen hoher Qualität – teilweise ein wenig überladen wirkt. Mit der Tatsache, dass sich die junge Band erst im letzten Jahr zusammengefunden hat, werden diese Argumente jedoch zunichte gemacht und auch anhand des entstandenen Circle Pits merkte man, dass die kleinen musikalischen Mängel der Gesamtstimmung keinen Abriss taten – der nette Eindruck sowie der Gedanke, dass 25 Minuten zu kurz waren, bleibt erhalten.

KIJU

Als nächster Act waren KIJU aus Florenz an der Reihe. Schon beim Soundcheck wurde mit Sepultura’s „Roots Bloody Roots“ die Richtung eingeschlagen und somit die Aufmerksamkeit der Zuschauer gewonnen. Der entfernt an Charly Sheen erinnernde Sänger passte optisch nicht ganz zum Rest der Band und schien sehr auf cooles Styling bedacht zu sein, das er mit Sonnebrille und speziellem Mikrofon vervollständigte – an seinen Scream-Fähigkeiten änderte dies jedoch nichts: KIJU fabrizieren sehr groovigen Thrash Metal mit Mosh-Parts und Hardcore-Anteilen, womit KIJU musiktechnisch an Soulfly und System of a Down erinnern. Bei der kräftigen und energiegeladenen Performance des Frontmanns, der gesangtechnisch vom 2. Gitarristen unterstützt wurde, wurden damit auch die unverständlichen englischen Ansagen hinfällig. Ein „Partysong“ und das erwartete „Root Bloody Roots“ hob die Stimmung merkbar an – wer „Brutal Groovy Metalcore“ mag, ist bei KIJU genau richtig!

AKRIVAL

Mit AKRIVAL betrat die erste Black Metal Allianz des Tages die Bühne. Auf ihrer zweiten LP, die pünktlich in diesem Juni erschien, trotzen die Jungs aus Berlin mit diablisch-rohen Songs und avantgardistischen Riffs. Obwohl die Stücke durch ihr Tempo einen gewissen Thrash-Charakter aufweisen sind regelmäßige Geschwindigkeitswechsel an der Tagesordnung, damit es Zuhörern auch nicht so schnell langweilig wird. Trotzdem: Wer es nordisch-eisig liebt, ist hier fehl am Platz – doch Fans von klassischem Underground Black Metal mit einer Note Thrash und Qualität seien AKRIVAL mit ihrem neuen Album wärmstens ans Herz gelegt.

DISPARAGED

Nach der Regenpause ging es mit einer ordentlichen Portion Death Metal weiter, die die Schlecht-Wetter-Stimmung und den restlichen Regen gänzlich vertrieb – DISPARAGED begannen genügsam mit einem Song ihres Demo-Tapes aus dem Jahr 2002, woraufhin sie mit „Overlust“ den Titeltrack ihrer ersten Scheibe einprügelten. Mit „Amon Death“ und weiteren wurden auch neue Songs präsentiert, die auf dem baldig-erscheinenden Album enthalten sein werden, und zu begeistern wussten – man kann den Jungs gerne glauben, dass das kommende Album ihr bislang bestes werden wird.

Die Musik der Schweizer ist aggressiv, groovig und technisch zugleich, während die sehr tiefen Growls von Sänger Tom, der nebenher bei Cataract die Gitarre bedient, sowie der häufige Umgang mit Blastbeasts dem ganzen eine Brutal Death Anleihe gibt. Trotzdem nicht zu vergessen die Melodie, die vor allem beim Song „Saviour“ gezielt auf ihre Kosten kommt. Mit „Bloodstained Hands“ wurde das Konzert erneut mit einem Song der Demo abgeschlossen. Leider ohne Zugabe..

SILENT DECAY

Nachdem DISPARAGED die meisten Wolken vertrieben hatten, waren nun SILENT DECAY an der Reihe, deren Mission fortzuführen. Mit ihrem Wechsel zwischen Metalcore- und Neo Thrash-lastigen Songs wurde meiner Meinung nach eher die jüngere Zuschauerschaft angesprochen – trotzdem blieb der Groove-Anteil nicht auf der Strecke. Währenddessen vereinte sich die Nebelshow mit dem Nebel auf den hinter der Bühne liegenden Feldern. Wunderschön… Aber zurück zur Band: Mit seinem Aufruf „Scheiß aufs Wetter!“ sprach Sänger Tobi das aus, was sich alle dachten. Auch die energiegeladenen Performance der Jungs, die sich in viel Rede und Mikroständer-Geturne des Sängers sowie dem munteren Rumgehüpfe des Gitarristen äußerte, schaffte es mitzureißen. Wer kräftigen Shouts, melodischen Riffs und Soulfly nicht abgeneigt ist, seien darum SILENT DECAY herzlichst empfohlen. Für alle anderen stellten die 35 Minuten eine geeignete Bierpause dar.

TORTURE SQUAD

Ein Hauch von südländischem Flair wehte zusammen mit dem Beginn der Performance von TORTURE SQUAD über das Gelände. Die vier Jungs aus dem sonnigen Brasilien begeisterten mit atmosphärischem Intro, einem Gemisch aus Thrash und Death Metal und sehr angenehmen Tempo der Alten Liga. Man merkt, dass die Brasilianer schon seit knapp 20 Jahren im Geschäft sind: Schnittige Drums, thrashige Gitarrenparts und wiedererkennbarer Gesang, der sowohl Growls als auch tiefe Screams parat hält – „The Torture Never Stops“! Für mich waren TORTURE SQUAD eine riesige Überraschung und somit meine „Neu-Entdeckung“ des Festivals!

DAVIDIAN

Während Sänger Dave im letzten Jahr mit seiner Zweitband Parsifall dem Zabbaduschder einen Besuch abstattete, nahmen sich die restlichen Mitglieder von DAVIDIAN eine kleine musikalische Pause – womit es in diesem Jahr mit neuer Frische und neuem Album an den Start ging. Mit ihrem Aggressiven Thrash Metal der alten Schule, der jedoch auch neue Einflüsse aus dem Hardcore-Bereich verarbeitet, präsentierten DAVIDIAN mit „Judas Cross“, „The Prince“ oder „Count Your Beads“ vor allem die Songs der kommenden Scheibe „Hear Their Cries“. Ohne Frage: Die Band bleibt ihrem Stil treu – massive Shouts, Tempo und vor allem viel lyrischer Tiefgang sind garantiert. Nicht nur mit ihren gesellschaftskritischen Songs, die sowohl gegen die Verantwortlichen der hohen Benzinpreise gerichtet sind, als auch dem Papst kritisch gegenüberstehen, schaffen es DAVIDIAN die Menge wachzurütteln. Auch Dave trägt wieder seinen persönlichen Teil bei, indem er seinem ungeliebten Vater und der Musik selbst jeweils ein Lied widmet. Zugabe gab es in Form vom neuen Song „Little Men“, der weniger auf Geschwindigkeit, dafür umso mehr auf andere rhytmische Schwerpunkte setzt. Das endgültige Ende wurde in Form eines Mosh-Parts eingeläutet, was man auch dem Publikum nicht zweimal sagen musste – ein gelungener Auftritt für den Auftakt eines gelungenes, neues Albums der ZOA-Präsentanten.

DEADSOIL

Mit DEADSOIL betrat kurz darauf die nächste Mannschaft die Bretter. Die Band aus Koblenz spielen Melodischen Death Metal mit einem großen Schuss Metalcore und einer Prise Hardcore. Neben ihrer eigenen Show ließen die Jungs die Zuschauer in der 1. Reihe ihre Gesangs-Künste zum Besten geben – ob vorhanden oder nicht war in diesem Moment egal. Sänger Friedrich ließ demnach nicht nur seine Muskeln, sondern während „True Belief“ und „Unspoken“ gleichmaßen die Stimmbänder spielen und erinnerte daran, dass Bands auch nur „ganz normale“ Leute wären, die unter der Woche arbeiten müssen und hier zusammen mit den Besuchern die Chance haben „abzufeiern“. Sogar ein Freund der Band wurde auf die Bühne geholt, der neben der Gesangsunterstützung auch dafür zuständig war zu erwähnen, dass Sänger Friedrich an diesem Tag Geburtstag feiert. Na dann: Happy Birthday!

SINISTER

Ich habe Respekt vor einer Band, die genauso alt ist wie ich. SINISTER sind so eine Band. In ihrer 20-jährigen Bandgeschichte brachten sie es zu acht umjubelten Alben, mehreren EPs, Splits, Demos und einer DVD. Obwohl der Drummer an diesem Samstag zeitweise im viel zu dichten Rauch verschwand, prügelte er gekonnt die Blasts ein, die mit Breakdowns, Growls und angenehmen Soli den sinistrigen Death Metal verkörpern – damit waren Bangfreudige bei diesem Konzert genauso willkommen wie Riff-Süchtige. Einer der Top-Songs war ohne Frage „Afterburner“ vom gleichnamigen Album, doch „Cross the Styx“, „The Grey Massacre“ oder „Bleeding“ waren nicht weit hinterher. Die Musik ist ganz einfach „sinister“ – böse, wahnsinnig, rau und ungehobelt. …Hail The Beast!

HATESPHERE

„We are Hatesphere from Denmark!“ Mit dieser Begrüßung ließ die letzte Band des Festivals und Headliner dieses Abends keine Zweifel aufkommen. Sowohl die Dänen als auch das Publikum waren super drauf und wohl beiderseits darauf aus, die vergangenen zwei Tage mit einem erfolgreichen Ende ausklingen zu lassen – mit ihrer Thrashigen Show im Gothenburg Stil trafen HATESPHERE genau den Geschmack der Besucher. Sänger Jonathan ‚Joller‘ Albrechtsen bedankte sich nebenbei für das Freibier und sammelte bei den Zuschauern mit dem Ausruf „I like Germany!“ zusätzliche Pluspunkte. Mit ihrem brandneuen Song „Oceans of Blood“ versorgten HATESPHERE ihre Fans mit einen Vorgeschmack auf das kommende Album, doch punkteten sie vor allem mit ihrem schon bestehenden Repertoire – mit ihrer neuen Welle des Death und Thrash Metals erzwangen sie nackenzerreißendes Headbanging und strahlende Gesichter seitens der Zuhörer. Immernoch sehr heavy, mit viel Ausgleich zwischen Groove und Tempo lassen sich die Jungs sowohl vom guten Thrash der alten Schule inspirieren und kombinieren diesen mit brutalem Mid Tempo-Mosh. Die nachvollziehbaren Gitarrenparts, der Wechsel zwischen fast cleanen Vocals und Death Growls decken fast eine gesamte Bandbreite ab – die Einflüsse von Soilwork z.B sind unverkennbar. Und diese gute Balance zwischen alt und neu, Melodie und Bestialischem machen HATESPHERE aus – vor allem ihren Songs „The Coming Of Chaos“ und „The Fallen Shall Rise In A River Of Blood“ von ihrer Erfolgs-LP „The Sickness Within“ ist dies anzumerken. Neben genannten Tracks wurde an diesem Abend auch an Soli und weiteren Songs „about satan and shit“ nicht gespart.

Wie HATESPHERE es selbst reklamieren war dieses Konzert voll von „666% Pure Danish Fuckin‘ Metal“ ein würdiger Ausklang des Festivals!

Geschrieben am 25. Juli 2008 von Metal1.info

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