Review Adversus – Einer Nacht Gewesens

Hört man zum ersten Mal die Scheibe „Einer Nacht Gewesens“ von ADVERSUS steht man zunächst mit offenem Mund da? „Was zum Henker ist das???“, war der erste Gedanke, der mir durch den Kopf geschossen ist. Auf den ersten Blick scheint hier ein heilloses Durcheinander zu herrschen.

Mit der Zeit erschließt sich einem aber die Genialität dieses Kunstwerkes. ADVERSUS kombinieren zahlreiche unterschiedliche Stile zu einer düsteren Melange: Hier finden sich Elemente aus Gothic, Darkwave und EBM. Auf der anderen Seite stehen Melodien, die an das Mittelalter oder die Renaissance erinnern. Neoklassik-Elemente sind hier genau so zu finden wie Metal-Gitarren und orchestrale Arragements. So entsteht ein düsteres Klangemisch, dass den Hörer zunächst bewusst überfordert und dann seine gesamte düstere Schönheit entfaltet.
Diese Band scheint sowieso der düsteren Ecke zuzuordnen zu sein, obwohl die Vielfalt der integrierten Elemente eine genaue Zuordnung unmöglich macht. Das wird schon deutlich, wenn man sich die Liste der Gastmusiker ansieht: Thomas Zöller von Estampie und ASP dürften wohl jedem bekannt sein, der sich auch nur ein wenig in dieser Musikrichtung auskennt. Und Kennern dürfte auch der Name Max Testory etwas sagen, der ansonsten bei Chamber – L’Orchestre de Chambre Noir zockt.
Betrachtet man sich diese Liste, so fällt auf, dass sich allein hier schon zwei Sänger finden. Mit Susanne, Tyrae und Rosendorn finden sich aber auch im regulären Line-Up von ADVERSUS schon drei Sangeskünstler. Damit ist klar, wieviel Gewicht bei dieser Veröffentlichung auf den Texten liegt, die in ihrer Ausformung düsterer Lyrik gleichen. Rosendorn, der Verfasser dieses lyrischen Meisterwerkes, könnte durchaus in Konkurrenz zu Georg Trakl und Gottfried Benn, den Meistern der düsteren Lyrik treten.
Sowieso handelt es sich bei „Einer Nacht Gewesens“ um ein Gesamtkunstwerk. Lyrik, Musik und Layout stehen hier in einem engen Zusammenhang. So kommt die Scheibe dann auch in einem DVD-Case mit 24seitigem Booklet daher, dass Kunstwerke von Rosendorn, der im richtigen Leben Layouter und Grafiker ist, zeigt. Das der Platte dann auch noch ein Konzept zu Grunde liegt, macht es unmöglich einzelne Lieder heraus zu heben. ADVERSUS erzählen von zwei einsamen Menschen die sich zufällig begegnen und deren ganze Beziehung wie im Zeitraffer in einer Nacht abläuft. Deshalb gliedert sich die CD auch in die drei Abschnitte „Abend“, „Nacht“ und „Morgen“.

Mit diesem Album beweist die Band, dass man Musik nicht zwangsläufig als Party-Musik zu betrachten braucht, sondern dass es sich dabei viel mehr um eine Kunstform handelt, die auf „Einer Nacht Gewesens“ in ihrer düstersten Ausprägung zu finden ist. Das ist nichts, um es mal eben so nebenbei zu hören. Kein Wunder. Pendelt die Musik doch zwischen extremer Ruhe und extremer Dissonanz, stehen doch im gesanglichen Bereich melodiöse Musicalpassagen sinister gekeiften Ausbrüchen gegenüber. Das Alles ergibt ein nur schwer zu fassendes Gesamtkunstwerk. Freunde schwarzer Kunst werden diese Scheibe lieben, alle anderen werden sie verteufeln.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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