Review Astrosaur – Obscuroscope

Die norwegische Post-Rock-/Post-Metal-/Prog-Jazz-Fusion-Band ASTROSOUR, die bereits 2017 mit ihrem Instrumental-Album „Space In//Fade Out“ einige Achtungserfolge erzielen konnte und direkt von Ihsahn und Leprous als Support-Band gebucht wurde, legt nach einem Label-Wechsel nach: „Obscuroscope“ heißt die neue CD und der Name ist tatsächlich Programm. ASTROSAUR entführen den Hörer in ein obscures, gitarrenlastiges Kaleidoskop aus wilden Klangeskapaden, die sich hauptsächlich der Elemente des Prog-und Post-Rocks/-Metals bedienen.

An allen Ecken und Enden bedienen sich ASTROSOUR aber auch diverser anderer Stilrichtungen. Wie schon auf dem Debüt gibt es keinen Gesang, auch hält man sich kaum an gängige Songkonstrukte, was den im wahrsten Sinne des Wortes „abgespacten“ Charakter der Scheibe noch verstärkt. Der erste Track „Poyekhali“ überrascht mit ausartend rockigen Gitarren, wie sie manche Rock-’n‘-Roll-Bands nicht zustande bringen. Diese shredden mal in bester Heavy-Metal-Manier dahin, mal fluten sie sanft und emotional die Gehörgänge, um gleich darauf wieder auf bizarre Weise experimentell verzerrt zu werden.

Man darf sich treiben lassen: Diese mitreißenden Klänge bereiten den Hörer gut darauf vor, dass auch der Rest des Albums wegen der dominanten Gitarrenbeschallung dieses Mal eher was für die Metal-Fraktion ist als für die Jazz-Fusion-Liebhaber. Während der folgende Song „Karakoram II“ nochmals das gitarren-dominierte Rock-Element aufgreift, rückt bei „White Stone“ erstmals ein ordentliches Schlagzeug in den Fokus. Allerdings ist dies wohl nur gut angetäuscht, denn alsbald driftet die Komposition wieder in die  avantgardistische Ecke ab.

Dass ASTROSAUR auf „Obscuroscope“ zeigen wollen, was einfache E-Gitarren alles für Klanggebilde schaffen können, ist offensichtlich. Wer diesen Sound liebt und dazu noch offen ist für Experimente aller Art, wird sich freudig in den Tracks dieses Albums suhlen.  Auf „Elephant Island“ wird das Ganze dann noch mal auf die Spitze getrieben: Von langsam bis schnell, von ruhig bis wuchtig, von einfach bis verrückt ist alles dabei. Akzente werden wie gewohnt durch skurrile Experimental-Spitzen gesetzt, die einen durch Zeit und Raum schleudern, bevor man im letzten und längsten Song, „Supervoid“, noch einmal so richtig einen vor den Latz geknallt bekommt: Ein bissiges, unnachgiebiges Gitarrenklangkonstrukt, das so durchdringend klingt, dass man es durchaus mit dem Kratzen von Fingernägeln auf der Schultafel vergleichen kann.

Auch mit ihrem zweiten Album enttäschen ASTROSAUR nicht. Allerdings wird nicht jeder etwas mit dieser rein instrumentalen Space-Kost anfangen können. Wer aber etwa selbst Gitarre spielt und neue Inspiration braucht, oder sich einfach mal in einen Sog aus Unerwartetem, aber gleichzeitig Packendem ziehen lassen möchte, wird hier gute Unterhaltung finden.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Uta A. (Gastredakteurin)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert