AUTUMN haben es wahrlich nicht leicht: Unsere holländischen Nachbarn können mit Within Temptation und After Forever zwei Goten-Gruppen vorweisen, die nicht zu geringen kommerziellen Erfolg einheimsen konnten. Die herbstlichen Kollegen dagegen standen schon immer im Schatten dieser Beiden und mit ihrem dritten Album „My New Time“ wollen sie das endlich ändern – werden es aber kaum schaffen können.
Dabei sind AUTUMN nicht mal schlecht. Musikalisch gehen sie ähnlich zu Werke wie bekannte Bands, nur weniger bombastisch und theatralisch (Within Temptation oder Krypteria) und auch wesentlich weniger hart (After Forever) oder komplex und abwechslungsreich (Evanescence), am ehesten kann man sie wohl in der Nähe von Lacuna Coil oder eben Evanescence einsortieren. Wie gesagt, musikalisch klingt es nicht allzu stark anders als viele verwandte Bands: Instrumental keine schwere Kost, es kommt vor allem auf die Stimme an. Und mit Nienke de Jong haben AUTUMN zu ihrem Glück eine tolle und charismatische Sängerin am Start, die mit einer sehr angenehmen mittleren Stimmlange überzeugen kann. Ein überaus großes Plus, das im Vergleich zu anderen female fronted Bands sehr wichtig ist.
Ihre großen Stärken haben AUTUMN dann vor allem in den rockigen Stücken wie dem Opener „Satellites“, dem Titeltrack oder „Forget To Remember“, hier können die Niederländer überzeugen und gut unterhalten. Wenn man nach dem Eröffnungstrack aber nicht zu Unrecht schon denkt „Die fangen aber ruhig an“, der wird sich mit „My New Time“ ziemlich schwer tun. Die Scheibe ist im Allgemeinen sehr ruhig und schleppend gehalten, AUTUMN setzen vor allem auf Atmosphäre. Leider gelingt ihnen das nur manchmal, öfter mal kommt es vor, dass man sich beim Zuhören langweilt und sich mehr Drang nach vorne wünscht. Und das erst recht, wenn man auf der Besetzungsliste den ehemaligen God Dethroned-Klampfer Jens van der Valk entdeckt, man vermutet beinahe, er selbst müsste sich bei den Aufnahmen hierbei gelangweilt haben, viel zu tun hatte er jedenfalls nicht.
Wie gesagt, AUTUMN machen ihre Sache im Großen und Ganzen nicht schlecht, nur müssten sie ihre Stärken besser nutzen und häufiger mal weniger getragen agieren. Hoch anzurechnen ist ihnen aber, dass sie absolut nicht auf Nummer sicher gehen und ein mutiges Album abliefern, das eben nicht jedem gefallen wird und mit dem man wohl auch kaum an Erfolge der oben genannten Bands anknüpfen können wird. Da Nienke aber eine wirklich schöne Stimme hat, sollten alle Freunde des Genres zumindest mal unvorbehalten reinhören.
Wertung: 6 / 10
Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info