Review Black Country Communion – Afterglow

  • Label: Mascot
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Hard Rock

Es kriselt im Lager von BLACK COUNTRY COMMUNION. Drei Jahre nach dem Release des selbstbetitelten Debüts äußerte Glenn Hughes mehrfach, dass die Band ihm zu inaktiv sei und er sich, sollten sich die Zeitpläne der Supergroup weiterhin so schlecht mit denen Bonamassas vereinbaren lassen, eine neue Gruppe suchen müsse. In der Tat scheint der Gitarrist zwischen der Zusammenarbeit mit Beth Hart auf „Don’t Explain“ und einem neuen Solo-Album im Mai diesmal keine Zeit gefunden zu haben, zusätzlich aktiv an einem dritten Projekt mitzuarbeiten. So bleibt es bei fünf von elf Songs auf „Afterglow“, an welchen er überhaupt mitwirkte, während Hughes die selbe Zahl an Liedern komplett alleine schrieb.

„Afterglow“ ist kein zweites „2“ geworden, das zeigt sich schnell. Dass man dafür Hughes alleine verantwortlich machen kann, ist dennoch zu bezweifeln, war der Vorgänger doch ein Album, dessen Songs derart auf den Punkt geschrieben waren und das derart kompromisslos plättete, dass es eigentlich sowieso nicht zu toppen war. So gehen BLACK COUNTRY COMMUNION 2012 insofern den richtigen Weg, als dass sie der Musik wieder deutlich mehr Luft zum Atmen lassen. Es scheint deutlich häufiger der latent bluesige Classic-Rock-Charakter Deep Purples durch – „Afterglow“ knallt selten richtig, meist rockt es es entspannt vor sich hin. Prinzipiell geht das in Ordnung, „Big Train“ oder der Titelsong sind durchaus Nummern, die man im Gedächtnis behalten wird und auch sonst spielt sich hier alles auf einem konstanten Niveau ab. Dennoch hat man das Gefühl, dass dieses Niveau bei weitem nicht so hoch ist, wie BCC es zu liefern im Stande wären. Und dies muss man dann wohl oder übel doch wieder auf Hughes schieben, denn schlussendlich klingt das Album über weite Strecken nach einer Soloshow des Bassisten und Sängers. Gerade instrumental fällt es nicht unbedingt positiv auf, wenn jedes einzelne Riff derart von knarzendem Bass dominiert wird, dass man darüber die technisch bedingt doch etwas filigraner tönende Gitarre kaum mehr wahrnimmt. Auch der Plan, Sherinian aktiver zu integrieren, funktioniert mehr schlecht als recht: Die Hammond-Sounds, die hier bisweilen durchscheinen, sind klar in die Kategorie „Untermalung“ einzuordnen, dass der frühere Dream Theater-Keyboarder hier mal einen Song führen dürfte, wie das beispielsweise bei „Save Me“ auf „2“ der Fall war, kommt nicht vor.
Zuletzt überzeugt das Gesamtpaket der Songs dann auch deutlich weniger als auf „2“. Es ist leider ein Trugschluss, dass lässigere Nummern weniger von der Qualität des einzelnen Riffs abhängen würden als fokussierte, denn gerade, wenn man von einem Riff nicht niedergewalzt wird, hat man doch Zeit, darüber nachzudenken, wie gut es eigentlich ist. Genau hier aber stellt man nach einigen Durchläufen fest, dass es häufig etwas arg beliebig zugeht, wirklich zielführend klingt das selten. Selbiges gilt für viele Refrains: Die richtig große Melodie findet Hughes kaum, vielmehr verkünstelt er sich in verschiedenen Gesangsstilen von rau bis komplett clean, die ihm meiner Meinung nach aber auch nur teilweise zu Gesicht stehen, lässt dabei jedenfalls die klare Aussage, die ein Rocksong in in seiner Gesamtheit optimalerweise haben sollte, oft außer Acht.

Ich würde „Afterglow“ nicht direkt als enttäuschend bezeichnen, denn wie gesagt, „2“ ist und bleibt ein Meilenstein, dem die Band speziell in dieser angespannten Konstellation wohl selbst nicht mehr gewachsen war. Abgesehen davon war das Debüt nüchtern betrachtet aber auch schon kein Über-Album, vielleicht können BCC also wirklich nur unter bestimmten Umständen wirklich über sich hinauswachsen. Dennoch hätte Hughes wohl die naheliegende Konsequenz ziehen sollen, ein Soloprojekt als kreatives Ventil zu verwenden, anstatt den großartigen Bandsound, den BCC auf „2“ gefunden hatten, durch einen in letzter Konsequenz nicht überzeugenden, erzwungenen Alleingang zu zerstören. Auf einem eventuellen Folgealbum sollte die Band auch wieder als Band arbeiten, ansonsten wird das Talent der einzelnen Protagonisten zu freigiebig verschenkt. „Afterglow“ ist absolut gesehen ohne Frage immer noch solide, aber ohne Bonamassa und weitgehend ohne Sherinian wird man den eigenen Ansprüchen einfach nicht gerecht.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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