Betrothed My Beloved

Review Darkwoods My Betrothed – Angel Of Carnage Unleashed

Und da sagt jemand, die Corona-Pandemie wäre schlecht für die Musikbranche. Jouni Mikkonen, seines Zeichens Gitarrist bei DARKWOODS MY BETROTHED, wird 2020 erfreut gewesen sein, als er erfahren hat, dass Tuomas Holopainen tatsächlich mal Zeit hat, ein neues Album aufzunehmen. 23 Jahre sind seit dem letzten Werk „Witch-Hunts“ ins Land gegangen. 23 Jahre, die Holopainen mit einem erfolgreichen Engagement bei Nightwish bestritten hat. Dabei war der Keyboarder, der für dieses Album auch noch Nightwish-Schlagzeuger Kai Hatho mitgebracht hat, vorher nur Session-Member. Fleißig beworben, ist Holopainen jetzt zum vollwertigen Mitglied aufgestiegen. Mit „Angel Of Carnage Unleashed“ erscheint so nun etwas unverhofft das vierte Album der Finnen. Stilistisch unternehmen DARKWOODS MY BETROTHED darauf eine kleine Zeitreise.

Rotiert „Angel Of Carnage Unleashed“, so könnte man meinen, es wäre 2000 und Dimmu Borgir wären die heißeste Metal-Band des Planeten. Rasende Black-Metal-Abfahrten werden mit weichen Keyboard-Teppichen untermalt, der kehlige Gesang kommt verständlich und dominant daher, Schwarzmetall-Puristen werden eher zur Hexenjagd aufrufen als frohlocken. Doch steht man auf Werke wie „Enthrone Darkness Triumphant“ oder „Puritanical Euphoric Misanthropia“ und hat vielleicht auch noch ein Faible für historische Themen (das Konzept des Albums dreht sich um den großen nordischen Krieg), so kann „Angel Of Carnage Unleashed“ zu gefallen wissen. DARKWOODS MY BETROTHED präsentieren acht überlange Nummern (und ein kurzes Instrumental-Outro), die vor allem in der zweiten Hälfte des Albums zu überzeugen wissen.

Mit „Name The Dead“ oder „Murktide And Midnight Sun“ steigt die Band noch recht konventionell und gleichförmig ein. Spätestens das getragene „In Thrall To Ironskull’s Heart“ mit fast schon erzählendem Klargesang und seinem sich immer weiter steigernden Aufbau lockert das Album auf. Das Abschlussduo „Massacre“ und „Black Fog And Poison Wind“ schraubt dann die Aggressionsschraube noch einmal in ungeahnte Höhen. Gerade in diesen Songs wird das Keyboard zum Nebencharakter. Allgemein mutet Tuomas Holopainens Beteiligung als Vollzeit-Mitglied wie ein Marketing-Gag an. Klanglich nehmen der Nightwish-Mainman und sein Instrument wesentlich weniger Raum ein, als man dies im Vorfeld hätte denken können.

Im Hinblick auf die Produktion haben die Finnen den größten Schritt nach vorne gemacht. Klangen die Vorgänger-Werke oft noch dünn und verwaschen, so ist „Angel Of Carnage Unleashed“ fast schon auf Hochglanz poliert. Jedes Element ist klar vernehmbar, auch wenn die Produktion gerne hätte etwas dynamischer ausfallen dürfen.

Alles in allem ist „Angel Of Carnage Unleashed“ ein ordentliches Genre-Album geworden, in dem hörbar viel Herzblut steckt. Wer aufgrund der Beteiligung zweier Mitglieder Black-Metal-Nightwish befürchtet hat, kann aufatmen. DARKWOODS MY BETROTHED setzen ihre Diskographie schlüssig fort, ohne die Genregrenzen zu sprengen oder sich selbst zu verraten. Wünscht man sich mittlere Dimmu Borgir zurück oder findet aktuelle Veröffentlichungen von Hecate Enthroned oder A Forest Of Stars zu verworren, sollte man hier reinhören!

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Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Manuel Stein

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