Review Denial – Ophiuchus

In mittlerweile fünf Jahren Metal1-Tätigkeit habe ich so manches erlebt und da ist es um so schöner, wenn einem hier und da doch noch mal was völlig Neues begegnet. Und so landete jüngst mit „Ophiuchus“ die neue Scheibe von DENIAL im Briefkasten, was an sich noch keine Sensation darstellt. Interessant wird es ab dem Moment, ab dem man erkennt, dass es sich zwar um eine an sich spanische Band handelt. Allerdings kennt der einigermaßen gebildete Mitteleuropäer den Kampf des Baskenlandes um Unabhängigkeit und auch wenn DENIAL alles andere als den Eindruck erwecken, an diesem Kampf teilzunehmen, texten sie in Euskara, der Sprache der Euskal Herria.

Da es sich bei DENIAL um Death Metal handelt, versteht man naturgemäß nicht so viel. So ist es zwar nett, dass die Texte sowohl ins Spanische als auch ins Englische übersetzt im Booklet abgedruckt sind, aber so wirklich vertiefen werden sich die meisten da wohl nicht. Vielleicht schon eher in die Musik, die sich in sechs klangvollen Titeln insgesamt etwa 40 Minuten ausbreitet. Geboten wird eben Death Metal, allerdings sowohl mit einem melodischen und einem progressiven Einschlag. Progressiv bezieht sich in dem Fall allerdings nicht auf undurchschaubare Riffs mit zahllosen Tempowechseln und Frickelei bis zum Sanktnimmerleinstag. Vielmehr sind die Songstrukturen ein wenig verzwickt, so dass man einige Durchläufe benötigt. Dann zeigt sich durchaus Potential bei den Iberern, auch wenn man keine Wunderdinge erwarten sollte. „Aurpegi Gabeko Ahotsak“ führt zum Beispiel einige kraftvolle Riffs in die Schlacht, „Bakardadearen Bide Isila“ beginnt akustisch, steigert sich aber schnell in ein melodisches Feuerwerk. Die anderen Songs sind nicht gerade gähnend langweilig, aber irgendwie fehlt das gewisse Etwas, ein überraschendes Moment, ein ungewöhnliches Zwischenspiel; da hätte es schon einiges gegeben, was man hätte besser machen können.

Schade eigentlich, sowohl technisch als auch stimmlich überzeugt man prinzipiell, aber das Songwriting scheint mir noch ausbauwürdig. Einfacher würde man es dem Publikum ohne Frage mit kürzeren Songs machen, hier müsste die Band die Frage nach der eigenen Kommerzialität selber beantworten. Oder anders gesagt: die Länge der sechs Songs ist absolut begrüßenswert, aber wenn man weiter auf diesen Längen arbeiten will, sollte man den einen oder anderen Spannungsbogen einbauen, um dauerhaft konkurrenzfähig zu sein. Antesten lohnt, denn auch wenn DENIAL nicht den Exotenbonus einer Metalband aus dem Iran haben, sind sie in der internationalen Szene doch sicher eine kleine Besonderheit.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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