Review Enid – Munsalvaesche

Da hat sich die Welt wohl weiter gedreht. Eine kleine persönliche Zeitreise führt ins Jahr 1998 zurück, als ENID´s Debüt „Nachtgedanken“ auf den Markt kam und als tauglich für Freunde von Bands wie Summoning beworben wurde. Musikalisch trennte die beiden Bands tatsächlich nicht so viel, aber die Qualität ließ beim deutschen Pendant doch arg zu wünschen übrig. So viel jedenfalls, dass für mich eine Weiterbeschäftigung mit dem damaligen Zweimannprojekt zunächst einmal nicht in Frage kam.

Auch ENID selber haben es dann irgendwann mal langsamer angehen lassen, bis 2004 gab es noch regelmäßig Releases, dann folgte eine siebenjährige Pause, die offenbar zu einer schwarzmetallischen Katharsis führte. Die Metal Archives bezeichnen ENID zwar immer noch als „symphonische Blackmetalband mit Mittelaltereinflüssen“, aber an diesem Urteil hat die jüngste Veröffentlichung „Munsalvaesche“ eher keinen Anteil. Und somit sind wir endlich beim aktuellen Output angelangt, ein Konzeptalbum über Teile von Wolfram von Eschenbachs „Parzival“. Der ehemalige Mitstreiter Florian Dammasch hat die Segel mittlerweile gestrichen, so dass Martin Wiese das Werk mit Hilfe von Sessionmusikern verwirklicht hat. Hier wird wohl nicht der Grund zu finden sein, warum man die oben genannte Stilbeschreibung nicht mehr wird aufhalten können. Schwarzmetallisch ist rein gar nichts an der Platte, die Mittelaltereinflüsse sind da schon deutlicher zu vernehmen, auch wenn man klar sagen muss, dass ENID nichts mit Bands wie Subway To Sally oder In Extremo zu tun hat. Das liegt alleine schon daran, dass ENID auf die Verwendung mittelaltertypischer Instrumente verzichten. Aber die Atmosphäre hat schon was in der Richtung. Die Songs sind größtenteils sehr langsam gehalten, man lässt sich Zeit für einen ruhigen Aufbau und legt den Fokus eher auf feinfühligen Melodien denn auf Aggression. Das mag so manch leichter besaiteten wie mich durchaus erfreuen, aber selbst für meinen Geschmack hätte es da an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Fahrt bedurft. Dafür hätte es nicht die typischen schneidenden Riffs der Vergangenheit gebraucht, aber ein geringfügiges Zurückfahren der Piano- bzw. Synthieparts hätte die CD sicher eher besser denn schlechter gemacht. So lässt die Spannung nach gutem Beginn immer mehr nach, weil einfach kaum noch Abwechslung daher kommt.

Unter dem Strich wird Martin Wiese den Ansprüchen nicht ganz gerecht. Sicherlich verlangt ein episches Werk wie „Parzival“ viel Pathos, Erhabenheit und Atmosphäre. Der Metalfan auf der anderen Seite verlangt aber auch etwas, gerade bei einer Band, die früher schon mal deutlich härter agierte. Freunde von ENID sollten auf jeden Fall erstmal reinhören, in sieben Jahren hat sich eben einiges getan.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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