Review Implant For Denial – Otheroot

Jubiläen sind da, damit man sie feiert. Was habe ich hin und her überlegt, mit welchem Album aus meiner Sammlung ich meine einhunderste Besprechung feiern wollte. Eine eher unbekannte und großartige Band sollte es sein, natürlich mit einem bei uns noch nicht besprochenen Album. Ich schwankte die ganze Zeit zwischen Buried Inside, Kylesa, Amen Ra und Kalas und dann sowas! Mitten im Umzugsstress ist es plötzlich soweit und ich hab auch noch eine rumänische Promo-CD hier rumliegen. Die Entscheidung ist mir also abgenommen und die private Ein-Mann-Feier um fünfzig Besprechungen verschoben. Wirklich unglücklich bin ich mit der Entscheidung nicht, hab ich doch gerade eh mehr Umzugskartons und Farbpaletten im Kopf…
Wer ist es also, der sich hier so heimlich eingeschmuggelt hat? Die Band nennt sich IMPLANT FOR DENIAL und ist in ihrem Heimatland Rumänien wohl schon eine etablierte und größere Nummer. In Deutschland haben wir von den Herren bisher noch nichts gehört, was sich mit dem neue Output „Otheroot“ aber ändern soll. Für das Unterfangen hat die Truppe keine Mühen gescheut. „Otherrot“ erscheint als Digi-Pac Doppel CD und enthält das Album in zwei verschiednen Versionen, einmal auf englisch und dann nochmal in rumänischer Sprache. Zusätzlich ist das ganze optisch von einem mir nicht geläuffigen aber preisgekrönten Grafikkünstler veredelt worden: Was im Booklet teilweise wirklich sehr ansprechend gelungen ist, wirkt zumindest auf dem Cover eher trivial und spricht mich nicht richtig an. Das alles ist jedoch nur schmückendes Beiwerk, geht es im Kern doch um die silbernen Scheibchen oder besser um das was auf ihnen zu finden ist.

Die Musik der Rumänen lässt sich am besten mit modernem Metal im Fahrwasser von Bands wie Rage Against The Machine, Body Count, Linkin Park oder Sepultura bezeichnen, mit mal stärker mal schwächeren Anleihen an eine der Gruppen. Dass die Herren um die zwei Sänger Octavian und Ovidin dabei sehr professionell und routiniert zu Werke gehen, verwundert nicht, supportete man im eigenen Land doch u.a. schon oben genannte Bands und ist seit etlichen Jahren im Geschäft. Der Funke springt dennoch nicht richtig über. Dies ist sicherlich der sehr kommerziell ausgelegten Musik geschuldet für die ich mich einfach nicht richtig erwärmen kann: Trotz aller Breaks und aller Scream/Klargesang/Rap Wechsel fehlt dem Ganzen einfach eine eigene oder innovative Note. Davon abgesehen machen die Rumänen aber alles richtig. Sehr abwechslungsreich, mal gefühlvoll mal hart und immer sehr eingängig und trotzdem nicht einfältig, schaffen sie es, den Hörer über die komplette Spieldauer gut zu unterhalten. Es wäre für mich deshalb nicht wirklich verwunderlich wenn IMPLANT FOR DENIAL es schaffen ein breiteres Publikum für sich zu gewinnen, denn dafür ist die Musik definitiv geeignet.
Anderst wird es, wenn man sich der rumänischen Version zuwendet. Völlig unverständlich, dafür aber auch ziemlich interessant klingt die fremde Sprache in den eben noch als eher flach empfundenen Stücken. Ich weiß nicht, ob es die Lieder ursprünglich in rumänisch geschrieben wurden, sich die beiden Sänger (an der Instrumentierung ändert sich nichts) in ihrer Muttersprache einfach nur wohler fühlen oder die Nähe zu den oben genannten Bands nicht mehr so augenfällig ist – sicher ist nur, dass „Root“ „Other“ um Längen schlägt. Die etwas gewöhnlicheren Liedstrukturen, die auf „Other“ nicht richtig überzeugen konnten, liefern hier eine zugängliche Basis die die fremde Sprache gekonnt transportiert. Daraus resultierend kann auch die Wertung (ursprünglich durchschnittlich) höher ausfallen. Ein gutes Beispiel übrigens, dass weniger manchmal wirklich mehr ist. Mit Sicherheit wird ein Großteil der potentiell Interessierten erstmal zur vertrauten englischen Version greifen und damit der Band nicht richtig gerecht werden. Dass Musik in der Heimatsprache auch ausserhalb der Landesgrenzen ziemlich erfolgreich sein kann wissen wir spätestens seit der Welle an spanischsprachigen Metalbands um Tierra Santa und Mago de Oz Mitte/Ende der 90er Jahre. Etwas mehr Mut zur Eigenheit hätte deshalb auch den Rumänen nicht geschadet.

Wer auf oben genannte Bands steht und gern mal etwas Abwechslung im CD-Regal hätte kann hier also ebenso zugreifen, wie der Liebhaber ungewöhnlicherer Gruppen. Bei mir jedenfalls werden die Rumänen auf rumänisch mit Sicherheit öfters noch im Player kreisen.

Wertung: 7.5 / 10

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