Review Irate Architect – Visitors

  • Label: War Anthem
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Death Metal

In meiner Review zu Brain Drills „Apocalyptic Feasting“ schrieb ich, dass solche Alben glücklicherweise immer Unikate bleiben werden, da die meisten Death Metal-Musiker spielerisch nie das erforderliche Niveau erreichen werden, um etwas derart krankes, schnelles und unfassbares aufzunehmen. IRATE ARCHITECT aus Norddeutschland lassen mich an meiner eigenen Aussage zweifeln. Nach einer EP namens „Born Blood Portrait“ steht man nun mit dem Debut-Album „Visitors“ in den Startlöchern, das es auf 40 Minuten Spielzeit bringt und eindrucksvoll aufzeigt, wo der Härte-Hammer in deutschen Landen hängt.

Erreicht wird dies durch einen Mix aus diversen Elementen, die Death Metal so ausmachen können: Ob nun teilweise verwirrende, technisch eindrucksvolle High Speed-Riffs, stampfender Groove, die immer beliebter werdenden Frickelparts oder gut platzierte Breaks – Hier ist fast alles geboten, was man sich in diesem Sektor wünschen kann, alles mit einem Hauch Grind überzogen (aber doch nicht wirklich so krank und unkonventionell wie Brain Drill). Dazu gesteht man dem Bass diverse Ausbrüche in Form von Solo-Läufen und auch sonst eine unüblich wichtige Rolle zu und unterlegt den Sound mit knatternden Drums. Gesanglich wird häufig zwischen hohem Gekreische und tiefem Gegrunze gewechselt, die ganz tiefen, schleimigen Regionen erreicht Sänger Christoph zwar nicht, aber trotzdem macht er seine Sache insgesamt sehr gut. Nett ist übrigens auch, dass die Produktion absolut klar, transparent und druckvoll geraten ist, wenn man zu entsprechenden Hirnverknotungen im Stande ist, kann man also durchaus bei allen Instrumenten gleichzeitig mitdenken.Die Songs selbst vergessen leider gelegentlich, mit Abwechslung zu glänzen, besonders die erwähnten knatternden Drums klingen eigentlich in jedem Song gleich. Klar, das gehört irgendwie dazu, trotzdem hätte ich mir öfter diese wirklich spaßig anmutenden, kreativen Parts gewünscht, wie sie beispielsweise in „Dead End Eyes“ vorhanden sind. Dieses gehört zusammen mit „Weeping Eye“ ohnehin zu den besten Songs des Albums, bauen sie doch kurzzeitig Stimmung auf und lassen auch zu, dass sich Harmonien kurzzeitig zu Wort melden. Zusammen mit dezent platzierten klaren Zweitvocals ergeben sich so zwei beinahe mitsingtaugliche Songs, ein erfrischender Ausbruch aus dem ansonsten dominierenden technischen Up-Tempo.

Obwohl „Visitors“ wenige Songs hat, die eine wirklich unverkennbare Note haben, bleibt es doch durch die vielen Tempowechsel und so einige wirklich coole Ideen spannend genug für die 40 Minuten, die der Hörer vor der Anlage gehalten werden soll. Alles in allem setzt man keine neuen Brutalitäts-Standards und auch technisch gibt es doch noch extremeres. Trotzdem überzeugt die Umsetzung vollends und man steht den Szene-Größen um nichts nach – außer vielleicht, dass man noch keinen Kultfaktor geltend machen kann. Egal, „Visitors“ ist trotzdem einfach cool und macht Spaß, eine Kaufempfehlung für Fans von modernem Death an der Grenze zum Brutal Death kann hier guten Gewissens ausgesprochen werden.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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