Review Iron Maiden – Infinite Dreams

Energie, Kompromisslosigkeit und musikalischer Wucht – kaum eine andere Band verkörpert diese Begriffe so konsequent wie IRON MAIDEN. Pünktlich zum 50. Jubiläum erscheint mit „Infinite Dreams“ ein prachtvoller Bildband, der den Werdegang der Metal-Ikonen dokumentiert. Auf 352 großformatigen Seiten mit über 600 Abbildungen wird deutlich, dass die Bandgeschichte nicht nur aus Hymnen und Tourneen besteht, sondern auch aus zahllosen kleinen Episoden, Dokumenten und Erinnerungsstücken, die nun erstmals öffentlich gezeigt werden.

Von den allerersten Gehversuchen mit Steve Harris’ Vorbands GYPSY’S KISS und SMILER über die Zeit der Sänger Paul Mario Day, Dennis Wilcock und Paul Di’Anno bis hin zum kometenhaften Aufstieg in den 1980er-Jahren und den späteren Wechseln im Line-up: „Infinite Dreams“ zeichnet den Weg detailliert nach. Zu sehen sind Konzertflyer aus den späten Siebzigern, Tagebuchauszüge, Notizzettel mit Textskizzen, aber auch rare Fotos aus Harris’ Privatarchiv. Besonders spannend sind die Geschichten rund um das erste Demo The Soundhouse Tapes oder die waghalsigen UK-Tourneen in einem klapprigen Lkw namens „Green Goddess“, in dem neun Leute samt Ausrüstung nächtigten.

Natürlich fehlen auch die legendären Cover-Artworks nicht: Jede LP, jede Single ist vertreten – ergänzt durch Hintergrundgeschichten, die selbst eingefleischte Fans überraschen. So erfährt man, dass das ikonische „Number of the Beast“-Motiv ursprünglich für eine ganz andere Veröffentlichung gedacht war, oder dass es eine verworfene Fassung des „Maiden Japan“-Covers gab, auf der Eddie den Kopf von Paul Di’Anno in der Hand hielt. Für visuelle Schatzsucher bietet vor allem das Album „Somewhere In Time“ einen Höhepunkt: eine doppelseitige Abbildung des Covers inklusive aller versteckten Anspielungen, die damals wie heute Fans zu Detektiven werden lassen.

Doch „Infinite Dreams“ ist mehr als eine Aneinanderreihung von Plakaten und Plattencovern. Das Buch öffnet die Tür zu allen Epochen der Band, auch den weniger gefeierten. Die Blaze-Bayley-Jahre finden ebenso Beachtung wie die triumphalen Rückkehrmomente mit Bruce Dickinson und Adrian Smith. Mit großem Detailreichtum werden Bühnenaufbauten, Instrumente, Backstage-Pässe und Merchandising vorgestellt. Ein Kapitel widmet sich den unzähligen Tourshirts – darunter Sondereditionen für einzelne US-Bundesstaaten, die unter Fans heiß begehrt waren und längst Sammlerstatus erreicht haben.

Dass IRON MAIDEN nie nur eine Band des Hörens, sondern immer auch eine des Sehens war, wird beim Blättern auf jeder Seite spürbar. Das liegt nicht zuletzt an Derek Riggs, dessen Figur Eddie zu einem der bekanntesten Maskottchen der Rockgeschichte wurde. Ebenso prägend ist der Beitrag von Ross Halfin, der mit seiner Kamera seit Jahrzehnten intime wie spektakuläre Momente festhält.

Die persönliche Handschrift der Musiker zieht sich durch das ganze Werk. Steve Harris, seit jeher Archivar seiner eigenen Band, hat akribisch gesammelt, was in den vergangenen fünfzig Jahren entstanden ist. Bruce Dickinson rundet den Band mit einem Rückblick ab, in dem er betont, dass für ihn nicht die Vergangenheit, sondern immer die Zukunft zählt. Und doch macht gerade dieses Buch deutlich, wie beeindruckend der zurückgelegte Weg ist.
Wer „Infinite Dreams“ aufschlägt, spürt die ungebrochene Leidenschaft, mit der IRON MAIDEN immer wieder Grenzen gesprengt haben – sei es durch kompromisslose Alben, spektakuläre Bühnenshows oder kreative Entscheidungen, die nicht immer populär, aber stets authentisch waren. Es ist ein Werk, das man nicht an einem Tag durchblättert, sondern immer wieder hervorholt, weil es ständig neue Details offenbart.

Unterm Strich ist dieser Bildband weit mehr als ein luxuriöses Sammlerstück. Er ist eine Zeitreise durch die Rockgeschichte, ein visuelles Vermächtnis und ein Beweis dafür, dass IRON MAIDEN ihren Platz im Olymp des Heavy Metal aus gutem Grund erobert haben. Für 59 € erhält man ein Werk, das Fans und Musikinteressierte gleichermaßen begeistert – und das zweifellos noch aus den Regalen geholt werden wird, wenn die letzte Zugabe von IRON MAIDEN längst verklungen ist.

Wertung: 10 / 10

Publiziert am von Christoph Emmrich

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