Review Island – Island

Eigentlich könnten Zeitgeister Music Distribution das von Prophecy Productions in der Labelwelt eingeführte und meines Wissens nach einzigartige System des Release-Abonements, bei dem der Abonenten einfach jede CD, die über das Label erscheint, ungefragt zugesendet bekommt, getrost übernehmen – ist das noch recht junge Musik-Netzwerk von Florian Toyka, seines Zeichens Musiker bei diversen renomierten Progressive ((Black) Metal)-Bands wie Klabautamann, Valborg, Woburn House oder ISLAND doch seit seiner Gründung Garant für so individuelle wie exzellente Musik im Progressiv/Avantgarde-Sektor. Da alle über dieses Label vertriebenen Bands zudem aus dem gleichen, kleinen Musikerpool schöpfen und so durch diverse Besetzungsüberschneidungen eng miteinander verkuppelt sind, könnte man fast sagen, dass Zeitgeister ein ganz eigenes, charakteristisches Klang-Universum aufbaut – haben doch alle diese genannten Bands zwar ihre sehr eigene Ausrichtung, dabei aber doch einen mal mehr, mal weniger deutlichen Bezug zueinenander.

Dies merkt man auch dem zweiten Album aus dem Hause ISLAND deutlich an, welches, ursprünglich bereits im Winter 2006 fertiggestellt, aufgrund diverser Querelen mit dem ehemaligen Label der Band, Vendlus Records, erst jetzt, nachdem es gute drei Jahren in den staubigen Schubladen ominöser Plattenboss-Schreibtische zugebracht hat, das Licht der Welt erblicken darf.
Zwar erscheint die CD dabei formell noch über eben genanntes Label, jedoch ist das Werk ansonsten fest in die Zeitgeister-Familie eingegliedert:
So weist auch dieses Werk die typischen „Zeitgester-Merkmale“ in Form sorfältigst ausgearbeiteter und liebevoll arrangierter, über weite Strecken akustischer Musik auf, welche schon die letzten Alben von Gruenewald (Soloprojekt des ISLAND-Gitarristen Christian Kolf) oder Woburn House (hier sind sowohl Toyka als auch Kolf beteiligt) zu wahren Kleinoden des heimischen CD-Regals werden ließen.
Im Gegensatz zum letzten ISLAND-Output, „Orakel“, auf welchem sich ruhigere Passagen lediglich als Auflockerung des ansonsten dargebotenen, vergleichsweise harten Progressive-Death Metals fanden, bleiben die Verstärker dieses Mal nämlich nahezu gänzlich unverzerrt und auch hinsichtlich des Gesangs setzt das Duo 2010 anstelle harschen Gegrunzes fast ausschließlich auf sanfte Melodieführungen – ein Stilwechsel, der nicht zuletzt auf den Ausstieg des Schlagzeugers Patrick zurückzuführen ist.

Ein bisschen Schade ist es dabei durchaus, dass der sehr eigene Sound des Debüt-Albums somit fast gänzlich der Vergangenheit angehört, das selbstbetitelte Zweit-Werk weiß darüber jedoch gar meisterhaft hinwegzutrösten: Die Songs, die mit einer Ausnahme alle annähernd acht Minuten oder länger ausgefallen sind, beeindrucken dabei vor allem durch die Tatsache, dass sie zu keiner Zeit überladen oder kitschig wirken und doch über ihre beachtliche Spieldauer von bis zu knapp 11 Minuten (Jukai) nie langweilig oder unnötig in die Länge gezogen wirken. Statt dessen baut sich in der knappen Stunde, die „Island“ in Anspruch nimmt, eine einmalige Atmosphäre auf, die zum Träumen einläd – statt des obskuren Death Metals á ka Gorguts und Avantgarde der Marke Ved Buens Ende man fühlt sich dieses Mal eher an frühe Beyond Dawn, Opeth oder auch Pink Floyd erinnert.

„Island“ könnte man auch bequem im Hintergrund laufen lassen – jedoch wäre das fast schon dekadent, ist das Werk doch so vielschichtig und feinfühlig arrangiert und interpretiert, dass schon bei genauem Hinhören noch mit jedem weiteren Durchlauf neue Details entdeckt werden können.
Zwar freue ich mich nicht minder auf das kommende Album, welches bereits aufgenommen wird, und zumindest Teilweise wieder zur Härte des Debüts zurückkehren soll, jedoch möchte ich dieses akustische Zwischenspiel in der Diskographie ISLANDs nicht mehr missen. Ein großartiges Stück Musik, dessen Gesamteindruck – wie bei nahezu allen Releases aus dem Zeitgeister-Umfeld, man denke nur an Valborg oder Klabautamann – erneut durch ein wahrlich geniales Coverartwork abrundet wird.

Wertung: 9 / 10

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