Review Kaipa – Angling Feelings

Nach nur fünf Alben haben sich die schwedischen Progressive Rock Pioniere 1982 eine Pause gegönnt, die 20 Jahre später mit dem Reunion-Album “Notes From The Past” beendet wurde. Mit „Angling Feelings“ liegt nun bereits die vierte Langrille seit der Wiedervereinigung vor, gleichzeitig wird dabei aber auch ein neuer Abschnitt der Bandgeschichte eingeleitet, da die langjährigen Weggefährten Hans Lundin und Flower Kings-Gitarrist Roine Stolt getrennte Wege gingen. Doch wenn man den Aussagen des Bandchefs Lundin glauben darf, hat gerade diese Trennung neue Energien freigesetzt und KAIPA beschreitet Wege, die vorher unmöglich schienen. Die Saiten übernimmt übrigens niemand geringerer als Per Nilsson, den manche von seiner Metalband Scar Symmetry kennen dürften. Spürbaren Einfluss auf den Härtegrad hatte er aber nicht.

Den Sound, den uns die Schweden hier präsentieren, kann man in gewisser Weise schon vom Titel des Albums ablesen. „Angling Feelings“ ist nämlich genau für diese Beschäftigung geeignet, es ist entspannender, sonniger und positiv klingender Progressive Rock mit kurzen Folk Ausflügen. Der Titeltrack und gleichzeitig der Opener rät einem sogar „rest in the corner for a second“, doch aufgrund des abgefahrenen 5/4-Takt ist es fast nicht möglich, hier ruhig zu bleiben. Das Mikrophon teilen sich Aleena Gibson, die mal rauer mal sanfter singt und die beiden Herren Lundin und Lundström, wobei vor allem die Passagen mit sowohl weiblicher als auch männlicher Beteiligung am stärksten und manchmal sogar ein wenig abgedreht wirken. Ausgelegt ist die Musik natürlich, um Lundins Keyboardfrickeleien zu inszenieren, aber auch das Schlagzeug spielt eine bedeutende Rolle, wobei Gitarre und Bass nur sehr selten in den Vordergrund treten. Ein Instrument, das ich immer gerne willkommen heiße, die Flöte, verleiht „Angling Feelings“ das oben angesprochene Folkflair. So erzeugt das kleine Blasinstrument bei „Path Of Humbleness” ein wunderbar atmosphärisches Intro und schmückt auch andere Songs aus. Insgesamt wirkt das Album aber wenig abwechslungsreich und stellenweise auch etwas zu belanglos. Man merkt deutlich, dass sie eine gewisse Entspannung und Ruhe vermitteln wollten, dies auch weitestgehend gelingt, sie dadurch aber etwas an Kopflastigkeit einbüßen, was sich wiederum auf die Langzeitwirkung des Albums auswirkt. Nach ein paar Durchläufen wirkt das Album bereits leicht abgenutzt und nur mehr wenig spannend. Mit „The Fleeting Existance Of Time” befindet sich auch ein Track über 10 Minuten auf dem Album, bei dem Aleenas kratzige Stimme den Ton angibt. Bestimmte Abschnitte, wie das oben erwähnte Intro zu „Path Of Humbleness“ oder den abgedrehten Opener wählt man zwar des Öfteren direkten an, doch bei mir läuft bereits in der Reviewphase nur mehr selten das ganze Album an einem Stück durch.

Das klingt jetzt schlimmer, als es schlussendlich ist. „Angling Feelings“ bietet eine gute Mischung aus Progressive Rock mit Jazzelementen und schwedischem Folk, den man sonst nur in der keifenden Metalabteilung erlebt. Manche Melodiebögen sind richtig schön verträumt, so dass man die Augen schließt und sich vom Sound treiben lässt. Auch die Stimme von Aleena weiß einen gefangen zu nehmen und wirkt im Zusammenspiel mit ihren zwei männlichen Kollegen sehr abwechslungsreich. Insgesamt ist das erste Werk ohne Roine Stolt also netter Prog zum Nebenbeihören ohne viele Highlights.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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