NEW EDEN wurden 1993 als Sideprojekt des Steel-Prophet-Gitarristen Horacio Colmenares gegründet. Seitdem hat die Band drei Alben veröffentlicht, bei denen teils auch hochkarätige Musiker der US-Szene mit zu Gange waren. Jetzt steht das vierte Werk „Solving For X“ über Pure Steel Records in den Startlöchern.
Der Promoflyer spricht davon, dass sich NEW EDEN auf „Solving For X“ stärker am europäischen Power Metal orientieren. Derartige Einflüsse kann ich anfangs kaum entdecken. Vielmehr hat man es meines Erachtens mit einem typischen Werk des US Power Metal zu tun, das auf sehr kräftiger Rhythmusarbeit basiert und bei dem vor allen Dingen energisches Riffing und treibendes Drumming die Marschrichtung vorgeben.
Die Hooks sind zwar eingängig und die Melodien recht harmonisch, doch das ist nun beim US Metal nichts Ungewöhnliches. Gerne werden hier druckvolle Vormärsche mit eingängigen Leads und epischen Höhepunkten verbunden. So ist es auch bei „Solving For X“, aber die Power bleibt nie auf der Strecke. Mit „Anthem Of Hate“ und „Flames For Hades“ wurden gleich zwei richtig kraftvolle und kantige Tracks am Anfang postiert. Erst „Brainless“ bringt auch ein paar melodischere Aspekte ins Spiel. Bei „The Not Self“ könnte man in der Tat ein paar europäische Anleihen vornehmen, dafür wird das folgende „Unsolved Aggressions“ seiner Titulierung gerecht und erinnert weitaus mehr an Thrash Metal als an Power Metal oder Heavy Metal.
Das Songwriting ist zwar insgesamt solide, aber es gelingt den Amis kaum, langanhaltende Eindrücke zu hinterlassen. Die ordentliche Powerberieselung prägt sich natürlich ein, aber keine individuellen Stücke. Hooklines und Höhepunkte müssten teilweise einfach noch prägnanter sein. Da legen ähnlich geartete Bands wie Cage, Helstar oder Vicious Rumors ganz andere Glanztaten vor. Eigentlich ist das ein bisschen schade, da NEW EDEN handwerklich komplett überzeugen können. Kompositorisch wird aber Potential verschenkt. Die besten Songs sind meines Erachtens „Brainless“, „Searching The Loss“ und „Infecting The Lie“. Richtige Top-Hits sind aber auch diese nicht. Die Ausarbeitung der Melodien und Höhepunkte ist insgesamt noch verbesserungsbedürftig.
Technisch ist wie gesagt alles im grünen Bereich. Drums und Bass gießen ein mächtiges Rhythmusfundament, das Gitarrenspiel ist variantenreich und inspiriert, und der Gesang von Rod Arias äußerst kraftvoll und ausdrucksstark. Hier passt alles. Nur im Songwriting hakt es etwas.
„Solving For X“ ist deswegen kein schwaches Werk, aber es kann sich gegen andere Releases des US Power Metal nicht behaupten. Wer auf den Stil steht, begeht mit einer Anschaffung sicherlich keinen Fauxpas. Es haben aber in letzter Zeit auch deutlich bessere Alben des US Power Metal das Licht der Welt erblickt.
Wertung: 6.5 / 10