Review Oomph! – Delikatessen

Weihnachten steht vor der Tür! Nicht nur um die Feiertage gibt es „Delikatessen“ auf den Tisch, sondern schon zum Adventsanfang von OOMPH!. Nach 17 Jahren und neun Alben bringen die aktuell höchst erfolgreichen Industrial Rocker nun also ihr Best Of heraus. Macht dieses denn auch Sinn? Aus kommerzieller Sicht gesehen muss man das natürlich mit einem lauten Jau!!! beantworten, keine Frage, die Fans werden sich darauf stürzen. Ob der Nutzen für den Käufer bei einer solchen Veröffentlichung gegeben ist, das steht ja oft in Frage und muss nicht selten verneint werden.

Wer einen umfassenden Rückblick auf die gesamte Bandgeschichte werfen will, wird zweifellos bedient. Von allen Alben zwischen 1992 und 2001 sind je ein oder zwei Lieder vertreten, von den beiden aktuellen Scheiben „Wahrheit oder Pflicht“ und „GlaubeLiebeTod“ sind es insgesamt sogar drei beziehungsweise vier. Wer OOMPH! nur von eben diesen aktuelleren Werken mit mainstramorientiertem Rock kennt, wird vor allem mit den alten Sachen eine Überraschung erleben. „Ich bin Du“ und „Der neue Gott“ etwa sind mehr Elektro und Industrial als Rock oder Metal. Die restlichen Lieder im hinteren Teil dieser Zusammenstellung sind aber definitiv der Höhepunkt hier. „Sex“ und „Wunschkind“ sind wirklich gute, rockende Nummern und auch „Niemand“, das nie auf einem Album war und für einen Soundtrack geschrieben wurde, ist mit seiner ruhigen Melodieführung sehr fein.

Neben den Liedern der Alben gibt es noch einige zusätzliche Tracks und Neueinspielungen. Die Zusammenarbeiten mit Nina Hagen Nina Hagen („Fieber“), L’Ame Immortelle („Brennende Liebe“) und Apocalyptica („Die Schlinge“) sind genau so vertreten wie eine Neueinspielung von „Gekreuzigt“. Stampfende Elektrobeats gepaart mit glattpolierten Rock, doll! Ganz doll ist auch der absolute Tiefpunkt der CD: „The Power Of Love“. Im Original ist dieses eigentlich sehr schöne Stück von Frankie Goes To Hollywood aus dem Jahr 1984. Was OOMPH! daraus machen, kann man gelindge gesagt nur als Frechheit bezeichnen, ihre Version ist zwar dem bandeigenen Sound angepasst worden, klingt aber absolut uninspiriert und langweilig.

Weniger fein ist auch die allgemeine Liedauswahl. Dass allein von den letzten beiden Alben sieben der 19 Lieder stammen, ist ungünstig für den, der OOMPH! erst kürzlich mit eben diesen Werken kennenlernte und sich gerne einen Überblick über das gesamte Schaffen geben möchte. Dazu ist der Fokus einfach zu sehr auf die bereits bekannten Sachen gelegt, viele der vorhandenen Songs wurden bereits als Singles veröffentlicht. Hier besteht nun ein Problem. Viele Fans der Band dürften schlicht jedes einzelne Stück bereits zuhause im Regal haben und für die gibt es auch rein gar nichts zu entdecken, und für Einsteiger ist die Auswahl einfach nicht ausgewogen genug. Aus meiner Sicht empfehlenswert ist „Delikatessen“ dadurch nur wirklich für diejenigen, die OOMPH! mögen, sich aber nicht alle Alben und Singles zulegen wollen und somit eine Hitcollection suchen. Die bekommen sie hier definitiv, wirkliche Ausfälle lassen sich bis auf „The Power Of Love“ nicht verzeichnen.
Es gibt übrigens auch noch eine Doppel-CD-Version, auf der zweiten Scheibe werden B-Seiten und Remixe sein. Wer sich das also kaufen möchte, sollte bei angemessenem Preis eher zur besser bestückten Version greifen.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert