Review Overoth – The Forgotten Tome

  • Label: Hostile Media
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Death Metal

Die Iren OVEROTH nehmen sich und ihre Musik offensichtlich ziemlich ernst. Jedenfalls legt das prätentiöse, orchestrale Bombast-Intro ihres zweiten Langspielers „The Forgotten Tome“ dies nahe, auf das man, wüsste man es nicht besser, wohl kaum ein Death-Metal-Album erwarten würde. Genau dieses bekommt man dann zu hören – schön wäre allerdings gewesen, wenn es sich um wirklich guten Death Metal handeln würde.

In den folgenden neun Nummern bringen OVEROTH nämlich viel zu wenig umwerfende Songwriting-Ideen unter, um den Hörer ein ganzes Album über bei Laune zu halten. Eigentlich entgleist diesem die Aufmerksamkeit schon nach den ersten spielerisch zwar solide umgesetzten, inhaltlich aber eher belanglosen Songs. Wer das Album laufen lässt und die Tracklist dabei nicht im Auge behält, läuft Gefahr, die Wechsel zwischen den Nummern nicht wirklich mitzubekommen, denn der Death Metal, den die Briten präsentieren, gestaltet sich als relativ stumpf und entbehrt Songs mit großartigem Wiedererkennungswert. An den Track, der gerade läuft, wird man dann bestenfalls noch durch die penetrante Wiederholung des Songtitels erinnert („Harbinger Of The End Times“). Da können vereinzelt auftretende Riffs und Gitarrenläufe, die wiederum aufhorchen lassen, nicht viel herausreißen. Selbiges gilt für die obligatorischen Growl-Vocals, die blass und mit wenig Wiedererkennungswert über den Instrumenten schweben. Produktionstechnisch geht „The Forgotten Tome“ dabei in Ordnung, wirklich viel Druck wird dem Sound jedoch nicht verliehen, der somit zusätzlich kraftlos wirkt.

Doch zumindest das muss man OVEROTH hoch anrechnen: Obwohl die Songs grundsätzlich nach typischem Todesblei klingen, versucht die Band, sich vom Genrealltag abzuheben, indem sie Elemente wie Keyboardklänge, beschwörende, fremdsprachige Klargesänge oder Choreinsätze verbaut. Damit sind sie sicher nicht die ersten, es hätte das Soundgewand jedoch durchaus auflockern können, wäre es entsprechend umgesetzt worden. Doch leider bleibt es bei einem gut gemeinten Versuch, denn eine stimmige Atmosphäre, die diese Einschübe kreieren wollen, bleibt aus. Viel eher fühlt man sich an den Soundtrack eines beliebigen Billig-Horror-Spiels erinnert.

Wenn das Intro eines Albums sich rückblickend betrachtet als der beste Song desselben herausstellt, ist das gewissermaßen traurig. OVEROTH verbauen durchaus die eine oder andere gute Idee auf ihrem Zweitling, der Großteil der Spielzeit zieht jedoch unspektakulär am Hörer vorbei und langweilt. Als EP mit weniger Songs hätte „The Forgotten Tome“ möglicherweise besser funktioniert, als vollständiges Album lässt sich der Output nur in Ansätzen als gelungen betrachten. Von einem Totalausfall ist nicht zu sprechen, es handelt sich jedoch um eine Platte, die angesichts starker Genrekonkurrenz kaum jemand zu brauchen scheint und die in der Tat schnell in Vergessenheit gerät – und wenn OVEROTH als Band nicht das gleiche Schicksal erleben wollen, sollte sich besonders hinsichtlich Songwriting beim nächsten Versuch deutlich etwas tun.

Wertung: 4 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

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