Review OZ – Burning Leather

  • Label: AFM
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Heavy Metal

Heute bei „Geschichten aus der Gruft“: OZ sind zurück! „Moment, wer?“, mag man sich da fragen. Nicht zu Unrecht, denn schließlich hat die Band ihr letztes Album „Roll The Dice“ im Jahre 1991 veröffentlicht, also zu einer Zeit, als viele von uns noch nicht mal den Bandnamen buchstabieren konnten. Insofern ist es kein Wunder, dass die fünf nach Schweden ausgewanderten Finnen den jüngeren Generationen von Metal-Fans weitgehend unbekannt sind und lediglich im Underground Kult-Status genießen.

Jetzt, ziemlich genau zwanzig Jahre nach dem Release von „Roll The Dice“ mit anschließender Auflösung, wollen es die Herren also noch mal wissen und stehen mit einer frisch eingespielten Langrille erneut in den Startlöchern. Offenbar inspiriert vom Anblick der vielen sonnenbrandgeplagten Rentner im letzten Malle-Urlaub wurde die Platte „Burning Leather“ getauft. Doch was hat so eine Gruppe fortgeschrittenen Alters 34 Jahre nach Bandgründung und nach so langer Eiszeit überhaupt noch drauf?
OZ liefern eine Antwort, die ebenso simpel und effektiv wie ihre Musik ist: Ziemlich viel! Bereits der Opener „Dominator“, für den schon zu Jahresbeginn ein hübscher Video-Clip in Achtziger-Manier gedreht wurde (Feuer, Leder, Nieten, nackte Ischen, schnelle Autos, rituelle Opferungen, ihr wisst schon), wartet mit hymnischen Leads und absolutem Ohrwurm-Refrain auf. Front-Sirene Ape DeMartini, der mittlerweile ja auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, klingt immer noch frisch und energiegeladen, ein bisschen wie eine cleane Version von Overkills Bobby „Blitz“ Ellsworth. Die Drums könnten insgesamt etwas abwechslungsreicher sein, denn es ist ziemlich monoton und standardmäßig, was Mark „das fleischgewordene Metronom“ Ruffneck abliefert. Andererseits ist es immer noch solide und progressive Fills sind auf einem klassischen Heavy Metal-Album wohl ohnehin fehl am Platz. Auch mit Textzeilen wie „Let sleeping dogs lie / Just don’t ask me why“ oder „Fire in the brain / Driving me insane“ kann man keinen Lyrikpreis gewinnen, aber gerade in dieser Einfachheit liegt der Charme von OZ. Hier wird von der NWoBHM inspirierter Metal in Reinform zelebriert, allerdings eine deutliche Spur härter und roher als Iron Maiden und Konsorten.
Das Material auf „Burning Leather“ ist nicht komplett neu, sondern besteht zum Teil aus neu eingespielten Klassikern von früheren OZ-Werken. Dass das meinen Ohren auch nicht auffällt, nachdem ich nachgeschaut habe, welche Songs neu und welche alt sind, spricht wohl für sich. Die alten Gassenhauer (darunter der bekannteste OZ-Song „Turn The Cross Upside Down” in der Album-Mitte) fügen sich nahtlos in die frischen Kompositionen ein und ergeben so insgesamt elf Tracks, die den Spirit der Achtziger in modernem Klangbild versprühen und somit Vergangenheit und Gegenwart gekonnt miteinander verschmelzen. Das Ganze klingt dabei so authentisch, dass man wahrhaftig glauben könnte, OZ seien während der letzten zwanzig Jahre tatsächlich eingefroren gewesen.

Bei Reunions von ins Alter gekommenen Rock- und Metal-Veteranen kommt oft nichts Gutes heraus oder es geht nur ums Geld. Im Falle von „Burning Leather“ zeigen OZ jedoch, dass sie nichts verlernt haben und ihr Ding immer noch mindestens so gut und enthusiastisch durchziehen können wie schon vor dreißig Jahren. Wer mit Bands wie Accept oder Judas Priest, aber auch Anvil oder Exciter was anfangen kann und genauso auf Trends pfeift wie die fünf Wahl-Schweden, der sollte sich diese Platte nicht entgehen lassen. Wer weiß, vielleicht kommt das Quintett so gemäß dem Motto „besser spät als nie“ noch zu seinem verdienten Ruhm.

Wertung: 8 / 10

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