Review Planet X – Quantum

Unmittelbar vor seinem Rauswurf bei Dream Theater 1999 bereitete Derek Sherinian zusammen mit Freund und Kollegen Virgil Donati, der mit Größen wie Steve Vai und Steve Walsh zusammengearbeitet hat, das Debütalbum der „verrücktesten Instrumentalband der Welt“ Planet X vor. Was als Projekt geplant war, entwickelte sich, nachdem der Keyboader und Dream Theater getrennte Wege gingen, schnell zu einer richtigen Band. Seit dem sind 8 Jahre und 4 Studio- sowieso ein Live-Album ins Land gezogen. In der Szene haben sie sich durchaus einen Namen gemacht, doch außerhalb der hart eingesessen Fangemeinde können sie verständlicherweise nur schwer Fuß fassen.

Mit „Quantum“ liegt mir also nun ihr viertes Studioalbum vor und, das kann ich gleich sagen, auch ich kann mit dem mir vorliegenden Material nur bedingt etwas anfangen. Grund dafür sind sicher nicht die rein instrumentalen Songs, da ich auch die Musik von Camel sehr gerne hören, sondern eher diese Mischung, die sie selbst „Metal Fusion on Steriods“ nennen. Und so wirkt das Album auch wirklich. Man könnte es auch als kleines Kind beschreiben, das zuviel Zucker erwischt hat und deswegen nicht mehr stillsitzen kann. Sherinian und Donati wollen natürlich zeigen, was sie so draufhaben und frickeln munter vor sich hin. Selten sind durchgehende Melodien vorhanden, oder wenn sich mal Stimmung aufzubauen beginnt, wird kurze Zeit darauf bereits wieder ein Break gesetzt, der den Hörer meist vollkommen unerwartet trifft. Wenn man nicht auf die Tracklist achtet, merkt man oft gar nicht, dass man bereits beim nächsten Lied angekommen ist. Dennoch hat das Album auch Seiten, die mich überzeugen: Wenn sich die beiden Ausnahmemusiker mal Zeit nehmen, um Atmosphäre aufzubauen, so zum Beispiel gleich beim Opener „Alien Hip Hop“ ab der Hälfte, versinkt man schon mal tief in seinen Gedanken. Doch dies bleibt nicht lange so, da das Kind im Zuckerrausch wieder Aufmerksamkeit fordert. Dass das Album technisch und spielerisch über jeden Zweifel erhaben ist, brauche ich wohl nicht erwähnen. Alle Beteiligten wissen genau, was sie zu machen hatten, da sind auch die Gastmusiker keine Ausnahme.

Auf welche Zielgruppe „Quantum“ zugeschnitten sein soll, bleibt mir verschlossen. Um noch mal den Vergleich mit Camel zu ziehen: Auch diese Band bediente sich rein instrumentaler Ausdrucksweisen, doch die Songs kommen organischer rüber, büßen aber trotzdem nichts an Progressivität ein. Bei Planet X wirken die Kompositionen hingegen nicht selten gezwungen und aufgesetzt, als wollte man allen beweisen, was man mit seinen Instrumenten nicht alles anstellen kann. Und dies geht auf Kosten der Stimmung. Eine Bewertung spar ich mir, da dieses Album einfach in kein Schema passt: Ich könnte aufgrund der technisch gewagten Kompositionen Pluspunkte geben, aus demselben Grund aber auch Punkte abziehen. Man sollte als Progressive Rock-, Metal- oder Fusion-Fan ein Planet X Album einfach mal gehört haben, es ist auf alle Fälle ein Abenteuer und wer sich durch den Breakdschungel kämpfen will, dem empfehle ich, vorher unbedingt Probe zu hören.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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