Review Sadako – Panic Transistor

Die Namen der einzelnen Lieder von „Panic Transistor“ scheinen auf eine Band zu verweisen, deren Lyrik irgendwo zwischen Untoten („Save Home For Zombies“) und Monstern („What’s Up, Cthulhu?“) zu verorten ist. Das Artwork von SADAKOs drittem Album hingegen zeigt eine toupierte junge Dame, deren geöffneter Mund eher an einen Zahnarztbesuch als an einen kräftigen Schrei erinnert, wobei letzteres vermutlich die Intension war. Zumindest ergibt das bei einem Albumtitel wie „Panic Transistor“ Sinn, ebenso wie die Verzierung des Covers mit vielen elektronischen Bauelementen. Stimmig zu den Songnamen ist das jedoch nicht.

Ausgeschrieben als Industrial-Metal-Band liegt der Vergleich mit den heutigen Samael nicht unbegründet auf der Hand, wenngleich die Schweizer ein besseres Geschick für die musikalische Zusammensetzung eines potenziellen Hits und einen stimmlich stärkeren Sänger haben. „Happy Networking, Asshole“ geht zum ersten Mal direkt ins Ohr – leider handelt es sich hierbei aber auch schon um den elften von 13 Songs, was nicht für die zehn vorherigen Tracks spricht. Das Zusammenspiel zwischen Sänger Markus Reisenbauer, den Hintergrund-Arrangements und der Double-Bass von Drummer Daniel Heissenberger lassen den Song zum ersten und leider auch schon vorletzten Highlight des Albums werden. Das Lied offenbart, was die Österreicher von SADAKO musikalisch abliefern können: Atmosphäre im Refrain, ein treibendes Schlagzeug in der Strophe, eine mitreißende Bridge und einen Sänger, der zum ersten Mal authentisch klingt. Gefolgt von dem zweiten Anspieltipp „Monsters Eats Pilot“ wirken diese beiden Tracks kantig und zugleich melodisch genug, um wieder gehört werden zu wollen.

Bei den überlagerten Gesangslinien zwischen Sänger Markus und der Gastsängerin in „The Difference Between Me And You Is I’m Not Bleeding“ geht ersterer unter, aber nicht, weil die Sängerin ihn mit einem Stimmenvolumen wie einer Agnete Kjølsrud konfrontiert, sondern weil er sich nicht traut, mehr aus sich herauszuholen. Der Gesang wirkt unnatürlich gebremst, zurückgeschraubt. Dieser Eindruck zeichnet sich im ersten Song ab und wird durch den Großteil des Albums bestätigt. Falls es die Absicht des Artworkes war, eine schreiende Frau darzustellen, ist dieses Vorhaben ebenso zu bewerten wie die Stimme des Sängers: Gewollt, aber nicht getraut.

Ihre Instrumente beherrschen die Herren ohne Frage, aber das Gespür für eine gute Hookline müssen SADAKO noch ausbauen, denn die elektronischen Zusätze in den Songs reichen nicht aus, um die Lieder untereinander abgrenzen, sie als individuelles Konstrukt wahrnehmen zu können. Lediglich Schlagzeuger Daniel glänzt durch ein abwechslungsreiches, rhythmisches und sehr gut zu den Tracks passendes Spiel. Die Texte von SADAKO besitzen durchaus Potenzial, da sie interessante Geschichte erzählen, fernab von jeglichen Pathos und Kitsch, aber ihre Wirkung erzielen sie durch die stimmliche Sparflamme von Sänger Markus nicht. Und so lassen SADAKO den Zuhörer mit vielen Fragzeichen, aber wenigen bemerkenswerten Hörerlebnissen zurück.

Wertung: 5 / 10

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