Review Soto – Inside The Vertigo

Böse Zungen nennen Jeff Scott Soto schon lange einen Mann der Vergangenheit, der seine besten Tage bereits hinter sich habe. Und sicherlich waren die späten 80er und frühen 90er Jahre freundlicher zu ihm, als es die Gegenwart ist. Am besten bekannt wurde er damals als Sänger bei Yngwie Malmsteen, Axel Rudi Pell und Talisman. Immer aber hat der Mann mit der markanten Stimme genauso Wert auf seine Solokarriere mit SOTO gelegt. Von denen erscheint nun „Inside The Vertigo“ – ist das nun Pflichterfüllung oder Leidenschaft?

Eindeutig Leidenschaft. Denn trotz einiger Schwächen auf „Inside The Vertigo“ lässt die Scheibe zwei Dinge klar erkennen: Erstens sollte man SOTO nicht abschreiben, nur weil er älter ist und einige sehr softe AOR-Alben veröffentlicht hat. Zweitens, und das ist fast bemerkenswerter: Er hat sich musikalisch nicht abgeschottet, sondern legt für sein aktuelles Album eine ganze Schippe Härte drauf, mit der man nicht mehr gerechnet hätte. So ist „Inside The Vertigo“ vor allem ein astreines Melodic-Power-Metal-Album geworden und kein AOR.

Jeff Scott Soto begründet diesen Richtungswechsel mit, na klar, unterdrückten Aggressionen und allgemeinem Hass auf die Art und Weise, wie sich die Welt entwickelt. Dass sind ohne Frage verallgemeinerbare Gefühle, die noch dazu so vage gehalten sind, dass jeder selbst seine persönlichen Gründe hinzufügen kann und einen Anknüpfungspunkt hat. „Final Say“, „Wrath“ oder „Narcistically Yours“ transportieren dieses Gefühl zwar bar jeder Subtilität mit der Dampframme, aber es funktioniert. Wenn es dann mit ordentlich Rhythmus kombiniert wird, wie bei „The Fall“, klingen SOTO richtig überzeugend. Ganz aus seiner Haut kommt der alte Charmeur aber dennoch nicht: Mit „When I’m Older“ wird eine ruhige Herznummer ausgepackt, die einen Kontrast zu den genannten Tracks bildet. Die epische Länge und Klangentfaltung von „End Of Days“ – fast neun Minuten – überrascht dagegen wieder.

Man sollte aber nicht vorenthalten, dass manches auf „Inside The Vertigo“ uninspiriert klingt und das Album gerade gegen Ende deutlich an Fahrt verliert. Der Titeltrack, aber auch Songs wie „Trance“ oder „Jealousy“ kommen nicht richtig auf den Punkt und bleiben nicht im Gedächtnis haften. Was also im Wesentlichen bleibt, ist die Erkenntnis, dass SOTO wütend sind und deutlich härter können, als man gedacht hätte – für Genrefans sollte das für einen Testlauf mehr als genügen.

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Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

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