Was uns in der heutigen Zeit des Metals fehlt kommt zum Glück wieder etwas mehr in Schwung: Thrash Metal. Neben den üblichen Verdächtigen a la Exodus oder Testament kommt oft nur Nachschub aus dem Underground (siehe den Metal1.info Underground-Contest und die Gewinner Eradicator) und selbst hier beschränkt man sich fast ausschließlich auf Old School-Anleihen. SPELLBOUND bieten zusammengefasst eine weitere Alternative aus diesem Bereich, denn auch hier kommt viel 80er Jahre Sound vor. 1999 gegründet waren die ersten Lebenszeichen wie üblich Demos und wahrscheinlich sehr sehr viele Live-Auftritte. 2005 dann endlich das Debütalbum bei Armageddon – zwei Jahre darauf folgt der zweite Streich „Nemesis 2665“ SPELLBOUND auf dem Weg nach oben?
Meine Ankündigungen waren nicht zu weit her geholt, nein, absolut nicht! SPELLBOUND spielen die Klampfen als hätten sie sich das Recht der Dauerwelle gepachtet – Old School will never die, hail to the 80s. Geschwollene Redensarten kann ich mir einfach nicht verkneifen, ich gebe es offen zu, aber bei solch motiviert klingender Musik dürfte das nur wenig verwunderlich sein, dass ich mich dazu verleiten lasse. Der Opener „Pernicious Alliance“ knallt absolut köstlich aus den Schallwandlern, der Griff zum Lautstärkeregler lässt mich meine ein Stockwerk über mir bereits schlafende Oma vergessen und der Thrash prügelt die Membran gerade zu windelweich. Treibendes Riffing unterstützt von drückenden Basslines und schnell aber präzise gespielten Drums. Der Gesang passt wie die Faust auf das Auge, zu solcher Musik muss einfach wütender Schreigesang praktiziert werden.
Der gewonnen Eindruck allerdings verändert sich in Folge nur sehr wenig, die anfängliche Freude über das beeindruckende Gitarrenspiel verfliegt und die nüchternen Tatsachen lassen mein Gemüt von wohlgesinnt zu kritisch schwanken. Wie so oft kommt nach der ersten Freude nämlich nichts mehr nach was das eben erlebte positive Gefühl erneut aufkommen ließe. Klar, die CD ist schon eine solide Scheibe für Ansprüche die nach Thrash Metal für zwischendurch verlangen. Richtig fordern tut mich das Material schließlich aber nicht, nach dem bereits angesprochenem Opener und Groove-Nummern wie „Unsacred“ lässt mich die CD etwas unbestätigt mit der Hoffnung ein herausragendes Werk vor mir zu haben. Instrumental gibt es selbstverständlich wenig (um ehrlich zu sein nichts) auszusetzen, auch die inhaltlichen Themen (politischer Natur, hinzu kommt Gewalt und unser Gesellschafts-Leben) sind ansprechend wenngleich auch nicht wirklich neu erfunden. Was bei Texten ja häufiger vorkommt, aber wenn mich als Hörer dieses Gefühl auch bei der instrumentalen Darbietung nicht mehr loslässt, muss in Konsequenz dessen die Berwertung natürlich (nach unten) angepasst werden. Einmal noch rauft sich „Nemesis 2665“ auf, denn gegen Schluss sind es die langsamen Nummern wie „The Sharks Voracity“ oder das gut neunminütige „Celestial Death / Nemesis“ die in erster Linie durch Rhythmus und Groove gute Stimmung verbreiten. Und nach dem überlangen Stück gibt es als nette Draufgabe das Exodus Cover „And Then There Were None“ – was eine ganze Ecke schneller gespielt wird und durch das neue Soundbild und der fetten Produktion eine ganz andere aber nicht weniger gute Wirkung erzeugen kann.
Insgesamt ist SPELLBOUNDs „Nemesis 2665“ sicher nicht die ultimative Antwort auf das was sich in den 80igern abgespielt hat, das Album ist ein gutes Stück Thrash Metal, mehr aber nicht. Es fehlt an dem gewissen Etwas das solche Scheiben zu Dauerbrennern werden lässt. Immerhin hat sich die Band erneut große Mühe punkto Produktion und Qualität gegeben und liefert ein anständiges Zweitwerk ab. Allen Thrash Metallern sei gesagt, dass Probehören sicher den ein oder anderen zum Kauf bewegen wird, da bin ich mir recht sicher, also am besten vor Ort selbst entscheiden!
Wertung: 7 / 10
Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info