Review Sulphur – Thorns In Existence

  • Label: Dark Essence
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Black Metal

So richtig frisch sind die Norweger SULPHUR nicht aus der Taufe gehoben, existiert das Projekt, in dem unter Anderen zwei Mitglieder der vielgelobten Vulture Industries aktiv sind, doch bereits seit zehn Jahren. In dieser Zeit veröffentlichte man eine eher überschaubare Diskographie, bestehend aus zwei Demos und einem Album, welches nun aber auch schon wieder drei Jahre auf dem Buckel hat. Nun steht mit „Thorns In Existence“ der zweite Langspieler ins Haus – und könnte sich zu einem wahren Türenöffner für das Quintett aus Bergen mausern – hat das, was sich in den dargebotenen 45 Minuten abspielt, doch durchaus internationale Aufmerksamkeit verdient.

Mit einem Keyboard-Intro, das einem Retro-Horrorfilm entstammen könnte, eröffnet man das Album stimmungsvoll, dazu gesellt sich bald schon die Leadgitarre, die den Hörer mit einer düster-verträumten Melodie auf den ersten Song vorzubereitet. Dieser setzt dann zwar doch relativ abrupt ein, schon, weil er um einige Härtegrade zulegt und sogleich mit Doublebase und hartem Riffing aufwartet, versteht sich jedoch darauf, die Stimmung des Intros aufrecht zu erhalten – ein Punkt, der sich so auf das Album allgemein übertragen lässt, welches über seine gesamte Spielzeit eine sehr eigene, dichte Atmosphäre vermittelt.
Wer jetzt jedoch trues Black Metal-Geshredde erwartet, wird enttäuscht: Viel mehr bieten SULPHUR progressives Riffing mit leichtem Black’n’Roll-Einschlag – eine durchaus reizvolle Mischung, die bisweilen an Bands wie Secretes Of The Moon erinnert. Stakkato-Riffs wechseln sich hier mit getragenen Sologitarren ab, um sogleich von einem musikalischen Tobsuchtsanfall unterbrochen zu werden – an Ideen mangelt es SULPHUR dabei definitiv nicht. Doch im Gegensatz zu vielen Bands, die ihren sprudelnden Quell ungehemmter Kreativität in keine geregelten Bahnen geleitet bekommen, schaffen es SULPHUR scheinbar spielend, ihre Ideen schlüssig miteinander zu verknüpfen. So erklärt sich auch, dass „Thorns In Existence“ trotz der Menge an verarbeiteten Ideen und Effekten zu keiner Zeit ziel- oder konzeptlos wirkt, ja, das Album als Ganzes nicht einmal als anstrengend zu hören zu beschreiben ist.
Anstrengend ist hier lediglich die Suche nach Vergleichsbands – fallen mir beim Hören des Albums zwar unzählige Kandidaten ein, die in einzelnen Aspekten Ähnlichkeiten aufweisen – hier seien neben den bereits genannten Secrets Of The Moon auch Bands wie Pantheon I oder gar (gerade des Gesangs wegen) Ihsahn/Emperor genannt – so richtig passen, im Sinne von „SULPHUR klingen wie…“ will jedoch keine davon… ist das, was hier geboten wird, dafür schlicht zu eigenständig.
Die zweite wichtige Komponente, die die Qualität von „Thorns In Existence“ ausmacht, ist die Makellosigkeit der Aufnahmen: Sowohl hinsichtlich des Sounds, als auch hinsichtlich der gewählten Effekte wie den unterschiedlichsten Gesangsarten haben SULPHUR hier alles richtig gemacht… dass die Insturmentalisten zudem eine gute Portion autentische Lässigkeit in ihrem Spiel untergebracht haben, verleiht dem Werk den letzten Zacken Coolness.

Mit „Thorns In Existence“ haben SULPHUR ein Album veröffentlicht, welches jede erdenkliche Aufmerksamkeit verdient hat – ist hier doch das Cover-Artwork das einzig wirklich Unspektakuläre. In allen anderen Punkten, sei es nun Sound, Instrumentaltalent, Komposition oder Arrangement, haben die Norweger hier wirklich ganze Arbeit abgeliefert: Ein derart vielseitiges Album auf durchweg auf hohem Niveau, das von Progressivität, Melancholie, Aggression und Groove nur so strotzt, hört man nicht alle Tage. Ohne Weiteres jedem zu empfehlen, der auch nur im Ansatz etwas mit den im Text auftauchenden Bandnamen anzufangen weiß.

Wertung: 9 / 10

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