Review Timo Tolkki – Hymn To Life

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2002
  • Spielart: Rock

TIMO TOLKKI, seines Zeichens Gitarrengott und Mastermind bei Stratovarius, veröffentlichte 2002 mit „Hymn To Life“ seine zweite Solo-CD, nachdem er mit „Classical Variations And Themes“ 1994 bereits eine Yngwie Malmsteen–ähnliche CD herausbrachte. Nachdem er bei „Classical Variations And Themes“ seine technischen Fertigkeiten eindeutig unter Beweis stellen konnte, zeigt Tolkki bei „Hymn To Life“ seine songschreiberischen Qualitäten. Das ist bemerkenswert, Gitarristen die beides so perfekt wie Tolkki beherrschen, gibt es selten und kann man an einer Hand abzählen. Hier seien einmal Eddie Van Halen, Mark Knopfler, John Petrucci und Jari Mäenpää genannt.
„Hymn To Life“ ist eine sehr persönliche CD, Tolkki arbeitet viele ihn berührende Themen auf, und das schlägt sich auch auf die Musik nieder, die man kaum als Metal bezeichnen kann, denn nur manchmal lassen sich Ansätze finden. Der Stil dieses Albums liegt jedoch vor allem irgendwo bei A-ha und ruhigen Bon Jovi und ist insgesamt recht poppig ausgerichtet. Statt Gefrickel hört man hier sehr durchdachte und emotionale Soli. Mit Sharon Den Adel und Michael Kiske kann die CD zudem mit zwei namhaften Gastsängern aufwarten, den Rest singt der werte Herr selbst. Wie schon auf der 94er Stratovarius-Veröffentlichung „Dreamspace“ singt er meines Erachtens sehr gut, er mag zwar technisch nicht der beste sein, aber er hat eine sehr ausdrucksstarke Stimme, und so kommt die Atmosphäre der Lieder besser rüber.

Los geht’s mit „Primal“, das eigentlich nur aus einem einzigen Schrei besteht, und es wirkt, als ob sich Tolkki nun im Folgenden alles von der Seele reden/singen/musizieren will.„Key To The Universe“, hier kommt unser Teilzeit-Jesus Kiske zum Zug, und weiß mit seinem guten Gesang durchaus zu überzeugen, wobei auch das schöne Klavierintro und der tolle Refrain nicht unerwähnt bleiben dürfen.An die 2000er Veröffentlichung von A-ha, „Minor Earth Major Sky“, erinnert das sehr atmosphärische „Divine“. Hier wird klasse mit Gesangseffekten und Keyboard gearbeitet, das Solo wird hier von einer Panflöte, eingebettet in eine Keyboardwand, dargeboten.
Im melancholischen „Are You The One“ hat Sharon Den Adel ihren großen Auftritt, und sie vollzieht ihn wunderbar. Eine sehr schöne Melodieführung und Sharon Den Adels Stimme machen diesen Song zu etwas ganz besonderem, auch weil es einen Bezug zu Within Temptation und Evanescence herstellt.

Beim saustarken „I Believe“ bekommt man eingängigen, schönen Hard Rock geboten. Bis auf den Gesang wäre es durchaus möglich, dass man es nicht merken würde, wenn man diesen Track einer Bon Jovi-CD unterjubeln würde, und hier schlägt sich ein Kreis zu „Little Boy I Miss You“, das ebenfalls sehr von ruhigeren Bon Jovi-Liedern inspiriert wirkt.Im Albtraum-mäßigen „Father“ beschreibt Tolkki seine Beziehung zu seinem toten Vater recht gut ( Textprobe: „…I piss on your grave“), und das mit einer Stimme, wie man sie aus einer Zelle eines Irrenhauses vernehmen könnte, und im zweiten, klavieruntermalten Teil verabschiedet sich Tolkki mit den Worten „… so I say good-bye to you now, after 23 years“ von ihm.
Das elfminütige „Hymn To Life“ bildet den krönenden Abschluss dieses Albums, und der Refrain gehört zum Schönsten, was ich seit langer Zeit gehört habe. Abgeschlossen wird das Lied von einer längeren Rede, deren Inhalt ich nicht eindeutig ausmachen konnte, es geht wohl um nicht unterwerfen lassen / Mensch ist keine Maschine / Friede.

„Hymn To Life“ ist genau das, was der Titel verspricht: Eine Hymne an das Leben, eine philosophische Fahrt durch das Leben. Tolkki offenbart viel von seiner Gefühlswelt, einen Text wie den von „Father“ zu verfassen, dazu gehört schon Einiges.Wer sich schnellen Metal im Stratovarius-Stil erhofft, liegt wie gesagt falsch.Ich kann dieses Album jedem empfehlen, der etwas mit Hard Rock und den oben genannten Bands anfangen kann, auch Stratovarius-Kennern lege ich es ans Herz, und bei den 6-7 € auf eBay kann man wirklich nicht viel falsch machen.
Es gibt eigentlich nur ein Wort um dieses Album zu beschreiben: schön.

Redakteur: Michael Mutz

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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