Review Virgin Sin – Brotherhood Of Freaks

  • Label: Mondongo Canibale
  • Veröffentlicht: 2007
  • Spielart: Thrash Metal

Bei der Selbstpräsentation einer Band hat diese prinzipiell zwei Möglichkeiten: Entweder nimmt man sich selbst höchst ernst, kleidet sich auf Pressefotos stilgerecht und agiert entsprechend den ungeschriebenen Gesetzen seiner Stilrichtung auf der Bühne – oder man schert sich einen Dreck um die Konventionen, widerspricht mit einem Augenzwinkern allen Klischees und fällt aus der Rolle; hier besteht die Gefahr, dass man sich bei zu gewagter Ausführung des Gedankens zum Affen macht.

Die Schweden-Thrasher von VIRGIN SIN sind so ein Fall, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob sie es mit der Konventionenverleugnung nicht etwas übertrieben haben. Aber ich gebe zu, ich habe mehrmals herzlich über das Booklet lachen müssen und muss den vier Herren auch zugestehen, dass sie dem Albumtitel hier alle Ehre machen; und wahrscheinlich wissen sie, was sie tun, schließlich sind sie auch schon seit 1983 im Geschäft. Also, was haben wir hier? Zunächst einmal wäre da Sänger Dagon. Hat Abbath jetzt auf Thrash umgesattelt? Zumindest optisch könnte man denken, man hätte hier den Immortal-Krächzer vor sich. Zoak am Bass scheint frisch aus einer J-Rock-Band entlaufen und trägt neben einem Rallyestreifen längs durchs Gesicht auch eine Federboa. Schreck von der Schießbude sieht irgendwie aus wie der Gothic-Teenie aus der Vorstadt, der auch mit Corpsepaint zur Arbeit fährt und eigentlich am liebsten HIM hört. Last but not least Gitarrist SS-66: Hierbei könnte es sich nun um einen Musikbiz-Quereinsteiger handeln, der früher mal als Knecht im Sadomaso-Studio tätig war – und er hat bestimmt auch schonmal gefragt, warum da eigentlich Stroh liegt. Also, eine Bruderschaft von Freaks ist das hier optisch auf jeden Fall, aber es sei gleich gesagt, dass die Outfits der vier Herren genauso extravagant sind wie ihre Fähigkeiten.

Nun aber zur Musik. Geboten wird hier stellenweise mit etwas Trash verfeinerter Thrash von durchaus solider Qualität. Was einen hier erwartet, macht schon der titelgebende Opener bestens klar: Nach dem wohl einem Frankenstein-Film entlehntem Sample zu Beginn folgen verdammt tiefe, schnelle Riffs und Gekeife, sowie zur Abwechslung ein kräftiges Kreischen untermalt von diesem großartigen Thrash-Drumming, bei dem die Snaredrum so herrlich geschunden wird. Schon in „Brotherhood Of Freaks“ zeigen die vier Schweden, was sie können: Die Riffs rocken gut, das Schlagzeug knüppelt teuflisch schnell und präzise, und auch der Gesang von Abb… Dagon weiß zumindest einigermaßen zu überzeugen, wobei ich hier eher die Schreie hervorheben möchte, die er so von sich gibt – das normale Gekeife ist leider teilweise arg quakig, und das wird leider auch über die gesamte Spielzeit nicht besser. Als weitere Facette im Gesang gesellen sich bei mehreren Liedern kraftvolle Shouts dazu, wie zum Beispiel bei „Whoregasm“ (ziemlich bizarres SM-Intro, ob SS-66 da mitgewirkt hat?) oder „Eat Your Enemies“, die zentrale Stellen bestens hervorheben. Der Maskenmann kann einiges an der Gitarre und bietet neben seinen soliden bis hochklassigen Riffs auch klasse Soli feil.

VIRGIN SIN hauen dem geneigten Hörer hier also rund 50 Minuten Thrash Metal um die Ohren, dessen Qualität zwischen solide und hervorragend pendelt. Jeder Prügelmetall-Fan, der sich nicht an den trashigen Elementen stört und nur die inneren Werte einer CD schätzt, sollte mit „Brotherhood Of Freaks“ also glücklich werden. Und ich wage zu behaupten, dass Liveshows dieser Band mit Sicherheit unterhaltsam sind – und, wie ich las, sind sie teilweise zensiert worden. Warum nicht mal reinschauen, wenn die Schweden hier vorbeikommen?

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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