Review Váli – Skogslandskap

Bei manchen Bands erkennt man blind, auf welchem Label sie veröffentlichen, selbst wenn sie eher wenig bekannt sind. VÀLI sind da ein perfektes Beispiel, kaum vorstellbar, dass das norwegische Einmannprojekt woanders seine Musik herausbringt als auf dem deutschen Kultlabel Prophecy. Die moselansässige Plattenfirma ist schließlich seit jeher für außergewöhnliche Musik bekannt und in diese Kerbe schlägt „Skogslandskap“ allemal.

Selten war es so einfach, ein Referenzwerk zu bestimmen, woran sich der Interessent orientieren kann. VÀLI spielen rein akustische Instrumentalmusik und wenn man sich Stimmen dazu denken würde, käme man unweigerlich bei den Spätwerken der Labelkollegen Empyrium an. Die Basis für die recht folkige Musik ist selbstverständlich die Akustikgitarre, aber damit limitiert sich „Skogslandskap“ (=Waldlandschaft) längst nicht. Zwar entlockt der Protagonist den sechs Saiten sehr romantische, sehr natürlich und somit naturbezogene Klänge. Die Melodien zaubern die bekannten Bilder von düsteren Wäldern, wechseln sich aber mit grünen Wiesen ab und huscht nicht hier und da ein Reh über sie Szenerie?‘
Gut, wollen wir mal nicht übertreiben, ich denke, es ist klar, was ich meine: Auch ohne Worte erzählen VÀLI eine Geschichte, der man gut folgen kann, am besten, man ahnt es bereits, entfaltet die Musik ihre Wirkung über Kopfhörer.
Wie gesagt, die Musik wird nicht durch die Akustikgitarre alleine limitiert, die Basis wird sehr häufig durch extrem tiefe Streicher gelegt, die eine echte „Fläche“ unter die teilweise lieblichen, teilweise bedrohlichen, aber immer leichten Melodien legt. Großartig klingen die federführenden Flöten, die viel mehr sind als nur eine Ergänzung, man könnte sie fast als das Solo-Intrument auf „Skogslandskap“ bezeichnen. Hier und da verirrt sich gar ein Piano in die Lieder, was für einen weiteren Farbtupfer in VÀLIs Welt sorgt. So kann man auch für Abwechslung sorgen und es fällt kaum auf, dass die Songs in der Regel nur gerade eben die Dreiminutenhürde überspringen. Die ganze Platte klingt wie aus einem Guss und auch wenn die 15 Lieder nicht einmal eine Dreiviertelstunde dauern, kommt man hier voll auf seine Kosten.

VÀLI laden mit „Skogslandskap“ ein. Sie laden ein zum Träumen, so Schwelgen, vielleicht zum Nachdenken, aber in jedem Fall zum Hören. Ich bin mir selber nicht mal sicher, ob die Platte nicht sogar noch viel besser ist als die genannten Empyrium-Werke, gerade weil man auf Gesang verzichtet. Hier lässt man die Musik mal wirklich für sich sprechen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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