Review Nocte Obducta – Nektar (Teil 2: Seen, Flüsse, Tagebücher)

  • Label: Supreme Chaos
  • Veröffentlicht: 2005
  • Spielart: Black Metal

“Nektar – Teil 1” hat ordentlich für Aufsehen gesorgt und für NOCTE OBDUCTA unzählige hervorragende Kritiken eingefahren, die teilweise nur knapp an den Höchstnoten vorbeigeschrammt sind. So sind die Erwartungen für „Nektar – Teil 2“ natürlich umso höher gesetzt gewesen. Dazu kommt noch, dass das Album eigentlich schon im Januar erscheinen sollte, aber die Veröffentlichung dann doch bis zum 25. April verschoben wurde.

War die stilistische Bandbreite auf dem ersten Teil schon recht weit gefasst, geht man hier noch einen Schritt weiter. Eher älteres Material aus den letzten 4 bis 6 Jahren wurden im Dreiteiler „Deshiras Tagebuch“ verwendet. „Anis“ eröffnet die Trilogie mit langsamen und getragenen Riffs, bis sägende Riffs, ein donnerndes Schlagzeuggewitter und das aggressive Organ von Marcel einsetzen. In den achteinhalb Minuten wechseln sich heftige Raserei mit düsterer und depressiv wirkender Stimmung gekonnt ab, wenn die ruhigeren Stellen hier auch etwas zu lang ausgefallen sind.
Mein persönlicher Höhepunkt auf den beiden Nektar-Teilen ist das 16-minütige Epos „Und Pan spielt die Flöte“. Die Melodie in den ersten eineinhalb Minuten ist einfach nur ein göttliches Stück melodischer Black Metal, und die aufgebaute Atmosphäre wird den ganzen Song über wunderbar weitergetragen. Durch die vielen Tempo- und Rhythmuswechsel wirkt das Stück recht progressiv und ist sehr anspruchsvoll geworden, dazu gibt’s noch einen wunderbar melancholischen Unterton.

Nach dem dritten Kapitel „Im siebten Mond“ steht mit „Es fließe Blut“ ein kleiner, räudiger dreiminütiger Black Metal Bastard, der sich mal eben so kompromisslos dazwischenknüppelt und auf dem Album einen kleinen Wendepunkt beschreibt. „Nektar“ und „Atme“ sind zusammen mit „Es fließe Blut“ die frischesten Stücke aus dem „Nektar“-Doppelpakt und sollen inhaltlich einen kleinen Ausblick auf folgendes NOCTE-Material bieten. Mit „Nektar“ steht an dieser Stelle ein sehr schwermütiges und melancholisches Lied, sehr doomig und mit einer einfachen Struktur ausgestattet. Als Abschluss wird mit „Atme“ noch mal ein ganz anderer Pfad eingeschlagen, das Teil ist nicht so einfach zu durchschauen wie die beiden vorhergehenden. Teilweise geht’s hier ziemlich abgefahren zur Sache, bleibt aber immer auf melancholisch-melodischen Wegen und fügt sich ohne Probleme zu den restlichen Liedern hinzu. Der „Blick nach vorne“ kann musikalisch gesehen mit einem kurzem, rohem Black Metal-Knüppler, einem doomig-schleppendem und dem innovativ-komplexem Schlusspunkt absolut nicht gegeben werden.

Im gesamten ist zu sagen, dass die ruhigen Ambientparts bei „Anis“ und „Atme“ etwas zu lang ausgefallen sein könnten und „Nektar“ nach den vier vorhergehenden Knallern mit seiner schleppenden Natur etwas langweilig wirkt. Ansonsten gibt es aber absolut nichts zu kritisieren, hier wurde wieder ein wegweisendes Album aufgenommen, dass weit über den Tellerrand des Black Metal schaut und sich nirgends anbiedert. Außerdem ist hier mit „Und Pan spielt die Flöte“ ein epischer Übersong vorhanden, den man kennen sollte. Die musikalische Bandbreite wurde im Vergleich zum schon sehr abwechslungsreichen Teil 1 noch etwas ausgedehnt, qualitativ ist man damit auf einer Stufe und hat damit in nur knapp einem Jahr zwei Meiserwerke veröffentlicht. Man darf auf kommende Großtaten von NOCTE OBDUCTA gespannt sein – und darauf, wohin ihre Reise noch gehen wird.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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