Interview mit Alphavarg von Kromlek

>> Freiheit für Tibet <<
Ob die letzten Worte von Frontmann Alphavarg von den Schweinfurther Viking Metal Newcomern KromleK die Welt verändern bleibt zu bezweifeln. Fest steht allerdings, dass nach der beeindruckenden „Kveldridhur“ EP mit „Strange rumours… distant tremors“ das erste, von den Fans sehnsüchtig erwartete, richtige Album in den Startlöchern steht.

Hallo, Alphavarg. Zuerst einmal vielen Dank dafür, dass du dir für das Interview mit uns Zeit genommen hast, obwohl ihr mitten in den Aufnahmen für euer kommendes Debüt-Album „Strange rumours… distant tremors“ steckt. Wie läuft’s mit KromleK zurzeit?
Allvater zum Gruße! Nun ja, wie Du selbst bereits eingangs angemerkt hast, laufen momentan die Aufnahmen zum Kveldriður-Nachfolger auf Hochtouren… sehr viel mehr als dieses zentrale Ereignis passiert zurzeit bandintern nicht. Ehrlich gesagt habe ich einige Mitglieder seit gut einem Monat nicht mehr gesehen. Über die Aufnahmen hinaus plane bzw. koordiniere ich zwar bereits einige Auftritte für 2007, aber mehr gibt es aus unserem Lager bislang definitiv nicht zu berichten.

Euere erste EP „Kveldridhur“ hat eine hervorragende Resonanz durch Fans und Magazine bekommen. Wart ihr davon eigentlich selber überrascht und würdet ihr im Nachhinein trotzdem noch etwas anders machen?
Überrascht waren wir allemal. Es würde auch mehr als abgehoben klingen, wenn ich das Gegenteil behaupten würde. Ich hatte eigentlich eher damit gerechnet, dass man uns als bloßes Plagiat diskreditiert und wir nach und nach wieder in der Versenkung verschwinden… tja, so kann man sich irren! Ich spreche für uns alle, wenn ich sage, dass uns das Interesse, die Euphorie und die Resonanz sowohl von Seiten der Metal-Presse als auch die der Fans/Hörer/Zuschauer begeistert und berauscht.
Das Einzige, was ich im Nachhinein „ändern“ würde, wäre, dass ich mehr Songs auf die EP gepackt hätte, um mehr von unserem Spektrum preiszugeben, da Kveldriður doch sehr von Humppa dominiert ist.

Auf der EP findet man sowohl ernstere Stücke wie Strandhagg Pt1 als auch eher fröhlichere, humppalastige Musik wie das selbstbetitelte „KromleK“. Entstehen diese unterschiedlich, wenn ihr solche Stücke schreibt? Also herrscht eine andere Grundstimmung beim Songwriting?
Gitarrenlastige, riffbetonte Stücke stammen zumeist aus Hríms Feder (ist ja auch irgendwie logisch), während folkige, melodische Stücke eher auf das Konto von Hrísdólgr gehen… in der letzten Zeit kommen aber auch immer mehr Impulse der zweiten Kategorie von Hrím. Ich denke, diese Art der Weiterentwicklung ist symptomatisch für das Schaffen KromleKs.
Die jeweilige Grundstimmung eines Stückes wird maßgeblich festgelegt vom ersten Riff bzw. der ersten Melodielinie. Es kann aber auch vorkommen, dass die implizierte Stimmung mitten in einem Stück jäh ins Gegenteil gekehrt wird, so geschehen bei „Grim omens“. Man darf also gespannt sein…

Auf euerer Homepage verrätst du, dass du auch gerne „richtige Musik“ (ich zitier dich da mal!) wie ABBA, Bee Gees, R.E.M. & Porcupine Tree und Klassik wie Richard Wagner & Edvard Grieg hörst. Hat das zu einem gewissen Grad einen Einfluss auf euere Musik?
Das ist insoweit unmöglich, da ich in den Kompositionsablauf nicht eingebunden bin und zwar aus dem einfachen Grund, dass ich weder des Komponierens mächtig bin noch ein Instrument beherrsche. Und seien wir mal ehrlich, 70er-Disco-Sound ist nun wirklich nicht kompatibel mit Humppa oder Viking Metal! Anders verhält es sich mit Edvard Grieg, der hat in den Anfängen der Band tatsächlich ein wenig Einfluss genommen auf die Melodien Hrísdólgrs.

Kannst du dich einfach nicht festlegen, ob du nun auf Schwedisch, Englisch oder Deutsch singst, oder hat das einen anderen Grund? Wo hast du Schwedisch gelernt?
Ich schreibe Lyrik phasenweise. Wie das berühmte Beispiel der „Blau-Periode“ eines Malers, so habe auch ich spezielle Schreibphasen, in denen ich mehrere Texte der gleichen Sprache verfasse. Die schwedische Phase war dabei eigentlich die erste, gefolgt von einer kurzen deutschen, dann eine englische und nun wohl wieder eine deutsche. Ich passe die Sprache zuweilen auch der musikalischen Stimmung an, epische, meist legato gespielte Stücke sind prädestiniert für Englisch, während stakkato-betonte Stücke eher eine Basis für meine kantige Muttersprache bilden. Schwedisch ist so eine Art Kompromiss, wenn mir eben danach ist…
Das Schwedisch, das ich beherrsche, habe ich mir durch intensive Auseinandersetzung mit schwedischsprachigen Bands (allen vorweg Vintersorg!) autodidaktisch angeeignet. Es ist themengebundenes Schwedisch, als nicht alltagsgebräuchlich. Ich lasse meine Lyrik auch grundsätzlich noch einmal von einem Schweden/einer Schwedin Korrektur lesen, das könnte sonst sehr peinlich enden…

Wer war für das Intro und Outro, welche mir beide sehr gut gefallen, auf der EP verantwortlich?
Hrísdólgr. Wir alle haben ihm schon so oft gepredigt, er solle sehen, dass er irgendwie einen Fuß in die Filmmusik-Branche bekommt, aber bisweilen waren alle Mühen unsererseits vergebens.

Wie um alles in der Welt konntet ihr eine bayrische Flagge in euer Booklet zu der EP drucken? Ihr seid doch Franken! Ich hoffe ihr berücksichtigt dass beim kommenden Album!
Ich bin Bayer. Tut mir Leid, aber mit diesem uralten Zwist zwischen Franken und Bayern kann und will ich nichts anfangen. Ich lebe im Freistaat Bayern und darauf bin ich sehr stolz. Zumal das Bayerische Staatswappen schon rein optisch sehr viel mehr hermacht als der fränkische Rechen.
Im Übrigen… Was hat Franken schon zu bieten, dessen wir uns rühmen könnten? … Wein? Ich trinke niemals Alkohol. Pech gehabt.

Mit Blick auf euer kommendes Album „Strange rumours… distant tremors“ ist man als Fan natürlich schon gespannt, wohin die Reise gehen wird. Möchtest du ein wenig darüber verraten?
Nun, es wird weniger eine Reise als mehr eine Heimkehr. Jene „seltsamen Gerüchte über ferne Beben“ zeugen von der Wiederkehr der altvorderen Mächte, der Jöten/Thursen. Ich berichte von der stückweisen Rückeroberung der alten Domänen durch das neu erstakte Heer der älteren und ältesten Wesen. Beginnen wird diese Geschichte mit dem Stück, welches wir als aller letztes fertig gestellt haben: „Herjan“. Der erste Tritt des Tremas zeugt also noch nicht von den Thursen, sondern vom Herrn der Kriege selbst, sozusagen als Vorbote der Dinge, die da folgen sollen. Gekleidet sein wird „Herjan“ in bombastischen Viking-Metal. Darauf folgt mit „Grim omens“ ein 9-Minuten-Bollwerk, das zugleich die eigentliche Geschichte einleitet. Das Stück beginnt mit einer festlichen Folkmelodie, aber dann… Gefolgt wird „Grim omens“ vom Folk-Feuerwerk „Fólkthing“, ein – wie wir auf dem Eisenwahn-Festival feststellen konnten – hervorragender Party-Song. Mit „När tiden vissnar“ hat auch ein Klassiker seinen Platz auf der CD gefunden. Die getragene, melancholische Stimmung des Cembalo-Anfangs endet in einer epischen Uptempo-Schlacht. Das nachfolgende Stück „Harvest“ stellt die große Ausnahme der CD dar, da sie sowohl musikalisch als auch inhaltlich neue Wege beschreitet, aber lasst euch überraschen…
Damit wird ungefähr die Hälfte des Albums abgedeckt sein. Anschließend begebe ich mich – noch in der gleichen Thematik der „fernen Beben“ – auf eine andere Ebene, nämlich die der glorreichen Wikingerära in Form der Strandhagg-Trilogie. Als Schmankerl haben wir uns entschlossen, unsere bitterböse BM-Parodie „SvartMetall“ ebenfalls als Bonus-Track mit auf den Silberling zu packen.

Werden Stücke von der „Kveldridhur“ auch auf dem Album zu hören sein? Bei Strandhagg Pt1 würde es sich ja sogar anbieten es mit den anderen beiden Teilen auf eine CD zu packen.
Exakt. Wie oben angeführt, wird es die komplette Strandhagg-Trilogie geben. Part I wird hierfür noch einmal neu eingespielt um den doch sehr gewachsenen Soundansprüchen gerecht zu werden. Mehr Stücke werden nicht doppelt vertreten sein, das würde ja an Fan-Verarsche/Abzocke grenzen!

Wie zufrieden seid ihr mit der Zusammenarbeit mit euerem Label Trollzorn-Records, welches ja noch sehr jung ist?
So zufrieden, wie ein Musiker mit seinem Label nur sein kann. Die Jungs sind – wie ich – Idealisten, das heißt, sie Stecken neben einer Menge Geld vor allem ihr ganzes Herzblut in die Sache und das ist es, was mich so an unserer Zusammenarbeit rührt. Unser Verhältnis ist weniger geschäftlich als mehr freundschaftlich und ich weiß das sehr zu schätzen, da dies in den heutigen Tagen eine absolute Ausnahmeerscheinung ist!

Nachdem ihr mit Katha eine Verstärkung in Form einer Geigerin bekommen habt frage ich mich, ob in Zukunft dadurch die Keyboards weniger zum Einsatz kommen werden?
Nun, diese Vormachtstellung der Keyboards will ich eh ein wenig reduzieren. Melodielinien werden zukünftig verstärkt auf Gitarre und Geige aufgeteilt, das Keyboard dient zur Vervollständigung und zur atmosphärischen Ausfüllung. Aber bombastischer Viking-Metal unserer Marke ließe sich ohne Keyboards gar nicht bestreiten – das steht aber auch gar nicht zur Debatte.

Was würdest du zu jemandem sagen, der (zu Unrecht!) behauptet, dass ihr nur eine Finntroll-Kopie seid?
Tja, was soll ich so einer Person sagen? Eigentlich gar nichts, denn wenn er/sie bis zu seinem/ihrem Lebensabend immer nur Midnattens Vidunder, Jaktens Tid und Nattfödd (viel länger werden die Brüder aus Suomi es wohl auch nicht mehr machen) hören will, weil das ja die „Originale“ sind, so soll mir das recht sein. Manche Menschen sind entweder einfach zu verbohrt oder besitzen nicht das musikalische Verständnis bzw. den musikalischen Horizont, Gruppen des gleichen Genres zu unterscheiden. Es gibt genug Leute, die einfach auf Viking oder Humppa stehen und einfach zu dieser Musik feiern möchten, diese liegen mir am Herzen und nicht diese Scheuklappen-Klugscheißer, die den ganzen Tag in irgendwelchen Foren gammeln und die Welt mit ihrer „Meinung“ beglücken. Schlimm wird es erst, wenn jemand aus zweiterer Gruppe journalistisch tätig wird…
Aber irgendwie ist das ganze schon traurig; ich dachte immer, Puristen sind nur typisch für BM…

Beim Local Hero Voting des UpFromTheGround-Festivals wart ihr ganz vorne in der Gunst der Fans, aber anstatt euch durfte dann plötzlich Tourettes Syndrome spielen. Wart ihr sehr enttäuscht oder überwiegt da die Freude, dass ihr dafür im nächsten Jahr das UFTG beehren dürft?
Dieses Voting war in der Tat ein Witz. Riesig aufgezogen, erst ein Vor-Voting, dann ein Final Voting… Mann, was für ein Geschiss – schließlich ging es bei der Position nicht um den Headliner sondern um den Opener (!!!) mit lediglich 20 Minuten Spielzeit und in Anbetracht dessen finde ich die ganze Aktion völlig überdimensioniert und unverhältnismäßig. Ich persönlich bin ganz froh, dass die Australier den Platz bekommen haben, denn wir wollten uns ohnehin 2007 offiziell bewerben (mit der Hoffnung auf eine bessere Position). Da es gängige Politik von Veranstaltern ist, jedes Jahr neue/andere Bands zu holen, wäre dies wohl vorerst unsere einzige Chance, dort zu spielen und daher möchten wir selbst bestimmen und das Bestmögliche rausholen, statt quasi unfreiwillig durch ein Voting auf eine Position „gezwungen“ zu werden. Insofern ist die Vertröstung auf 2007 kein Wehmutstropfen, sondern genau das, was wir eigentlich wollten!

Beim Eisenwahn-Festival habt ihr mit André (Thiasos Dionysos) zusammen gespielt, da ihm seine Gastmusiker abgesprungen waren. Wie kam es zu der spontanen Zusammenarbeit und habt ihr noch Kontakt zueinander?
Das Ganze hat eine Vorgeschichte. Da wir bei Trollzorn unter Vertrag sind und Thiasos Dionysos dort offiziell vertrieben wird, habe ich irgendwann letztes Jahr einen Flyer entworfen, auf dem für Kveldriður und Satyr geworben wird. Ich habe dann mit André Kontakt aufgenommen, zwecks eines gemeinsamen Projektes. Soweit zur Vorgeschichte. Zwei Wochen (!!!) vor dem Eisenwahn ruft mich André dann ganz überraschend an und berichtet mir, dass sämtliche Session-Musiker abgesprungen seien verbunden mit der Frage, ob wir einspringen könnten. Nach einigem Hin und Her von seiner wie von unserer Seite kam er dann am Tag vor dem Eisenwahn nach Schweinfurt und hat mit meinen Jungs „Widar comes“ an einem einzigen Abend eingeprobt!!! Ich weiß bis heute nicht, wie sie das geschafft haben…
Wir haben freilich noch losen Kontakt und es wird bestimmt mal wieder eine Featuring-Geschichte geben (wie eben auf dem Eisenwahn, KromleKs „Ode an den Feuergott“ feat. André ); Ich wünsche ihm auf jeden Fall von Herzen, dass er alsbald eine eigene, feste Truppe zusammenbekommt!

Wie sieht es in Unterfranken mit der Förderung von jungen, aufstrebenden Bands, wie ihr es seid, aus? Zu welchen Bands aus der Umgebung pflegt ihr Kontakte bzw. Freundschaften?
Es gibt verschiedene regionale und lokale Fördervereine. Bei uns gibt es den Rockverband Schweinfurt e.V., bei dem auch wir Mitglied sind. Im Rahmen der Möglichkeiten werden junge Bands durchaus gefördert. Und das jährliche, von unserem Jugendhaus veranstaltete Newcomerfestival tut sein Übriges!
„Kontakt pflegen“ wäre wohl etwas übertrieben, aber ab und zu haben wir mit den Jungs von „Jaked off shorts and loaded heads“ zu tun – klasse Typen, aber total abgefahrene Musik! Dann gibt es noch die in diesem Jahr beigetretene Viking/Pagan Band „Elensis“, deren Sängerin uns auf der CD bei zwei Stücken unterstützen wird.
Wirklichen Kontakt pflege ich zu unseren Freunden „Black Messiah“! Die Pott-Jungs sind so was von nett und herzlich, das hast du noch nicht erlebt! Auch mit den Kollegen von „Varg“ aus Coburg halte ich dann und wann Rücksprache. Weiterhin ruht mein wachsames Auge auf dem Pagan-Nachwuchs bundesweit, so z.B. auf „Nastrandir“ aus Lübeck und „Slartibartfass“ aus Ulm.

Freust du dich, dass ich dich nicht nach der rechten bzw. rechtsradikalen Unterwanderung der Pagan Metal Szene frage sondern, einfach auf euere Homepage (www.bollwerk-kromlek.de -> Statement)verweisen möchte, auf der ihr ein eindeutiges Statement abgebt? :-)
Ja. ;-)

Fast hast du es geschafft, aber wie fast jeder Interviewpartner wirst auch du das beliebte metal1.info-Assoziationsspiel über dich ergehen lassen müssen. Hier sind ein paar Wörter und du sagst, was dir dazu spontan einfällt:

Eläkeläiset: Bekloppt. Aber Kult.
Met: Ich trinke niemals Alkohol, auch nicht, wenn er von „meinem höchsten Lehnsherrn“ selbst kommt! Aber es ist zugegebenermaßen ein gutes Mittelchen, um das Publikum zu mehr Aktivität zu bewegen! ;-)
Schweinfurt: Stinkt.
Nuclear Blast: Da ich kein Purist bin, werde ich nicht „Kommerz!” zetern, aber mir gefällt jene Form der Interessenspolit
k, die sie z.B. mit den Metalmedien betreiben, absolut nicht. Und die Knebelverträge für nichts ahnende Nachwuchsbands sind moralisch sehr fragwürdig.
Finnland: Eines der schönsten Länder der Erde – mit einer der beklopptesten Bevölkerungen auf der Erde! ;-)
Aber im Ernst, ich weiß nicht, woran es liegt, aber wenn eine Band aus Finnland stammt, so ist dies schon fast ein Gütesiegel geworden. Die Finnen spielen seltsamerweise immer in der aller obersten Klasse mit.
Natur: Jene unveränderliche Konstante im kosmischen Fluss, welche auf ewig währen wird… Sie ist ihres schlimmsten Feindes fürsorglichste Mutter!
Metal1.info: Ihr steht und fallt mit uns, wir stehen und fallen mit euch! Somit habt ihr eure Daseinsberechtigung! ;-)

Noch mal ein großes Dankeschön, dass du dir etwas Zeit zum Beantworten meiner Fragen genommen hast. Ich wünsche euch viel Erfolg mit dem Album und weiterhin viel Spaß als Band. Die letzten Worte sollen komplett dir gehören!

Auch dir sei gedankt für ein durchaus unterhaltsames Interview! Vis es!

F R E I H E I T F Ü R T I B E T ! ! !

Geschrieben am von Metal1.info

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