Review Neraeon – „N.H.S.H.“

  • Label: Asgard Hass
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Black Metal

Wenn es ein Metal-Subgenre der Geheimniskrämerei gibt, dann ist es wohl der Black Metal. Das endet in extremen Fällen bei bis heute nicht vollends aufgeklärten Mysterien um angebliche Gräueltaten der Musiker (siehe Silencer), beginnt glücklicherweise oftmals jedoch auch schon bei etwas Harmloserem wie dem Albumtitel: „N.H.S.H.“ nennt sich das Debütalbum der französischen Black-Metaller NERAEON. Wenn uns die Tracklist schon keine Indiz darauf liefert, was sich hinter der Abkürzung verbirgt (vielleicht ist der Autor dieser Review aber auch lediglich ein ungeübter Sherlock-Holmes-Imitator, dem es bisher nur nicht gelungen ist, die richtigen Schlussfolgerungen aus den französischen Titeln, die er immerhin versteht, zu ziehen), wollen wir zumindest der Musik genauer auf den Grund gehen.

All zu einfach machen es uns die Musiker aus Lyon dabei nicht. Songs sind nur sechs vorhanden, diese erreichen allerdings gut und gerne mal jeweils eine Länge von dreizehn bis vierzehn Minuten und verteilen sich auf eine Gesamtspielzeit von etwas mehr als einer Stunde. Das ist gerade für ein Debütalbum durchaus gewagt, im Falle von „N.H.S.H.“ jedoch größtenteils gewonnen. Mag sich auch keine der sechs Nummern ganz in der oberen Liga der Black-Metal-Songs ansiedeln, ist auch keine dabei, die versagt oder in irgendeiner Weise enttäuscht.
Bei derart langen Laufzeiten muss man sich natürlich erst einmal hinein arbeiten und den Songs Zeit geben, sich zu entfalten. Und obwohl die Frage, ob diese Längen wirklich notwendig waren und es nicht besser gewesen wäre, die eine oder andere Kürzung vorzunehmen, durchaus berechtigt ist, schaffen es NERAEON, eine gelungene Atmosphäre in ihren Nummern aufkommen zu lassen, die so schnell auch nicht abflaut. „N.H.S.H.“ ist geprägt von einer finsteren Stimmung, die Songs sind mit viel Melodieeinsatz ausgestattet, doch wirken diese deutlich mehr unheilverkündend als erheiternd. Das gilt ebenso für die Vocals, die zwar genretypisch sind, innerhalb dieses Spektrums aber durchaus variieren und das eine oder andere Mal hörbar Verzweiflung transportieren. Das wird auch von einer Produktion unterstütz, die den richtigen Nerv trifft, indem sie die Platte nicht unhörbar macht, sich aber eher im Schmutz suhlt als auf glänzende Klangqualität aus zu sein.

Musikalisch gesehen ist der Gruppe mit ihrem Erstling daher nicht viel vorzuwerfen. NERAEON sollten beim nächsten Mal lediglich über kürzere Songs nachdenken und, beziehungsweise oder es sich zur Aufgabe zu machen, mehr verschiedene und auffallende Ideen in ihre Nummern zu integrieren, denn mit einem gewissen Maß an Repitition wird doch gearbeitet, was das Gesamtbild durchaus schmälert. Akustik-Passagen, Wellenrauschen oder Chorgesänge sind zwar schon ein Anfang und sorgen für Abwechslung, gehen in bereits erwähnter Länge der Songs jedoch teilweise unter und kommen damit nicht immer vollends zur Geltung.

Interessant sind zum Teil übrigens die Titel im Vergleich zu unserer Sprache. „Un Signe Clair De Puissance Sans Discussion“ zum Beispiel. Mal ehrlich, ein Song mit dem Namen „Ein klares Zeichen von Stärke ohne Diskussion“ würde schon etwas schräg und sperrig anmuten, oder? Egal, Franzosen dürfen das mit ihrer Sprache. Ebenso dürfen NERAEON gerne ihre schwarzmetallische Karriere, für die „N.H.S.H.“ einen nicht perfekten, aber doch ansprechenden Grundstein legen, in dieser Art und Weise fortsetzen.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

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