Review Mamiffer – The Brilliant Tabernacle

  • Label: SIGE
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Ambient

MAMIFFER ist das experimentelle Musikprojekt der in Seattle ansässigen Pianistin und Sängerin Faith Coloccia, die 2008 begann, mit diversen Session-Musikern aus ihrem Umfeld instrumentale, atmosphärische Musik aufzunehmen – mit dabei unter anderem Aaron Turner (Isis, Sumac), der später auch ihr Ehemann werden sollte. Das Resultat war das Debüt „Hirror Ennifer“, stilistisch irgendwo zwischen Ambient und Post-Rock angesiedelt. Am bekanntesten dürfte der Song „Flower On The Field“ aus dem Jahre 2014 sein, den Prada in einem Werbespot mit Ethan Hawke verwendet hat – was die Studioaufnahmen für den dritten Longplayer „Statu Nascendi“ finanzierte. Nun ist „The Brilliant Tabernacle“ erschienen – wie schaut es fünf Jahre später im Hause Coloccia/Turner aus?

Der inzwischen fünfte Longplayer (neben unzähligen Split-Alben und -EPs, teilweise in unterschiedlichsten Editionen und auch regelmäßig auf Tape veröffentlicht) schlägt ebenfalls in die Ambient-Kerbe und bietet auf 38 Minuten sieben Kompositionen, die weitestgehend auf dem Piano und Coloccias stets melodischer Stimme basieren. Die Atmosphäre ist der mancher Swans-Songs aus den späten Achtzigern und frühen Neunzigern nicht unähnlich, denn Coloccia baut ihre Songs auch gerne mit Hilfe von repetitiven Strukturen basierend auf einem zentralen Thema auf – und kommt dabei im Gesamtpaket immer wieder wie eine weniger theatralische und mädchenhaftere Jarboe rüber.

Instrumental begleitet wird Coloccia auf „The Brillian Tabernacle“ von ihrem Ehemann an der Gitarre (der auch für die eine oder andere noisige Einlage, wie das Finale des Openers „All That Is Beautiful“, verantwortlich ist), aber auch von sieben weiteren Musikern, die sowohl akustische Elemente wie Flöte, Violine oder diverse Percussion als auch elektronische Bausteine in Form von Synthesizern beisteuern. Die Homogenität auf Albumlänge leidet dadurch nicht – im Gegenteil: Die Varianz in der Instrumentalisierung sorgt für Abwechslung und das MAMIFFER-Album läuft somit ganz knapp nicht Gefahr, aufgrund fehlender Abwechslung zu langweilen.

Der dritte Song „So That The Heart May Be Known“ bleibt dabei mit seinem kanonartigem Gesangsarrangement ziemlich im Ohr hängen, während „Two Hands Together“ Freunden von Mogwais Soundtrackarbeiten (allen voran für die französische Zombieserie „Les Revenant“) ziemlich gut gefallen dürfte. Apropos: Für die Untermalung von Bewegtbild würde sich jede Sekunde auf „The Brilliant Tabernacle“ eignen – vielleicht vor allem das aufgrund seines eher elektronischen Gesamtcharakters minimal aus dem Rahmen fallende „Hymn Of Eros“.

MAMIFFERs neuester Output ist eine runde Geschichte – aber aufgrund seines chilligen Charakters eher für die ruhigen Momente im Leben. Der einzige Wermutstropfen ist die mit 38 Minuten recht knappe Spielzeit von „The Brilliant Tabernacle“, die aber sicher auch dem Umstand, dass das Ding hauptsächlich auf Vinyl veröffentlicht wurde, geschuldet ist. Wer Ambient und Soundtracks, Bands wie die Swans oder auch die zugänglicheren Werke von Björk oder Anna von Hauswolff mag, darf gerne mal ein Ohr riskieren und dürfte nicht enttäuscht werden.

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Wertung: 8 / 10

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