Interview mit Piet Sielck von Savage Circus

Nach über vier Jahren Entwicklungszeit ist nun endlich das Zweitwerk von SAVAGE CIRCUS erhältlich. Wir nutzten die Gelegenheit und befragten Gitarrist Piet Silck ausführlich zu dem neuen Album und natürlich auch zum Ausstieg von Gründungsmitglied Thomen Stauch.

Hallo Piet, danke, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst.
Immer gerne!

Ich komme gleich mal zu dem Punkt, der die Fans sicher am meisteninteressiert: Gründungsmitglied Thomen Stauch ist nach der damals von ihmerwünschten Auszeit nun leider ganz raus. Wie kam es dazu?
Nachdem wir Thomen 2006 und auch noch teilweise 2007 ja von allenVerpflichtungen freigestellt und alle Gigs ohne ihn bestritten hatten, wolltesich die Situation mit ihm einfach nicht bessern. Zwar hat er an der kleinenTour mit Circle II Cicrcle teilgenommen, die aber auch schon verkürzt werdenmusste. Nach der Tour setzte sich das Bild der kurzfristigen Absagen vonShows leider fort, so dass wir nach 1 1/2 Jahren Warten auf Besserungirgendwann vor der Entscheidung standen, die Band aufzulösen oder ohne Thomenweiter zu machen, weil es so einfach nicht mehr weiter gehen konnte. Wirhaben uns dann für letzteres entschieden. Das fiel uns – und im Besonderenmir – sehr, sehr schwer, da es auf der persönlichen Ebene mit Thomen ja keineProbleme gab. Allerdings drohte alles irgendwie den Bach runterzugehen, sodass wir die Notbremse ziehen mussten. Uns war klar, dass einige Fans dasnicht so einfach verdauen würden und dass sich dieses auch nicht geradepositiv auf das Image der Band auswirken würde. Allerdings zeigt es auch, wieernst die Probleme waren, dass sie uns zu diesem recht extremen Schrittzwangen. Wir hegen trotz allem keine negative Gefühle gegenüber Thomen, dauns klar ist, dass er damals wohl einfach nicht anders konnte.

Du bist auch seit der Gründung von SAVAGE CIRCUS mit dabei. Und wir kennendich ja auch als Gitarristen von Iron Savior. Spielst du weiterhin bei beidenBands?
Ja. Iron Savior mache ich natürlich weiter. Für mich persönlich ist dieAbwechslung zwischen IS und SC sehr spannend und befriedigend. Da mein Herzsowohl für den klassischen Stil als auch den progressiven Stil schlägt, kannich nun wunderbar die klassische Seite mit IS ausleben und meine Prog-Gelüste- die bei IS eben nur bedingt unterzubringen sind – bei SC zuschlagen lassen.Im Moment freue ich mich gerade darauf, für IS wieder schöne, einfache,straighte Rocker zu schreiben.

Ist solch eine „Doppelbelastung“ auf Dauer zu meistern? Oder hilft es dabei,dass die stilistische Ausrichtung beider Bands Ähnlichkeiten aufweist?
Naja, ich finde eiegentlich nicht, dass die Bands so ähnlich sind. Wenn Dumal die Entwicklung von Iron Savior betrachtest, stellt man schnell fest,dass sie in eine wirklich andere Ecke als SAVAGE CIRCUS geht. Besonders die“Megatropolis“ ist für meinen Geschmack nun nicht so sehr mit SC zuvergleichen. Das ist auch so gewollt, um die Themen eben nicht miteinander zuvermischen. Da ich wie gesagt für beide Stilistiken sehr zu begeistern bin,ist die „Doppelbelastung“ keine solche sondern eher eine Wohltat, da sie meinmusikalischen Spektrum erweitert.

So, kommen wir zum neuen Werk „Of Doom And Death“: wieso habt ihr geradediesen Albumnamen gewählt?
Der ist eigentlich irgendwann im Backstage bei ein paar Bier entstanden. DieSchweden hatten die Idee, alle fanden’s irgendwie gleich cool, es passte zurBand und man hatte gleich ein paar grobe Textideen. War dann sofortbeschlossene Sache.

„Dreamland Manor“ erschien vor über vier Jahren. Ihr habe also sehr lange an“Of Doom And Death“ gearbeitet. Hing das auch mit der Unsicherheit wegenThomens Situation zusammen, oder habt ihr euch einfach die Zeit genommen, umrichtig gute Songs auszuarbeiten?
Sowohl als auch. Natürlich hat uns die Situation mit Thomen erstmal selbstauch geschockt, so dass das Songwriting ins Stocken kam. Da wir aberglücklicherweise schon drei Songs als grobe Idee hatten und diese ein starkesNachfolgealbum erkennen ließen, haben wir dann die Kurve wieder bekommen unddas Songwriting nach einiger Zeit wieder aufgenommen. Zum anderen sind solcheSongs eben sehr komplex angelegt und schreiben sich nicht in ein paarMonaten. Und da wir natürlich den Zweiflern und Kritikern musikalisch sowenig Nahrung wie möglich geben wollten, haben wir uns eben die Zeitgenommen, alles, so gut es uns eben möglich war, auf den Punkt zu bringen.Ein halbgares Album mit der Thomen-Sache im Hintergrund wäre das sichere Endegewesen. Uns war klar, dass wir nur dann weitermachen können, wenn die Musikmit der Dreamland Manor mithalten kann. Das hat eben gedauert…

Folgt das Album einem durchgehenden Konzept? Sind die Lyrics irgendwiemiteinander verknüpft?
Nein. Von Konzeptalben habe ich persönlich durch Iron Savior genug, haha. DieInhalte beziehen sich lediglich alle irgendwie auf das Thema „Doom AndDeath“, wobei in allen Lyrics das Gute die Oberhand hat (naja, bis auf“Empire…“).

Kannst du vielleicht kurz auf die Texte zu den einzelnen Songs eingehen?
Wir haben uns u.a. an Stepehen Kings „Dark Tower“, Frank Herberts „Dune“,Zombies, und dem Kopflosen Reiter aus „Sleepy Hollow“ bedient. Also allesirgendwie so’n bischen gruselig, mächtig und endzeitlich, haha. Wir wolltenTexte haben, die auch inhaltlich ohne Wikipedia zu verstehen sind. Natürlichsind die trotzdem schon speziell, aber vom Dunklen Turm oder Wüstenplanetenhat im Metal-Bereich irgendwie jeder zumindest schon mal irgendwie gehört.Natürlich haben sowohl Demons &Wizards als auch Blind Guardian selbst dieseThemen ebenfalls behandelt, dennoch fanden wir die Stories „groß“ genug, sodass wir uns ihrer auch bedienen konnten. Aber auch bei völlig BG-fremdenTexten hätten alle trotzdem die Parallele gezogen, so dass dieses für dieThemenauswahl der Lyrics auf gut deutsch gesagt völlig egal war. Jetzt kannman eben noch eine Parallele ziehen. Wir sind eben damals mit SAVAGE CIRCUSangetreten, um das zu machen, was Blind Guardian seit Jahren brach liegenlassen und sind die erste Band, die es wagt, diesen Sound und diese Stilistikwiederzubeleben. Die Parallelen gehen also völlig in Ordnung. Sowohlmusikalisch als auch textlich, wobei das ja nur für 2, 3 Songs gilt.

Auf „Of Doom And Death“ ist wieder alles vertreten, was den vielschichtigenPower Metal ausmacht: Energievolle Kracher, epische und melodischeKompositionen, leicht progressiv angehauchte Stücke sowie die obligatorischeBallade. Ihr scheint dem Hörer kompositorisch auch möglichst viel Abwechslungbieten zu wollen?
Auf jeden Fall. Die Songs sind ja nicht gerade „easy listening“… dennochsollten sie auch nicht zu verschachtelt und überladen werden. Das war wiegesagt einer der Gründe, weswegen 4 Jahre ins Land gegangen sind. SolcheSongs müssen eben bei einer Länge von teilweise über 7 Minuten trotzdemfesseln, was eine abwechslungsreiche Komposition und ein gutes Arrangementzwingend macht. Man kann ja nicht einfach 7 Minuten zusammenbasteln und dannsagen, nu‘ is dass wie Blind Guardian, weil das ist jetzt 7 Minuetn lang undnur der Refrain kommt 3 mal… das reicht eben nicht. Das Material muss ebengut und abwechslungsreich sein und gut ineinander greifen.

Wie teilt ihr das Songwriting untereinander auf? Wer ist für die musikalischeSeite und wer für die lyrische verantwortlich?
Musikalisch sind Emil und ich aber auch Yenz in erster Linie verantwortlich,während die Lyrics von Jens und mir abgehandelt werden. Grundsätzlich sindwir aber ein Team, dass gemeinsam an den Sachen arbeitet.

Mike Terrana hat Thomen ersetzt. Das ist ein Name, der einem imMetal-Business irgendwie ständig begegnet. Ich weiß nicht, bei wie vielenBands Mike eigentlich seine Drumsticks im Spiel hat. Und selbst, wenn dankmoderner Kommunikationsmöglichkeiten das beim Einspielen eines Albumshinhaut, wie wird es live funktionieren? Ist Mike zeitlich da so flexibel,dass er immer mit an Bord ist?
Naja, da er per se schon auf vielen Festivals ist, sehe ich da eherSynergie-Effekte. Wenn man die Planung so aufzieht, dass SAVAGE CIRCUS mitanderen Bands, in denen Mike trommelt, bucht, kann man ja z.B. auch ne Mengean Kosten sparen. Da hat dann jeder was von. Eine Tour allerdings mussnatürlich gut geplant sein und Mike muss sich dafür auch den Terminkalenderfrei halten. Dazu ist er aber auch gerne bereit, da er auch an SAVAGE CIRICUSglaubt.

Da wir gerade von Live-Auftritten sprechen: wo und wann kann man euchdemnächst on Stage bewundern?
Wie gesagt werden wir in 2010 wieder Festival-mäßig aktiv werden und kümmernuns gerade um eine Tour.

Wer zeichnet eigentlich das für coole Artwork von „Of Doom And Death“verantwortlich? Und soweit ich das sehe, beinhaltet das Bild auch einigetextliche Bezüge wie z.B. den dunklen Turm?
Felipe Machado. Felipe hat vom mir nur die Basisinfo „Dunkler Turm“, „Dune“und Albumtitel bekommen. 2 Tage später kam das fast perfekte Cover, wo dannwirklich nur noch ein paar Kleinigkeiten gemacht werden mussten. Perfekt. Daserlebt man selten. Meist ist das mit dem Cover immer ne zähe Sache, weil dieUmsetzung der Ideen, die man so hat, dann doch nicht so 100%ig ist. Hier hatFelipe aber eigentlich gleich ins Schwarze getroffen

Und meine letzte Frage: mit welcher Band würdet Ihr gerne mal zusammen touren?
Blind Guardian, haha! Das würde auf jeden Fall musikalisch perfekt passen…

Zum Abschluss möchte ich mit dir noch unser traditionelles M1Info-Wortspielmachen: Was fällt dir ganz spontan ein zu:
J.R.R. Tolkien: alles gelesen, alle Filme mehrfach gesehen. Größte FantasyStory ever
Black Metal: nicht meine Baustelle…
Groupies: Im Metal-Bereich??? Wo denn…?
Whisky: Habe ich zu Hause im Regal stehen, hält aber recht lange bei mir…
Glauben: Muss jeder selbst wissen… Religion ist für mich persönlich nichtso mein Ding…
Metal1.info: 1 A mit Mütze, wie der Hamburger gerne mal scherzhaft sagt

Die letzten Worte an unserer Leser gehören dir!
Ich danke allen, die uns in der schweren Zeit zum Weitermachen aufgeforderthaben und uns supportet haben. Ein Teil der Scheibe ist für Euch. Weiterhinwünsche ich mir, dass die Zweifler und über die Trennung Enttäuschten dadraußen der Scheibe eine faire Chance einräumen und sie einfach nach dembeurteilen, worauf es doch letztendlich am meisten ankommt: die Musik.

Nochmal vielen Dank für die geduldige Beantwortung unserer Fragen und vielSpaß weiterhin mit SAVAGE CIRCUS!
Gerne geschehen und viele Grüße aus Hamburg!
Piet

Geschrieben am von Metal1.info

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