Interview mit Stefan von Punch’n’Judy

Wer sich die Festivalsbillings der jüngeren Vergangenheit etwas genauer angesehen hat, wird immer öfters auf einen Namen stoßen: PUNCH’N’JUDY. Die Westfalen waren mit ihrem Crossover-Folk u.a. mit Fiddler’s Green auf ausgedehnter Deutschlandtour. Nun steht nach zwei Studioplatten und einem Live-Album die nächste Produktion namens „Cross!ing Over“ kurz vor der Veröffentlichung. Wir sprachen mit Bassist Stefan über alles Wissenswerte rund um die neue Scheibe – sowie die Band selbst.


Was wohl nur die wenigsten wissen: Euch gibt es bereits seit rund sieben Jahren. Was könnt ihr den Anfängen von Punch’n’Judy inklusive Namensgebung und von den ersten musikalischen Gehversuchen bis zum ersten Album „Spring!time“ verraten?
Am Anfang stand wie so oft ein Projekt. Entstanden als Nebenprodukt einer bestehenden Band, mit dem Wunsch ein wenig härter und schubladenfreier zu sein – und vor allem, das Akkordeon weiter nach vorne zu schieben.

Inzwischen habt ihr mit „punch on!“ und „Live“ zwei weitere CDs am Start bzw. euer nächstes Album steht kurz vor der Veröffentlichung. Wie hat sich der Stil von Punch’n’Judy in der Zwischenzeit verändert bzw. weiterentwickelt?
Nun, es haben leider Gottes personelle Änderungen stattgefunden. Beruf, Gesundheit und was da das Leben halt bereit hält. Das hat sicherlich einen großen Einfluss auf den Sound, denn jeder Charakter bringt ja mehr oder weniger seinen Sound bzw. Stil mit. Was im Übrigen so ja auch gut ist.
Ja, wir stehen kurz vor der VÖ, die eigentlich schon sein sollte. Aber wenn das Schicksal wieder mal was zu verschenken hat, rufen wir gerne mal hier. So auch bei der neuen CD. Da war es der Blinddarm vom Basser, der mal spontan abgeschmiert ist und uns mächtig im Zeitplan nach hinten geworfen hat. Im Zeitplan halt insofern, da es ein Studioalbum ist namens „Cross!ing Over“. Die Live-CD vor zwei Jahren war eine spontane Aktion. Auf „Cross!ing Over“ werden dann auch Studioversionen von jenen Songs enthalten sein, die erstmals auf der „Live“ zu hören waren.


Wie seid ihr generell auf die Idee gekommen, nach zwei Studioplatten sofort eine Live-CD zu machen? Andere Bands lassen sich meist auf Grund der schwierigen technischen Voraussetzungen damit viel länger Zeit. Wie seid ihr mit diesen Schwierigkeiten umgegangen?
Das war wie gesagt eine spontane Idee, die auf der „Unvollkommen“-Tour mit Rabenschrey 2010 entstanden ist. Wir sind die Tour zusammen gefahren und Donar hatte die Idee, das Ganze als Quasi-Abschluss festzuhalten. Gesagt, getan. Aber du hast Recht, dass es schon sehr früh war. Warum nicht mal so rum?

Wie würdest du selbst eure Musik und euren Sound damals und heute beschreiben?
Gut…*grins* Also, da wäre natürlich als erstes das treibende Akkordeon. Seine Melodien sind dem Folk unterschiedlicher Couleur entliehen. Dazu die Rhythmussektion mit Gitarre, Bass und Schlagzeug und schon ist der Sound fertig. Das war die Kurzform. Unsere Einflüsse kommen aus verschiedenen Richtungen. Der gemeinsame Nenner ist der Folk, deshalb Crossover-Folk.

Inzwischen habt ihr zahlreiche Festivals und Konzerte im In- und Ausland gespielt, wart 2012 u.a. auf dem Feuertal Festival zu sehen und zusammen mit Fiddler’s Green unterwegs. Im Herbst supportet ihr wiederum die Metaller Axxis. Welche Künstler oder welche Band hat euch nachhaltig am meisten beeindruckt und vielleicht sogar beeinflusst?
Beeinflusst fühlen wir uns eigentlich von jeder Band, denn in jeder Band gibt es Dinge, die es sich lohnt, aufzunehmen. Sei es ein musikalischer Aspekt, sei es ein Musiker als Person, ein gewisser Sound, ein besonderer Spielstil. Ob Honigdieb, Coppelius, Fiddler’s Green oder Subway to Sally – es ist immer eine Riesenfreude den Leuten zuzuschauen, vor allem aber zuzuhören.

Wo fühlt ihr euch mit eurer Musik am ehesten heimisch – auf den Freilichtbühnen der großen Festivals oder in kleineren Clubs?
Also, für uns hat alles seinen Reiz. Aber ganz ehrlich, in kleinen Clubs ist immer eine besondere Stimmung. Alleine schon durch die absolute Nähe zu den Fans. Natürlich sind große Bühnen auch sehr schön.

Ihr beschreibt eure Musik wie du selbst gesagt hast grob als Crossover-Folk. Glaubt ihr, dass im Hinblick auf verschiedene Kombinationen von Folk und anderen Genres schon alles gemacht wurde oder seht ihr noch Raum für Neues?
Raum für Neues gibt es immer, da reicht nur ein besonderer Sound oder ein besonderes charismatischer Frontmann. Und schon ist es wieder irgendwie anders und neu. Wir haben uns nicht auf den Weg gemacht, etwas Neues zu schaffen. Wir haben erst geschafft und dann hat das Kind einen Namen bekommen. Wichtig ist, dass man immer authentisch bleibt.

Wie läuft das Songwriting bei euch so ab? Trägt jeder etwas dazu bei oder ist das ein spezieller Prozess eines Bandmitgliedes?
Da haben wir keine festes Schema. Oft bringt das Akkordeon eine Melodie mit und schon wächst das Ganze. Es passiert aber auch, dass ein Lied mitgebracht wird und dann das Arrangieren im Proberaum weitergemacht wird. Mal ist auch nur erst der Text da. Jeder macht irgendwo etwas.

Wenn ihr euch auf zwei bis drei Songs beschränken müsstest, um Punch’n’Judy vorzustellen, welche würdet ihr wählen? „Koboldkönig“ dürfte selbstverständlich sein, oder?
Der „Koboldkönig“ ist irgendwie nicht mehr wegzudenken. Aber er beschreibt uns schon ganz gut. Ich denke mal, dass der „Flibberty Gibbet“ ein guter Kontrastsong ist. Sehr folkig und einfach nur zum Abfeiern.


Warum habt ihr euch dazu entschieden, mehrheitlich englischsprachige Kompositionen zu machen, obwohl ihr alle deutsche Muttersprachler seid und „Koboldkönig“ eines eurer bekanntesten Stücke ist?
Sagen wir es mal so: Fünf Köpfe, fünf Meinungen. Auf der „Cross!ing Over“ sind auch wieder deutsche Texte vertreten. Aber irgendwie klingt für viele das englisch gesungene Wort einfach harmonischer. Schauen wir mal, was da noch kommt. Es wird auf jeden Fall immer wieder was Deutsches dabei sein.

Wie sehen eure Pläne für den nächsten Jahre aus? Lasst ihr alles auf euch zukommen, geht regelmäßig ins Studio und arbeitet an neuen Songs oder habt ihr auch eine größere Vision für Punch’n’Judy?
Nächstes Frühjahr wird erst einmal das neue Album betourt. Neues Material wird auch schon wieder gesammelt. Eine Vision? Ja, klar! Nie den Spaß an der Musik zu verlieren, noch viele interessante Menschen kennenlernen, erfolgreiche Konzerte spielen und nie die Neugier auf das Neue zu verlieren.

Vielen Dank für das Gespräch!

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