Review Officium Triste – Mors Viri

  • Label: Hammerheart
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Doom Metal

Nahezu unfassbar, dass mir diese Band aus den Niederlanden bislang unbekannt war. OFFICIUM TRISTE doomen sich immerhin schon seit fast 20 Jahren durch die Lande und haben in der Zeit auch eine durchaus ansprechend lange Liste von Studioalben zustande gebracht. Das alleine ist natürlich noch kein Argument, die Musik des Sextestts allerdings schon.

„Mors Viri“ (deutsch: Der Tod des Mannes) heißt die mittlerweile fünfte Full-Length-Veröffentlichung und wird für Freunde von My Dying Bride, Katatonia, Anathema oder auch Paradise Lost beworben. Für die Bands zwei bis vier muss natürlich eingeschränkt darauf hingewiesen werden, dass damit die jeweilige Frühphase gemeint ist, für erstere kommt der Vergleich auch 2013 noch ganz gut hin. Wobei OFFICIUM TRISTE dabei deutlich vielfältiger als die Briten agieren. Die Songs sind zwar ähnlich langsam, ja, teilweise fast behäbig konstruiert, aber dennoch wesentlich abwechslungsreicher gestaltet. Großen Anteil daran hat Frontmann Pim Blankenstein, der die Bandbreite zwischen tiefen, wahrhaft vollmundigen Growls und emotionalem Klargesang scheinbar spielend schafft. Ein weiterer enormer Pluspunkt: OFFICIUM TRISTE scheuen sich nicht, ihre technischen Fähigkeiten zu präsentieren. Die Gitarren hauen massenhaft Soli raus und tun dies nicht unbedacht nur um desselben Willen (frei nach dem Motto „Ohne Solo kein Song“), sondern bauen dabei Melodien ein, die locker zwischen herzergreifender Schönheit und eingängiger Erhabenheit pendeln.
Ausgesprochen unterstützend wirkt sich dabei der fette Sound der Sechssaiter aus, die Riffs der Rhytmusgitarre walzen im Prinzip alles platt, so dass sich die Melodien der anderen Instrumente voll entfalten können. Die sich dabei entwickelnde Kraft sollte eigentlich als beispielhaft für das gesamte Genre angesehen werden, es geht eben auch anders als mit eher erdigen Gitarren, die in meinen Ohren doch manchmal die letzte Konsequenz in Sachen Power vermissen lassen. Auch zum Keyboard will ich noch einige Worte verlieren. Es arbeitet ähnlich abwechslungsreich wie der Sänger, häufig spielt es unterstützende Flächen, besonders großartig klingt es aber, wenn es wie beim eingängigen Opener „Your Fall From Grace“ mit mächtigen Klavierakkorden daherkommt. Einen so schweren Klang der Tasten habe ich bislang selten gehört, die so vorzüglich zur enormen Dichte der Lieder beitragen.

Häufig beschließt man ein Review mit Sätzen wie „Würden XY immer so hart (so schnell, so langsam, so…) vorgehen, dann wäre das Album noch wesentlich stärker“. OFFICIUM TRISTE sind da entweder klüger oder einfach besser als andere Bands, wobei ich annehme, dass sie einfach die Qualität haben, denn für eine Truppe aus einem eigentlich recht limitierenden Genre wie Doom Metal präsentieren sie sich mit erstaunlicher Leichtigkeit in einer breiten Palette von Facettenreichtum. Wer oben genannte Bands mag oder generell ein Faible für düstere, harte, aber dennoch langsame und melodische Musik hat, kommt an den Niederländern nicht vorbei. Anspieltipps „Your Fall From Grace“, „Your Heaven, My Underworld“ und das großartige „To The Gallows“.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Jan Müller

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert