Review Bathory – Nordland I

Da ist er nun also endlich, der erste Teil der Nordland-Saga. Nach dem für viele Fans nicht so berauschendem „Destroyer Of Worlds“ kehrt Quorthon nun wieder zu seinen Wurzeln zurück, sprich: er präsentiert epischen Viking-Metal. Gerade diese Mischung war es, die ihn nach Glanzstücken wie „Blood On Ice“ und „Hammerheart“ zur Legende werden ließen. Was soll man also groß zu seinem neuen Output sagen?

Fangen wir direkt mal bei Quorthon selbst an! Schieben wir den wichtigsten Fakt gleich an den Anfang: nein, er schafft es immernoch nicht die Töne zu treffen. Aber mal ehrlich: konnte Metallica’s James Hetfield je singen? Die korrekte Antwort ist ein ganz klares „nein“, also kann man dies auch im Falle Quorthon’s mal ganz nett übersehen. Zumal es in seinem Falle einfach perfekt zur Musik passt. Vielleicht wären Bathory ohne Quorthon’s nervigen Gesang niemals so bekannt geworden, wie sie es heute sind. Und das wäre definitiv schade! Auch an der Produktion werden sich nach wie vor die Geister scheiden. Selbst wenn das Album sicherlich eines der besser produzierten Bathory-Alben ist, kommt der teilweise zu rauhe Sound den Songs nicht unbedingt zu Gute.

Betrachten wir nachfolgend mal die Tauglichkeit der einzelnen Stücke. Wie kaum anders erwartet, beginnt das Album mit einem Instrumental-Stück mit dem passenden Namen „Prelude“. Bereits hier läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ich hielt in der Vergangenheit nicht allzu viel von einleitenden Instrumental-Klängen, aber dieses hier ist einfach nur genial! Nein, ich sitze schon nach einer Minute Hörzeit nicht mehr in meinem warmen Zuhause, sondern laufe irgendwo in Skandinavien über eingeschneite Berge und warte, mit meinem Schwert bewaffnet, auf über mich herfallende Bösewichter. Diese Stimmung wird beim ersten „richtigen“ Song noch weiter ausgebaut. „Nordland“ ist eine der typischen Bathory-Hymnen, durch die ich die Band in den letzten Wochen kennen und lieben gelernt habe. Im mittleren Tempo versucht Quorthon das beste aus seiner Stimme rauszuholen. Ob das nun klappt oder nicht sei mal dahin gestellt, doch hört man seine Einzigartigkeit schon dadurch WIE er das Stück einsingt. Seine Begeisterung an seiner eigenen Musik ist deutlich heraushörbar und schafft eine Atmosphäre, die nicht zu toppen ist. „Vinterblot“ macht genau dort weiter, wo sein Vorgänger aufgehört hat. Auch dieser Song ist heavy, wird aber von einer tollen Atmosphäre untermauert. „Dragon’s Breath“ hingegen wirkt durch seinen rauhen Sound nicht unbedingt toll, die Gitarren klingen zweitweilens einfach nur zermatscht. Quorthon kommt in dem Song ebenfalls nicht allzu gut weg. Hier klingt sein Gesang eher nach Hilfeschreien eines Mannes, der hinter schwedischen Gardinen sitzt und schnellstens raus will. Ähm…nein, danke! Mehr Atmosphäre gibt es dann im anschließenden „Ring Of Gold“. Mit ruhigem Gesang kommt der Bathory-Chef einfach am besten weg, was wieder einmal bewiesen wird. Begleitet wird sein Gesang hier nur durch eine akustische Gitarre, wodurch der Song zuerst garnicht so recht passen will – aber doch, er tut es! Mit Unterstützung der Akustik-Gitarre beginnt auch „Foreverdark Woods“, ein Song der von Minute zu Minute epischer wird und durch seine herrliche Songstruktur besticht. Quorthon gibt erneut alles und enttäuscht seine Anhänger (und hoffentlich auch Kritiker) nicht! Mich hat er auf jeden Fall überzeugt! „Broken Sword“ beginnt mit ruhiger Einleitung und zack – wie aus dem Nichts knüppelt mich eine Double-Bass-Attacke aus den Vikinger-Latschen. Wo ist sie hin, die schöne ruhige Atmosphäre? In diesem Song regiert der pure Krieg, der von Schwertgeräuschen unterstützt wird. Klingt stressig, passt aber durch sein kriegerisches Äußeres perfekt zum Vikinger-Leben, das auch nicht immer einfach war. Bei „Great Hall Awaits A Fallen Brother“ geht es dann glücklicher Weise wieder etwas ruhiger zu – aber auch nur etwas! Dieser Song hat ebenfalls das gewisse, stressige Etwas, obwohl es zu gelegentlichen Wechseln der Dynamik kommt, die alles etwas erleichtern. Nach diesen Nackenbrechern kann sich mit dem letzten Song „Mother Earth Father Thunder“ endlich etwas entspannen. Der Song enthält alle Bathory-typischen Elemente und ist als Abschluss bestens geeignet, bevor „Heimfard“ als Outro erklingt…

Bathory-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten und dürften mit „Nordland I“ eines der stärksten Bathory-Alben hören. Wenn der zweite Teil, der übrigens bereits in den nächsten Wochen erhältlich sein wird, genauso gut ist wie dieser, kann man nur beherzt zugreifen und sich auf die nächste Vikinger-Schlacht bereitmachen. Jeder Metaller, der viel auf Atmosphäre und schöne Melodien setzt, sollte ein Ohr wagen und sich in die weiten Landschaften Nordland’s versetzen lassen. Schaden kann es ganz bestimmt nicht!

(Steffen)

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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