Review Kopek – White Collar Lies

Ich gebe zu, ich habe oft meine Probleme mit Alben, die als Alternative Rock beworben werden. Häufig klingen sie zu betont individuell, weichgespült und weinerlich. Auch bei KOPEK hatte ich derartiges erwartet, aber wo die Iren bei der Fußball-EM nicht so recht überzeugen konnten, klappt dies zumindest mit der Musik einwandfrei.

Das geht los beim rotzigen Opener „Love Is Dead“, in dem KOPEK ziemlich grungig daher kommen. Großartig schon hier die Stimme von Daniel Jordan, der röhrt und krächzt, was das Zeug hält und damit durchaus gewissermaßen irischen Charme transportiert. Überhaupt kommt „White Collar Lies“ überhaupt nicht so daher, wie es durch das erwählte Genre zumindest mal nicht abwegig ist. Herausstechend sind da beispielsweise noch das mit fetten Stoner-Riffs aufwartende „Cocaine Chest Pains“ und das, wenig überraschend, bluesige „Love Sick Blues“. Und selbst die klassischeren Alternative-Stücke sind stilvoll, weil man sich – hier hat die Werbung mal recht – gerade für die Leadgitarren sehr an U2 orientiert, die ja bekanntlich durchaus mal emotional sein können, dabei aber immer so edel umgesetzt sind, dass man keinen Grund hat, am gefühlsduseligen Element anzuecken. Durch die große Abwechslung von Song zu Song und die relativ konstant durchgehaltene hohe Qualität stört es dann auch nur halb so sehr, dass der Titelsong klingt, als wäre er als inoffizielle Fortsetzung von „Wake Up When September Ends“ geschrieben. Denn im Kontext des sonst eben nicht übermäßig rührseligen, sondern zum Teil regelrecht aggressiven Albums fügt sich der Song als Auflockerung schön ein.

KOPEK bieten Alternative Rock nur als eine von vielen Facetten an und sind dabei auch innerhalb der Songs kreativ und dynamisch. Ein solches Album nimmt man auch als Genre-Feind gerne mal mit, einfach, weil es zeigt, dass es auch anders geht. Daumen hoch für „White Collar Lies“!