Review Look My Way – Mentality

Man könnte es im Prinzip mal ausprobieren: Einer Metal- und Hardcore-affinen Person ein, zwei Dutzend Bandfotos in die Hand zu drücken und danach raten lassen, welche davon zu Bands gehören, die bei BDHW unter Vertrag stehen. Wäre sicher nicht schwer: Es sind immer vier bis fünf Bandmitglieder, mindestens ein bis zwei davon tragen eine Sonnenbrille, meist schauen alle finster auf einen herab und bis in die Haarspitzen tätowiert ist auch mindestens einer. Diesmal in the mix: LOOK MY WAY aus Aachen. Dazu kommt, dass das Bandlogo auch noch genauso aussieht wie das von „Hardcore Worldwide“, nur mit anderen Buchstaben.

Bei so viel Traditionalität kann man nicht allen Ernstes erwarten, dass es musikalisch irgendwelche Überraschungen gibt: Wäre auch blöd. Denn LOOK MY WAY klingen genauso, wie es ihr Auftreten und das Label, bei dem sie unter Vertrag stehen, versprechen: Die Riffarbeit, der Gitarrensound, das Songwriting sind allesamt absolut konventionell – auch die Songtexte und –titel könnte man beinahe erraten, so nahe liegen sie an den gängigen Klischees: Das, was ihnen gehört, wird beschützt („Protect What’s Mine“), wenn jemand aufmuckt, wird zurückgeschlagen („Backlash“), man wurde unter Löwen geboren („Born From Lions“), ein Tod in der Familie („A Death In The Family“) wird durch „Final Strength“ überwunden, denn „Outcast Always Outlast“. Voll originell und so.
Leider machen LOOK MY WAY insgesamt denn auch nicht so viel her: Man setzt auf recht monotone, wenig abwechslungsreiche Gitarren, viele Breakdowns und viel Leersaiten-Geschrubbe. Zwar sind die nötigen Zutaten, aus denen man prinzipiell ein cooles Hardcore-Album machen kann, unter anderem häufige Mid-/Uptempo-Variationen, dabei, aber die Lieder ziehen einfach nicht so, wie man das erwarten kann. LOOK MY WAY wirken oft wie eine Beatdown-Band, die dabei die nötige Aggressivität vermissen lässt – gleichzeitig ist der Gesang entweder zu verhalten oder zu erzwungen prollig, „Oh“-, „Ah“- und „Uh“-Rufe inklusive. Zu selten schaffen es LOOK MY WAY, spannungsgeladene Songs wie „Backlash“ oder die kurze Agnostic-Front-Hommage „Zero Tolerance“ zu schreiben.

LOOK MY WAY sind weder Fisch noch Fleisch. Selbst wenn man die einzelnen Sparten des Hardcore-Sektors abklappert, auf den es die Deutschen abgesehen haben könnten, fallen mir jeweils mindestens drei bis vier Bands ein, die entweder schon längst etabliert sind oder die in jüngerer Vergangenheit bessere Alben rausgebracht haben. Bei Die-Hard(Core)-Fans könnten LOOK MY WAY eventuell gut ankommen und vielleicht sind sie ja live wahnsinnig gut. Dafür sind spannende Lieder aber (auch) eine Voraussetzung.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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