Review Jack Frost – Mélaina Cholé

  • Label: Gloom Rock Enterprises
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Doom Metal

Scheitern kann doch schön sein! Die Vorliebe für schlichte Cover ist geblieben, ebenso wie die Besetzung und die musikalische Ausrichtung. Im Vergleich zum Vorgänger „My Own Private Hell“, der nun bereits acht Jahre zurückliegt, hat man sich aber für eine angenehme Mischung aus gelb-weißen Farbtönen statt dem kitschig-rosanen Schriftzug entschieden. „Mélaina Cholé“ wird als achtes Studioalbum in 23 Jahren Bandgeschichte nebenher als das beste JACK-FROST-Album aller Zeiten angepriesen.

Wenn man dem Promoschreiben Glauben schenken möchte waren im zweijährigen Entstehungsprozess einige Inkonsequenz und Disziplinlosigkeit im Spiel. Vielleicht resultiert daraus auch die Tatsache, dass es eigentlich nur neun Songs auf das Endprodukt geschafft haben. Düster und hoffnungslos starten JACK FROST in dieses neue Release und sehen zum Einstieg den eigenen Fall bevorstehen. Die Geschichten vom Scheitern werden von einem fast gleichgültigen Gesang von Frontmann und Bassist Phred Phinster gestützt, der alles Unfaire in dieser Welt in sich zu vereinen scheint. Die Gitarren sind schwer, schleppend und auch ein wenig depressiv. Flott gehen die Linzer prinzipiell nicht zu Werke, woran die Wurzeln des Doom Metal leicht erkennbar sind. Dafür gibt es einige wunderbar-melodische Momente der Saitenfraktion, die durch doppelten Gitarreneinsatz eine positive Tiefgründigkeit versprühen und die schweren Riffs gekonnt auflockern. Auch einige Akustikparts flackern wiederholt auf, die einen dezent an die Country-Legende Johnny Cash erinnern. Das Schlagzeug ist vordergründig in einer unterstützenden Rolle zu hören, aber Collossos Rossos macht diesen Part qualitativ gut und scheut sich auch nicht vor unerwarteten Tempowechsel-Einwürfen. Der Stil von JACK FROST erinnert trotzdem ganz massiv an End Of Green, deren Frontmann Michelle Darkness überraschenderweise die Produktion von „Mélaina Cholé“ übernommen hat. Da die österreichische Formation aber bereits lange vor ihren Kollegen gegründet wurde hatten End Of Green wohl eher JACK FROST als Vorbild. Sei es wie es sei, an der Produktionsarbeit des Stuttgarter Musikers kann man wenig bis nichts aussetzen, unterstreicht sie doch die Schwarzgalligkeit des Releases in gekonnter Weise. Ob es zum Abschluss allerdings noch die Radioversion des bereits vertretenen „Half A Man“ gebraucht hätte sei mal dahingestellt.

JACK FROST sind im Jahr 2015 depressiv und verzweifelt und setzen diese Eigenschaften akustisch sehr gut um. Die Lieder ähneln sich sehr in ihrer Herangehensweise, wirken dadurch aber auch als Einheit . Die relativ kurze Spielzeit von knapp 37 Minuten in acht Stücken ist dennoch etwas ernüchternd. Wer aber geradlinigem Doom Metal mit einschlägigen Gothic-Elementen etwas abgewinnen kann, bekommt mit „Mélaina Cholé“ zum Jahresende nochmal eine passende Veröffentlichung geliefert, um sich am verbitterten Schmerz über alle Ungerechtigkeiten des Lebens zu ergötzen.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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